Liebe ist ein Kleid aus Feuer
andere und lief dann aufgelöst in die Küche, um aufzutischen, was Kammer und Keller zu bieten hatten.
»Nur keine Umstände!«, sagte Otto. »Mir geht es nur um mein Schwert.«
Mit offenem Mund starrten alle ihm hinterher, als er über den schneebedeckten Hof schritt, aufrecht und stolz in seinem Königsmantel aus purpurroter Wolle.
Algin verzog keine Miene, als die beiden Männer seine Schmiede betraten. Ein flachshaariger, magerer Junge betätigte den Blasebalg, ließ aber bei ihrem Anblick alles fahren.
»Was machst du da?«, fragte Otto.
Algin zog mit der Zange ein eisernes Ungetüm aus der Esse.
»Ein Wolfseisen«, sagte er. »Das Einzige, was gegen diese Bestien hilft. Man hängt es an einen Baum«, er deutete auf den oberen scharfkantigen Zacken, »und spießt hier ein blutiges Stück Fleisch auf. Sie können nicht anders, als hochzuspringen und danach zu schnappen. Dann fährt das Eisen in ihren Bauch. Die Gier treibt sie in den Tod.«
Otto zog sein Schwert aus der Scheide und legte es vor den Schmied auf den Amboss.
»Der Griff ist locker«, sagte er. »Meine Hiebe müssen sitzen. Ich kann kein Risiko eingehen. Heute weniger denn je.«
Algin nahm das Schwert, hob es auf, wog es prüfend.
»Es hat schon so manche Schlacht gesehen«, sagte er. »Doch jetzt ist es matt und müde.«
»Das sagt es dir?«, fragte der König.
»Das und einiges mehr.« Algin hielt die Waffe ganz nah vor seine Augen. Dann streckte er sie weit weg, ließ sie von einer Hand in die andere gleiten. »Du kämpfst rechts, aber eigentlich wäre die Linke stärker. Du bist mutig und voller Ungeduld. Klug in der Überlegung. Ein Taktiker. Doch wenn der Zorn dich überkommt, dann vergisst du alles und haust blindwütig drein …«
»Es ist dein König, der vor dir steht, du Tropf!«, unterbrach ihn Raymond. »Also mäßige dich gefälligst!«
»Ich weiß«, erwiderte der Schmied. In seinen ernsten Augen erschien die Spur eines Lächelns. »Ich habe niemals aufgehört, ihm zu dienen.« Er räusperte sich. »Ich müsste das Schwert zerlegen, wenn der Griff dauerhaft halten soll. Anders arbeite ich nicht.«
»Dann tu es«, sagte Otto. »Ich werde dir dabei zusehen.«
Algin spannte das Schwert unterhalb der Parierstange ein. Zwei Holzstücke schützten die Klinge vor den eisernen Backen des Schraubstocks.
»Den Setzhammer, Marten!«, rief er.
»Dein Sohn?«, fragte Otto, als der Junge eilig das Werkzeug brachte. »Jeder von uns sollte einen Sohn haben, der sein Erbe weiterführt.«
»Das ist ein Bursche aus dem Dorf, der mir ab und an zur Hand geht. Meinen Sohn hab ich verloren«, sagte Algin dumpf. »Halt mit dem Setzhammer dagegen, Junge, sonst machen wir noch des Königs Schwert krumm!«
Mit einem Meißel trieb er den alten Nietkopf von der Seite so weit zurück, dass er den Knauf abnehmen konnte.
»Die Parierstange ist schon einmal geflickt worden«, sagte er, »und nicht besonders sorgfältig dazu. Das geht auf Kosten der Stabilität.« Ein kurzer Blick zum König. »Daran lässt sich auf die Schnelle nichts ändern.«
Danach schwieg er, konzentrierte sich auf das Zusammenspiel von Hand und Metall. Er prüfte zunächst den Sitz des Schwertes in der Parierstange genau, feilte hie und da etwas nach, nahm einen Stichel und entfernte einen Grat. Der König sah ihm dabei zu und schien alles um sich herum vergessen zu haben.
Raymond spürte, dass er nur störte.
»Ich werde nachsehen, wie weit sie mit dem Mahl sind«, sagte er und verließ die Schmiede.
Als alle Teile zu passen schienen, setzte Algin sie in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammen, erst die Parierstange, dann den Griff und zum Schluss den Knauf. Mit einer Punze vernietete er das Ende des Erls, bis das Schwert wieder fest mit dem Griff verbunden war. Nachdem er es ausgespannt hatte, wirbelte der Schmied das Schwert herum und schien zu einem Hieb auszuholen.
Marten und der König wichen unwillkürlich zurück.
»Nun taugt es wieder für neue Schlachten.« Mit diesen Worten übergab Algin die Waffe ihrem Besitzer.
»Ein neues Schwert aus deiner Hand«, sagte Otto gerade, als die Tür aufging. Ein kleines Mädchen mit braunen Locken kam herein, brachte einen Laib Brot und einen Krug Bier, beides so schwer, dass sie es kaum tragen konnte.
»Für dich!« Sie lächelte Otto strahlend an. »Von meiner Mama.«
Hinter ihr schob sich Gunna in die Schmiede.
»Mein König, mein Herr!« Sie verneigte sich tief. »Unsere einfachen Speisen mögen dich
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