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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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erfrischen.«
    Otto riss ein Stück von dem Laib und begann genussvoll zu kauen. »Dein Brot ist gut. Dein Bier auch«, sagte er, nachdem er getrunken hatte. »Aufs Backen und Brauen scheinst du dich gut zu verstehen.«
    »Aufs Töpfern auch«, sagte sie. »Dieser Krug stammt von meiner Scheibe. Wenn sie sich lustig drehte, haben ich und die meinen stets zusammen um die Wette gesungen, ein schönes Lied, das uns frei und froh gemacht hat. Doch das Singen ist mir schon lange vergangen.«
    »Ich hab kaum jemanden in meinem Reich getroffen«, sagte Otto und betrachtete sie ungeniert, »der das überlebt hat, wovon dein Gesicht zeugt. Du musst eine tapfere Frau sein.« Er drehte sich zu Algin um. »Die Frau eines besonderen Mannes.«
    »Damals hab ich Glück gehabt. Ich war so dankbar und froh, wollte das Glück für immer festhalten. Irgendwann muss ich vergessen haben, darauf aufzupassen. Denn leider hat es uns verlassen.«
    Gunna schien zu zögern, dann fasste sie sich ein Herz und fiel vor Otto auf die Knie, ohne sich um Schmutz und Metallspäne zu scheren.
    »Unser Sohn Lando, mein König, büßt für etwas, das eigentlich nicht seine Schuld …«
    »Das Mahl ist bereit.« Raymonds knurrige Stimme ließ sie verstummen. »Und du stehst sofort auf, sonst kannst du was erleben!«
    Gunna erhob sich rasch, packte Lenyas Hand und lief hinaus.
    Raymonds Tonfall änderte sich, und die Spur eines Lächelns erhellte sein Gesicht, doch es war zu sehen und zu hören, welche Kraft das den grauen Wolf kostete.
    »Ich hoffe, alles, was Burg Scharzfels zu bieten hat, wird dir munden, Monseigneur!«

    Als sie schließlich ja gesagt hatte, ja gegen ihren Willen, ja gegen die innere Überzeugung, ja gegen jede Vernunft, schien alles sich um Eila zu drehen, aber es war nur ein Augenblick, in dem die Dinge der Welt Kopf standen. Danach war es wie zuvor, als sei dieses Wort niemals ausgesprochen, dieses Versprechen nie gegeben worden: Wände und Decke an ihrem Platz, der Boden wieder unter ihren Füßen, sicher, eisig und unverrückbar.
    Sigmar war kurzerhand in ihr Gemach gestürzt, ohne sich um Rose zu kümmern, die mit großen Augen auf dem Bett hockte. Zuerst war es Eila peinlich gewesen, dass sie nicht mit ihm allein war, dann jedoch war sie froh um die Anwesenheit der Freundin, spürte sie als stumme Unterstützung in ihrem Rücken.
    »Ich bin dein Tor in die Freiheit«, hörte sie ihn sagen. »Das weiß ich. Und falls du mich nur deswegen nimmst, wirst du es schnell bereuen. Vielleicht glaubst du ja, ich ließe mich hinhalten und am Gängelband führen wie manch andere Männer, doch da irrst du dich. Ich will dich mit Haut und Haar, Eila. Und mit Haut und Haar werde ich dich bekommen.«
    Allmählich drang zu ihr durch, was eben geschehen war.
    Müsste sie ihm jetzt nicht eigentlich von den toten kleinen Brüdern erzählen? Von dem Fluch, der auf ihrer Mutter lag und vielleicht auch auf ihr, nun, da sie sich anschickte, ein Leben wie sie zu führen? Sie verstand nicht genau, wovon er redete. Die Frau eines Ritters zu sein, bedeutete vor allem: zu warten. Das hatte sie als Tochter eines Ritters zur Genüge lernen müssen.
    Welche Freiheit meinte er eigentlich?
    »Die Hochzeit wird an Ostern sein«, fuhr er fort. »In Magdeburg. Bis dahin müssen alle Vorbereitungen abgeschlossen sein. Dein Vater meint, das sei zu schaffen.«
    Die Tür sprang auf. Oda schien Sigmars letzte Worte gehört zu haben und kam geschäftig herein.
    »Mach dir keine Sorgen!«, sagte sie zu ihm. »Und überlass den Brautvater und alle anderen Angelegenheiten ruhig mir! Wir werden bereit sein. Auch für Herzogin Ida, die nach der Hochzeitsfeier meine Tochter zu sich holen wird. Als ihre Hofdame und Vertraute.« Der Stolz machte ihre Stimme schrill. »Im Namen der Familie habe ich ihr bereits unsere Freude ausgedrückt.«
    Sigmars Gesichtsausdruck verriet nicht, was er von dieser Entwicklung hielt.
    Odas Blick geriet noch eine Spur kühler.
    »Noch irgendetwas, was du deiner Braut bis dahin sagen möchtest?«
    Sie hörten Pferdewiehern, laute Männerstimmen, Waffenklirren.
    »Sie sind zurück!«, rief jemand. »Mit brandneuen Nachrichten. Alle Ritter in den großen Saal!«
    »Ich muss zu den anderen.« Sigmar war nicht mehr zu halten. »Vielleicht ziehen wir ja schon bald los.«
    »Und mein Vater und der König?«, rief Eila ihm hinterher, erhielt aber keine Antwort. Kein Wunder – sie war ja nichts als eine Spielfigur, die andere nach Belieben auf dem großen

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