Liebe ist der größte Schatz
musste es tun. Für die kurzen Momente in seinen Armen würde sie für den Rest ihres Lebens büßen. In Zukunft würde, dies wusste sie genau, keine Stunde mehr vergehen, in der sie sich nicht danach sehnte, Asher nahe zu sein. Ihre ablehnende Geste mochte ihn kaltherzig anmuten, doch es war das Beste für sie beide. Wenn er sie hasste, war es für sie umso leichter, Abschied zu nehmen. Auch für ihn.
„Es war ein Fehler, dass ich gestern Nacht zu Ihnen kam.“
„Ein Fehler?“
„Ich bin eine Dame und war noch Jungfrau. Sie hätten mich fortschicken müssen.“
Er lächelte, offenbar glaubte er nicht, dass sie es ernst meinte. „Dass du unberührt warst, konnte ich nicht erkennen, als du mich beim Auskleiden so verführerisch angesehen hast – wie eine Frau, die nicht zum ersten Mal mit einem Mann zusammen ist.“
In ihre alte Rolle zurückfallend, wandte sie sich um und kniff sich in die Wangen, um verlegen zu erscheinen. „Ich war eine unschuldige …“
„… junge Dame, der ich die Ehe angeboten habe.“
„Weil Sie sich schuldig und verpflichtet fühlen?“ Er schwieg, und Emerald sah sich in ihrer Befürchtung bestätigt. „Ich an Ihrer Stelle würde nicht heiraten, nur weil mein Anstandsgefühl mich dazu zwingen will, Euer Gnaden.“
„Denkst du wirklich, dass ich dir aus diesem Grund einen Antrag gemacht habe?“, fragte er mit einer Spur von Verärgerung in der Stimme.
„Das denke ich in der Tat. Aber sorgen Sie sich nicht um mich, Euer Gnaden, denn ich werde schon bald nach Jamaika zurückkehren und mich dort um meine Belange kümmern. Und ich weiß nicht, wann ich wieder nach England komme.“
„Dann hast du deine Jungfräulichkeit für eine flüchtige und bedeutungslose Affäre aufgehoben? Erwartest du von mir, dass ich dir das glaube?“
Als er auf sie zutrat, um sie in die Arme zu nehmen, wollte sie ihm Einhalt gebieten, ihm versichern, dass es falsch war, doch sie konnte sich nicht dazu bringen. Stattdessen verschränkten ihre Finger sich wie von selbst mit seinen, und sie lehnte den Kopf an seine Brust.
„Hat es wehgetan?“
„Nein.“ Unwillkürlich musste sie lächeln ob der abwegigen Frage, denn erst heute Morgen hatten sie einander unaussprechlich schöne Gefühle bereitet.
„Ich will dich, Emma. Jetzt. Hier. Heute Nacht“, flüsterte er ihr ins Ohr, wobei seine Lippen ihr Ohrläppchen ganz sacht berührten.
„Nur heute Nacht, Asher. Ab morgen …“
Er strich ihr mit dem Daumen über die Lippen und brachte sie zum Schweigen. Begehren stieg in ihr auf und ließ sie vergessen, was sie ihm zu sagen beabsichtigt hatte. Seufzend legte sie ihre Hände um seinen Nacken und zog ihn zu sich, um ihn leidenschaftlich zu küssen.
Emerald konnte ihm kaum in die Augen schauen, nach dem, was sie in der Nacht bis zum Morgengrauen erlebt hatte. Selbst der Gedanke daran ließ sie heftig erröten. Wie selig sie gewesen war, als sie ihn empfangen hatte, denn sein zärtlicher Blick hatte ihr noch größeres und vor allem beständiges Glück verheißen.
Ich liebe dich.
Sie hatte es wieder gesagt, als sie voller Leidenschaft mit ihren Fingern durch sein Haar gefahren war und sich ihm auf dem Gipfel der Lust entgegengebogen hatte.
Asher und sie hatten keine Sekunde geschlafen, als die ersten Sonnenstrahlen zu ihnen in das Zimmer drangen. Diesen Augenblick würde sie ihr ganzes restliches Leben nicht vergessen, und sie würde davon zehren, bis sie ihren letzten Atemzug tat.
11. KAPITEL
Geschickt wehrte Asher mit seinem Degen die Angriffe seines Freundes Jack ab und setzte ihm die Klingenspitze an die ungeschützte Kehle. „Touché.“
Selbst seine Stimme klang stärker als früher, und mit der Sonne im Gesicht und dem Bild von Emma im Herzen, wie sie sich leidenschaftlich an ihn schmiegte, fühlte er sich unverwundbar, unangreifbar und lebendig wie nie zuvor.
„Du brauchst mehr Übung, Jack, wenn ein kranker Mann dich schlagen kann.“
„Du bist kein kranker Mann, Asher. Du siehst heute so gut aus wie seit Jahren nicht mehr.“
Verlegen wandte Asher sich ab. Drei Tage, in denen er die düsteren Geschehnisse der Vergangenheit fast vergessen hatte, und wenn er an Melanie dachte, schmerzte es weniger als früher. Alles, was er für wesentlich und wahrhaftig hielt, kreiste um Emma Seaton mit ihren schönen türkisfarbenen Augen.
„Morgen kehre ich nach Falder zurück“, sagte er und zeigte auf seinen von der Bandage befreiten Arm.
„Weil du annimmst, dass sie es wieder
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