Liebe ist der größte Schatz
offenen Pavillon, wo Emma und er, entgegen seiner Behauptung, jederzeit hätten entdeckt werden können. Verwundert über sich selbst, runzelte er die Stirn und wandte den Kopf ein wenig zur Seite, damit sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.
Ich liebe dich. Sie hatte es laut und deutlich gesagt und da mit endgültig den Eispanzer zum Schmelzen gebracht, der sich seit Melanies Tod um sein Herz gelegt hatte.
Melanie. Zum ersten Mal seit Jahren sprach er in Gedan ken ihren Namen aus und lächelte dabei.
„Ich werde das Aufgebot bestellen, Emma, dann können wir im nächsten Monat heiraten. Falder hat eine kleine Kapelle.“
Emerald blickte zu ihm auf und stellte mit Erstaunen fest, dass seine Augen feucht waren. „Es gibt Dinge, die du nicht über mich weißt, und die du auch nicht wissen willst.“
„Erzähl mir alles über dich“, forderte er sie sanft auf, wobei Emerald nicht entging, dass leises Vergnügen in seiner Stimme mitschwang, so als rechne er mit harmlosen weiblichen Schwächen oder kleinen Mängeln im Gebaren. Weshalb fällt es mir nur so schwer, ihm die Wahrheit zu sagen?, fragte sie sich, obwohl sie die Antwort längst kannte: Sie hatte sich in Asher Wellingham verliebt. Und wenn sie ihm ihre wahre Identität offenbarte, würde er ihr das Herz brechen. Sie würde es nicht ertragen können, seinen hasserfüllten Blick zu sehen, wenn er erfuhr, wessen Tochter sie war.
„Das Leben in Jamaika ist so ganz anders als hier in England“, begann sie vorsichtig. „Die Regeln dort sind andere, und man besteht nicht so sehr auf Anstand wie hier.“
„Aber dein Vater war ein strenger Mann.“
„In manchen Angelegenheiten ja. Indes hätte ich, nachdem meine Mutter nach England zurückkehrte, gewisse Dinge erlernen müssen, Dinge, die für eine junge Dame wichtig sind und die ich bis heute nicht beherrsche.“
Er lachte und drückte sie an sich. „Ich kann keine auffälligen Fehler an dir entdecken, Emma, und ich brauche keine Gemahlin, die kunstvolle Stickarbeiten anfertigt, singt oder ein Instrument spielt. Nebenbei gesagt, würdest du auch nicht auf die Idee kommen, nackt schwimmen zu gehen, wenn du hier aufgewachsen wärst. Und du hättest bei den Learys etwas mehr Stoff unter deinem Kleid getragen. Ganz zu schweigen von deinem nächtlichen Besuch, bei dem du mir deine Jungfräulichkeit zum Geschenk gemacht hast. Ich sollte deinem Vater dankbar sein, dass er dich so und nicht anders erzogen hat.“ Asher griff hinter sich und brach eine Rose von einem Zweig, um sie ihr in das Haar zu stecken. „Auf den pazifischen Inseln trägt eine Frau, die einem Mann versprochen ist, eine Blüte im Haar.“
Emerald betastete die taufeuchte Knospe und lächelte.
„Du musst den Verstand verloren haben, Emerald!“ Miriams Stimme war heiser vor Wut. „Wie konntest du das Bett mit ihm teilen? Du gehst einfach zu ihm hin und treibst Unzucht ausgerechnet mit diesem Mann. Was hätten deine Eltern wohl dazu gesagt?“
„Ich kann mir vorstellen, dass meine Mutter mich verstanden hätte. Schließlich war sie erst sechzehn, als ich auf die Welt kam“, erwiderte Emerald zunehmend entnervt.
„In Jamaika würde man eine Frau, die mit einundzwanzig Jahren nichts über die fleischliche Lust weiß, als alte Jungfer bezeichnen.“
„Er muss dich heiraten, Kind. Sicher kennt er seine Pflichten als Gentleman“, erklärte Miriam entschieden.
„Wenn ich als Emma Seaton vor den Traualtar treten würde, wäre die Vermählung nicht rechtsgültig.“
„Willst du lieber ein uneheliches Kind zur Welt bringen?“, erkundigte sich die alte Dame verkniffen.
„Noch weiß ich nichts davon, dass ich schwanger bin.“
„Gib vor, du wärst guter Hoffnung. Du bist ohnehin ruiniert.“
„Wie bitte?“ Emerald verstand nicht, worauf die Tante hinauswollte.
„Der Duke of Carisbrook ist ein mächtiger und einflussreicher Mann, Emerald. Sag ihm, du erwartest ein Kind von ihm und besteh darauf, dass er dich heiratet. Wenn nötig als Emma Seaton. Wer sollte erfahren, dass dies nicht dein richtiger Name ist?“
„Das könnte ich nicht tun“, sagte Emerald bestürzt und erhob sich, um den Salon zu verlassen. Sie mochte eine Lügnerin sein, doch ihren Stolz würde sie sich nicht nehmen lassen.
Asher besuchte Emerald nach Mitternacht in ihrem Schlafzimmer, als das Haus zur Ruhe gekommen war. Er sah müde aus, und als er sie an sich ziehen wollte, wich sie ihm aus.
Es versetzte ihr einen Stich, ihn abzuweisen, doch sie
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