Liebe ist der größte Schatz
Herzschlag beschleunigte sich.
„Mein ganzes bisheriges Leben war ich umgeben von Frauen, die von mir … beschützt werden wollten. Meine Mutter, Melanie, Lucinda. Du bist anders … stärker …“
Sie sahen einander in die Augen, und plötzlich war es ihr unmöglich, ihn ein weiteres Mal anzulügen. „Ich kann dich nicht heiraten, Asher.“
„Weshalb nicht?“
„Weil … weil … Es geht nicht.“
„Aber meine Mätresse kannst du sein?“
Emerald nickte, obwohl sie es eigentlich nicht wollte.
„Jede Nacht erklärst du mir, dass du mich liebst. Und manchmal, wenn du schläfst, sprichst du in deinen Träumen und sagst es auch.“
Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinab.
„Wenn du mir nur vertrauen würdest“, flüsterte Asher an ihrem Ohr und schob ihr eine Locke aus dem Gesicht. Emerald wandte den Blick ab und strich sacht über die Wunde an seinem Arm. Sie war noch immer nicht vollständig verheilt und erinnerte sie einmal mehr daran, wie zerbrechlich das Leben in Wirklichkeit war und wie leicht man es verlieren konnte.
Wenn sie Asher verlieren würde … Wenn ihm wegen ihr irgendein Leid zustieße … Nein, dachte sie, ich werde nach Falder reisen, um mir die Karte zu holen, dann nehme ich endgültig Abschied. Wenn sie Asher wirklich so sehr liebte, musste sie auf ihn verzichten.
12. KAPITEL
Das frühmorgendliche Gezwitscher der Vögel hatte gerade eingesetzt, als sie Carisbrook House verließen. Rotkehlchen, Spatzen und Finken wetteiferten miteinander in ihrem Gesang, dennoch fand Emerald, dass es ein gedämpftes Konzert war, verglichen mit den schrillen Lauten ihrer exotischen Artgenossen in Jamaika.
Miriam, Lucinda, Taris, Asher und sie nahmen in der zweiten Chaise Platz, während die erste, auf deren Kutschbock Toro neben dem Kutscher saß, voll besetzt war mit den Dienstboten. Emerald war erleichtert, dass Asher die Bedrohung durch die McIlverrays ernst nahm und auch seine Leute mit Waffen ausgestattet hatte.
Als sie London verließen, begann es zu regnen, und durch die Türritzen drang kühlere Luft als in der Stadt zu ihnen ins Kutscheninnere.
„Ist es warm genug?“, fragte Asher. Er hatte sich an alle gewandt und mied Emeralds Blick. Sie runzelte die Stirn. Er klang mit einem Mal so distanziert. Erst gestern Nacht hatte er sie mit atemberaubendem Verlangen geliebt, doch jetzt lag eine merkwürdige Fremdheit zwischen ihnen, und er schien ebenso angespannt wie sie. Zu viele Fragen, die er gestellt hat, dachte sie. Und zu wenige Antworten, die ich ihm geben konnte.
Bei der Erinnerung an die Intimität ihrer gemeinsamen Nächte hätte sie vor Verzweiflung schreien mögen. Und wenn sie seine Hände betrachtete, deren Knöchel weiß hervortraten, vermutete sie, dass es ihm ähnlich ging. Wie sollte es auch anders sein? Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie glaubte, jeder müsse es laut und deutlich in ihrer Brust schlagen hören.
Emerald sah über Miriams Schulter und wünschte insgeheim, ihr wäre der Platz am Fenster zugewiesen worden. Sie verbarg drei Messer unter ihrem Rock und hätte auch noch einen Degen mitgenommen, wenn dieser sich nicht so deutlich an ihrer Taille abgezeichnet hätte.
„Es scheint Ihnen besser zu gehen, Lady Haversham.“ Lucinda neigte sich vor, um sich mit einer belanglosen Konversation die Zeit zu vertreiben.
Emerald ergriff die Gelegenheit und wandte sich Asher zu. „Wie lange, denkst du, werden wir nach Wickford brauchen?“, erkundigte sie sich leise. Diese Stadt war ihr erster Halt, wo die Pferde sich ausruhen konnten und Wasser bekamen, während die Reisegesellschaft zu Mittag aß.
„Bei diesem Wetter drei bis vier Stunden“, erwiderte er. „Aber es wird länger dauern, wenn uns die Regenfront dort drüben einholt.“ Er rieb sich den Arm, während er sprach. Emerald nahm an, dass er noch immer Schmerzen hatte, doch sie wagte es nicht, ihre Sorge im Beisein der anderen zu äußern.
„Habe ich richtig gesehen, dass Toro und Azziz bewaffnet sind?“, wollte er wissen und sah sie an. „Ich werde auf dich achtgeben, keine Sorge, Emma.“
Fast hätte sie gelacht. Ich soll mir keine Sorgen machen, dachte sie. Gütiger Himmel. Sie hoffte, Asher gewahrte nicht, wie aufgeregt sie in Wirklichkeit war. Sie hatte Toro ange wiesen, dass er zunächst für die Sicherheit in der ersten Kutsche sorgte, bevor er den Insassen der zweiten zu Hilfe eilte, falls es während der Reise zu einem Zwischenfall kommen sollte. Obgleich ihr nicht entgangen war, dass
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