Liebe ist der größte Schatz
ihre Anweisung ihm nicht besonders gefallen hatte, wusste sie, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.
Emerald seufzte unhörbar. Es ist alles mein Fehler, und ich bete zu Gott, dass wir wohlbehalten in Falder eintreffen, dachte sie und lehnte sich erschöpft in die Polster zurück.
Am frühen Nachmittag fand ihre friedliche Reise ein Ende. Asher blickte aus dem Heckfenster, während Miriam und Taris schliefen und Lucinda ein Buch las. Plötzlich klopfte er heftig gegen das Kutschendach. „Reiter auf der linken Seite in Sicht!“, rief er. „Sie sehen alles andere als friedfertig aus!“
Er beugte sich vor und öffnete eine Holzkiste zu seinen Füßen, um eine Pistole herauszuholen.
„Asher?“ Alarmiert richtete Taris sich nun auf, während Lucinda, die in ihre Lektüre vertieft gewesen war, erschrocken hochfuhr und ihr Buch fallen ließ.
„Duckt euch in die Polster. Sofort!“, rief er, riss den Schlag auf und lehnte sich hinaus.
Dann geschah alles sehr schnell: Pistolenschüsse knallten durch die Luft, die Pferde gingen wiehernd durch, und plötzlich tat die Kutsche einen Satz, der sämtliche Insassen aus den Sitzen schleuderte. Das Gefährt schlingerte einige Male wild hin und her, dann fiel es krachend auf die Seite und rutschte den Straßenabhang hinunter.
Als Emerald zu sich kam, fand sie sich unweit des Unfallortes unter einer Eiche wieder. Alles drehte sich um sie, und als sie sich an den Kopf fasste, fühlte sie warmes Blut unter den Fingern. Mühsam richtete sie sich auf und sah, dass Asher sich weit hinter ihnen auf der Landstraße befand. Offensichtlich war er rechtzeitig aus der Chaise gesprungen und versuchte nun, die McIlverrays, um die es sich ohne jeden Zweifel handelte, von ihnen fernzuhalten und in eine andere Richtung zu treiben.
Sie wandte sich zur anderen Seite und stellte erleichtert fest, dass Miriam und Lucinda in der Nähe der umgestürzten Kutsche saßen und sich benommen umsahen. Erneut hallten Schüsse durch die Luft, und Emerald erhob sich rasch. „Flieht in den Wald und haltet erst an, wenn ihr ein taugliches Versteck gefunden habt. Am besten legt ihr euch flach ins Unterholz, damit man euch nicht entdeckt.“
Nachdem die Frauen sich auf den Weg gemacht hatten, vergewisserte Emerald sich, dass ihre Messer noch an Ort und Stelle waren, und lief auf die Straße, um sich Asher anzuschließen. Zu ihrer größten Besorgnis war er nirgendwo mehr zu sehen. Nach einer Weile blieb sie stehen und lauschte den Schüssen, die aus dem Wald an ihre Ohren drangen. Nun wusste sie, wo Asher zu finden war. Hastig zog sie das Messer, das sie an ihrer Wade befestigt hatte, hervor und schnitt den schweren und hinderlichen Rock ihres Kleides ab. Dann rannte sie los.
Asher lief der Schweiß in die Augen, und er blinzelte heftig, um besser sehen zu können. Eine Handvoll finster aussehender Kerle war ihm auf den Fersen. Als er eine Lichtung am Ufer des Flusses erreichte, winkte einer von ihnen seinen Kumpanen zu, die Asher von seiner Position nicht sehen konnte. „Gott hilf mir“, murmelte er. Er hatte Azziz bewusstlos zurücklassen müssen, und Toro sowie seine eigenen bewaffneten Dienstboten waren nirgendwo zu sehen gewesen. Bevor er losgelaufen war, um die Schurken von seinen hilflosen Reisegefährten abzulenken, hatte er sich noch vergewissert, dass es Emma und Taris gut ging. Auch sie waren ohnmächtig gewesen, doch ihr Puls hatte sich kräftig und regelmäßig angefühlt.
Jetzt hing alles von ihm ab.
Er legte die Pistole ins Gras und füllte seinen Hut mit feuchtem Laub, bevor er ihn auf einem Busch drapierte. Wenn er Glück hatte, fielen die Räuber darauf herein und wähnten ihn hinter dem Strauch.
Es muss einfach klappen, dachte er und verbarg sich neben einer alten Weide, deren Äste anmutig ins Wasser tauchten.
Sein Plan ging auf: Binnen weniger Minuten hatte er drei von sechs Männern niedergestreckt, und er war zuversichtlich, dass es noch mehr würden, bevor sie ihn erwischten.
Emerald entdeckte ihn auf der Lichtung, wo er gerade mit einem von McIlverrays Männern kämpfte. Für einen kurzen Moment vermochte sie sich nicht von der Stelle zu bewegen, als sie Asher so kraftvoll und energisch fechten sah.
Er hatte bereits zwei Männer in die Knie gezwungen, doch die anderen waren im Begriff, ihn mit ihren vorgestreckten Degen zu umzingeln. Furchtlos stellte Asher sich dem Kampf mit dem nächsten Angreifer, der auf ihn zu stürzte. Er beherrschte, wie Emerald feststellte, eine
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