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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sagte sie. »Vielleicht wird es sogar nie dazu kommen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dass ich nur Sigmars Frau werden kann, wenn ich zuvor erfahre, wo Lando ist.«
    Sie atmete flach. Jetzt war es endlich heraus!
    »Wem willst du damit drohen? Mir etwa?« Raymond hatte sich zum grauen Wolf verwandelt, sah so finster und bedrohlich aus, dass ihr Herz schneller schlug.
    »Wo ist Lando, Vater? Bitte!«
    »Wozu sollte ich dir das sagen – ausgerechnet dir?«
    Sie durfte ihm nichts verraten von Gunnas bitterem Bier und den schrecklichen Bildern in der Felsenhöhle. Nichts davon, dass sie um Landos Leben bangte. Er würde sie für verrückt erklären und erst recht nichts preisgeben.
    Womit nur konnte sie ihn erweichen?
    »Für meinen inneren Frieden. Damit ich Sigmars Frau werden und endlich wieder ruhig schlafen kann …«
    »Ruhig schlafen willst du? Meine kluge Tochter, die sich mit dem Erstbesten auf dem Boden gewälzt hat wie die billigste Dorfmetze! Ich dachte immer, ich hätte dich etwas anderes gelehrt in all den Jahren.«
    »Es war ganz und gar nicht billig, Vater, das musst du wissen, und Lando war nicht …«
    Seine ungeduldige Geste schnitt ihr das Wort ab.
    »Du kannst froh sein, dass du bei allem noch so glimpflich davongekommen bist«, sagte Raymond. »Ohne einen Bankert. Ohne öffentliche Schande. Dass du heute so dastehst, hast du allein meiner Umsicht zu verdanken. Es gibt keinerlei Anlass zu Hochmut oder Übermut. Diese Hochzeit oder das Stift – eine andere Wahl hast du nicht.«
    »Wo ist Lando, Vater? Bei meinem Leben – ich beschwöre dich, sag es mir! Ich werde Sigmar heiraten, aber ich kann es nur tun, wenn ich das weiß! Auch wenn du mich jetzt verachtest oder gar hasst: Tu es für deinen kleinen Habicht, der ich einmal war!«
    Eilas Augen hingen flehentlich an seinem Gesicht, und plötzlich schien sich etwas in ihm zu verändern.
    »Im Rammelsberg.« Er spuckte ihr die Worte regelrecht entgegen. »Dort gräbt er nach Eisen und Silber. Vorausgesetzt, er hat bis heute überlebt.«

    Otto begann zu lächeln, als er Oda erblickte, ein warmes, breites Lächeln, das gar nicht mehr aufhören wollte. Er erhob sich von seinem Tisch, an dem er geschrieben hatte, ein stattlicher Mann, dessen rötliches Haar das erste Grau zeigte.
    »Verzeih, dass ich dich so überfalle, Sire!« Sie schlug anmutig die Augen nieder. »Noch im Reisekleid. Schmutzig und verwahrlost von dem langen Ritt …«
    »Du bist wie der Mond, Oda. Silbern und schön.«
    »… aber das Herz einer Mutter ist es, das mich dazu zwingt.« Jetzt sah sie ihn eindringlich an. »Was ist der Grund, Sire? Weshalb wurde die Hochzeit meiner Tochter mit dem jungen Billunger verschoben? Antworte mir aufrichtig, ich bitte dich!«
    »Du kennst den wahren Grund nicht?« Auch Otto war ernst geworden.
    Oda schüttelte den Kopf. Plötzlich fühlte sie sich tatsächlich so hässlich und unansehnlich, wie sie sich eben geschildert hatte. Was wusste sie noch von den Begebenheiten am Hof? Den Intrigen und Koalitionen? Hatte sie sich überschätzt? Und sich womöglich in der Einsamkeit von Burg Scharzfels alles viel zu einfach vorgestellt: den, der sie einst verraten hatte, in die Knie zu zwingen und den ungeliebten Ehemann gleich mit dazu.
    »Nicht die leiseste Ahnung?«
    Odas Beklommenheit wuchs. Und wenn der Verräter tatsächlich gegen sie gearbeitet hatte? Wenn er mit ein paar harten, grausamen Worten längst all das zerstört hatte, was einzufädeln sie solch Mühe gekostet hatte? Sie musste sich beherrschen, um ruhig und gelassen zu wirken.
    »Ida?«, fragte sie mit dünner Stimme. »Will die Herzogin die neue Vertraute vielleicht nicht gleich mit einem Gemahl teilen?«
    Otto begann so herzhaft zu lachen, dass sie zusammenfuhr.
    »Ich wusste, dass du klug bist«, sagte er, als er sich wieder gefasst hatte, »aber noch nicht, wie klug du bist! Genau so werden wir es nach außen darstellen. Der wahre Grund jedoch …«
    Er nahm ihre Hand und küsste sie. Odas Herz begann wild zu schlagen.
    »Sag ihn mir!«, flüsterte sie. »Bitte!«
    »Du sollst unser Gast sein. So lange wie möglich. So nah wie möglich. Wir werden beides einzurichten wissen.« Er zögerte, suchte ihren Blick. »Vorausgesetzt, wir haben dein Einverständnis, liebste Oda.«
    »Es wird die größte Freude meines Lebens sein«, sagte sie mit fester Stimme. »Mit nichts in der Welt könntest du mich glücklicher machen, Sire!«

    Noch immer aufgewühlt von dem Gespräch mit dem Vater, war

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