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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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hinein. Jetzt leuchteten die Holzkohlen auf.
    »Du bist wach geworden?« Bruder Lukas nickte ihm kurz zu. »Willst du zusehen? Dann komm!«
    Jetzt standen sie zu zweit an der Esse.
    »Was machst du da?« Landos Stimme hatte sich verändert, und auch sein Blick war plötzlich klarer geworden.
    »Erklär ich dir ein anderes Mal«, sagte der Mönch. »Für heute reicht es, wenn du zusiehst.«
    Vor Aufregung konnte Lando kaum noch schlucken. Seinen Augen fiel es schwer, den Bewegungen des Mönchs zu folgen, so sicher und schnell waren dessen Hände.
    »Sie tanzen«, sagte er plötzlich. »Sind so fröhlich!«
    Bruder Lukas lächelte. »Hat ordentlich gedauert, bis sie das endlich konnten«, sagte er. »Ein Silberschmied fällt wahrlich nicht vom Himmel. Zwischendrin war ich manchmal kurz davor aufzugeben. Riechst du den Weinstein?«
    Lando nickte.
    »Der ist jetzt gänzlich zu Asche zerfallen. Die werde ich mit Wasser vermischen und auf die Lötstelle auftragen. Damit die Kuppa« – er tippte auf die Schale – »endlich ihren Fuß erhält.«
    Wieder hantierte er mit großer Geschicklichkeit, wieder folgten ihm Landos Augen unverwandt. Als Bruder Lukas sein Silberblech mit der Zange aus der Glut ziehen wollte, schüttelte Lando plötzlich den Kopf.
    »Zu früh«, sagte er. »Das Rot muss dunkler werden. Dann geht das Schmieden leichter.«
    »Silberblech wird heller, je heißer es wird, das schon mal für heute.« Bruder Lukas warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. »Du hast niemals Särge gezimmert«, sagte er.
    »Nein.« Lando schüttelte den Kopf. »Das Feuer. Es war immer nur das Feuer.«

AUGUST 951
GARDA
    Wenn der Gecko sich bewegte, würde sie kommen.
    Kopfunter klebte die kleine Eidechse an dem rissigen Felsen, als sei ihr Körper mit dem Untergrund zu einer Einheit verwachsen. Auch farblich hob sie sich kaum von dem Gestein ab. Man musste ganz genau hinschauen, um sie überhaupt zu erkennen. Eila hätte nicht sagen können, wie lange sie hier schon regungslos ausharrte, eine halbe Ewigkeit, so jedenfalls erschien es ihr.
    Haar und Körper schweißnass. Die Kehle wie zugeschnürt, jetzt, da alles von ihr abhing. Die größte Sorge bereitete ihr das zweite Pferd, eine junge Stute, die sie erst seit ein paar Tagen ritt, schnell und wendig, aber mit wenig Ausdauer. Das Tier schnaubte, schien des langen Wartens ebenso überdrüssig wie Eila selber, während die andere Stute lammfromm wirkte. Sollte sie die Pferde doch noch tauschen, um jedes Risiko auszuschließen? Sigmar und seine Männer durften ihr Versteck nicht verlassen; unmöglich, jetzt mit ihnen in Kontakt zu treten und sie zu befragen.
    Ein Grollen ließ sie aufhorchen. Gewitter? Aber die Sonne stach noch immer herunter, und die wenigen Wolken, die am tiefblauen Himmel trieben, hatten nichts Bedrohliches.
    Plötzlich kam Bewegung in den Gecko. Sein Schwanz fuhr hin und her, dann war die Eidechse mit ein paar Sätzen vom Felsvorsprung auf die Erde gelangt und im Nu zwischen trockenen Sträuchern verschwunden.
    Das Geräusch von eben wiederholte sich, wurde lauter, schien nun näher. Eilas Aufregung wuchs. Dann sah sie, wie die Risse im Erdreich sich vertieften.
    Sie hörte jemanden schimpfen. Einen halblauten Schrei.
    Eila schob mit fliegenden Händen die trockene Erde beiseite. Aber da war kein Griff, nichts, womit sich die Luke hätte öffnen lassen. Plötzlich sprang diese auf, und es gelang Eila gerade noch, sich mit einem Satz in Sicherheit zu bringen.
    Der Kopf einer jungen Frau tauchte auf, dann kamen zwei schmutzige Hände, die sich ihr entgegenstreckten.
    » Aiuto ! Hilf mir!«
    Eila zog die Frau nach oben, die sich dabei mit den Füßen vom Schachtrand abstieß. Dann standen sie sich für einen Augenblick gegenüber, musterten sich gegenseitig, beide schwer atmend.
    Eila sah kühle, helle Augen, dichtes Haar, eher blond als rötlich. Die andere war so schlank, dass sie fast zerbrechlich wirkte. Wenn Kaplan Martin eine Ähnlichkeit mit Eila behauptet hatte, musste er viel Fantasie besitzen oder ein schweres Augenleiden haben. Die Haltung erstaunlich aufrecht, trotz der langen Monate der Gefangenschaft. Eine, die wusste, was sie wollte. Obwohl sie schwitzte und schmutzig war, jeder Zoll eine Königin.
    »Mein Pferd?«, sagte Adelheid.
    Ohne Zögern reichte Eila ihr die Zügel der willigen Stute. »Gott schütze dich!«, sagte sie, während die andere aufsaß.
    »Du hörst von mir. Ich hoffe, schon bald«, lautete Adelheids Antwort. Dann war auch Eila

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