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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Eila irgendwann in den Schlaf gefallen, als ein Geräusch sie plötzlich weckte.
    »Ida?«, rief sie. Doch es kam keine Antwort.
    Da waren nur das Glimmen eines kleinen Öllichts und eine dunkle Gestalt, die sich langsam näherte. Eila setzte sich auf, zog die Decke enger um sich.
    »Wer ist da? Antworte gefälligst!«
    »Wer schon? Ich muss doch mein Liebchen wenigstens sehen. Allein. Ohne all die anderen, die dabei nur stören. Jetzt, wo ich auf einmal noch länger warten soll – und es doch eigentlich gar nicht mehr kann.«
    Sigmar setzte sich zu ihr, begann ihre Wangen zu küssen, ihren Hals, dann glitt sein Mund tiefer zu ihren Brüsten. Eila schob ihn energisch weg.
    »Nicht hier und nicht jetzt! Wenn Ida uns hört!«
    »Und wenn schon! Sie wird sich daran gewöhnen müssen, dich mit mir zu teilen«, sagte er. »Und auch daran, dass mir der bessere Part von dir gehört. Steckt eigentlich sie hinter diesem Aufschub? Weißt du etwas davon? Hat man dir etwas gesagt?«
    »Ich weiß gar nichts. Niemand hat mir etwas gesagt. Was willst du, Sigmar? Noch sind wir nicht Mann und Frau!«
    »Ach, sind wir das nicht schon längst, Eila? Eigentlich doch schon seit Jahren, erinnerst du dich nicht mehr? Jene wunderbare Nacht im Zelt, damals bei der Prinzenhochzeit? Ich hab sie niemals vergessen. Du warst so jung und so heiß und süß, eine saftige …«
    »Sei still!« Tränen traten in ihre Augen. Sie hob die Hand, um sie wegzuwischen, als Sigmar plötzlich ihre Hand packte und festhielt.
    »Ich mag dieses hässliche Ding nicht, das du da trägst«, sagte er. »Zeit, es endlich abzulegen, findest du nicht? Du bekommst zur Hochzeit einen besseren Ring von mir. Breit und golden. Mit einem hübschen roten Stein, der in der Sonne glitzert.«
    »Ich kann nicht.«
    »Weshalb?« Sigmar schien es für eine Art Spiel zu halten, das hörte Eila an seiner Stimme. »Wer hindert dich daran?«
    »Der Ring sitzt zu fest. Ich kann ihn nicht abziehen. Niemals.«
    »Dann gehen wir eben zu Algin, der soll ihn aufschneiden. Wozu hat dein Vater den besten Schmied des Reiches?«
    »Das geht nicht.«
    »Und warum?« Der spielerische Ton war verschwunden. Sigmar begann wütend zu werden.
    »Quäl mich nicht! Ich hab schließlich noch eine zweite Hand. Für deinen Ring.«
    Sigmar riss sie hoch, so unbarmherzig war sein Griff auf einmal. »Das genau ist es, was ich damals gemeint habe«, sagte er. »Mit Haut und Haaren, erinnerst du dich noch? Widersetz dich mir nicht! Du könntest es bereuen.«
    Eila verzog keine Miene, obwohl er ihr wehtat.
    »Dann schneid mir doch den Finger ab!«, sagte sie. »So kannst du wenigstens deinen Willen durchsetzen.«
    »Du willst mich zum Kampf herausfordern, Eila? Das kannst du haben!«
    Sigmar stand auf, nahm das Licht und ging hinaus.

    Es war ein schlichtes Kästchen aus Buchenholz, klein genug, um es unauffällig mit sich zu tragen, das der Strick behutsam vor sich auf den Tisch stellte. Er atmete tief aus, dann schob er den Deckel vorsichtig beiseite. Ausgelegt war es mit weißem Leinen, eine Unterlage, die alles, was sich darauf befand, noch plastischer wirken ließ.
    Was er erblickte, war dunkel geschrumpft und sah hart aus. Ein scheinbar unbedeutendes Körperteil, das ihm jedoch Ruhm und Reichtum verschaffen würde.
    So lange hatte es gedauert, es in seinen Besitz zu bringen!
    Seine Hand fuhr zu der Narbe an seinem Hals. Ein hässliches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Seine Augen wurden feucht.
    Dann holte er ein zweites Kästchen heraus, dem ersten äußerlich in allem gleich. Er stellte die beiden nebeneinander, zog die Kerze näher heran, um sie zu vergleichen, und kniff prüfend ein Auge zu.
    Niemand würde die beiden jemals voneinander unterscheiden können. Sein Plan schien aufzugehen.

Sieben

MAI 951
KÖNIGSPFALZ GRONE
    E ila gab sich Mühe, möglichst lange die Luft anzuhalten, wie jedes Mal, wenn sie die Kemenate der Herzogin betrat. Als sie schließlich doch wieder atmen musste, stach ihr aus dem Alkoven ein übler Geruch nach Blut, Schweiß und Kräutersud in die Nase, der düstere Erinnerungen an das Kindbett der Eiskönigin wach werden ließ. Seit Tagen hatte Ida das Bett nicht mehr verlassen. Ein starkes Fieber, das auch die Lunge befallen habe, so hatte es zunächst geheißen, inzwischen jedoch wusste der gesamte Hof Bescheid.
    Die Herzogin hatte eine frühe Fehlgeburt erlitten, nicht zum ersten Mal, wollte man den Gerüchten Glauben schenken, die mittlerweile überall in Grone die

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