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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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zu lassen, hatte sie ein regelrechtes Netz unter den Kanonissinnen geknüpft, um ihre Ziele zu erreichen.
    Jetzt stahl sich ein erstes schüchternes Lächeln in das Kindergesicht.
    »Du hast da einen komischen Ring am Finger«, sagte Trinchen, deutlich mutiger geworden. »Daraus macht der Schmied doch sonst immer die Schuhe für die Pferde!«
    Noch immer versetzte es Eila einen heftigen Stich, an Lando zu denken, obwohl er sie gewiss längst vergessen hatte. Oder warum hatte er sonst in all der Zeit nicht einmal den Versuch unternommen, sie zu sehen?
    »Ja, er ist aus Eisen«, sagte sie und berührte dieses Band wider das Vergessen an ihrer Hand. »Das hast du ganz richtig erkannt. Und er sitzt wie angeschmiedet. Aber so wird ihn mir wenigstens niemand stehlen. Es sei denn, er würde mir den Finger gleich mit dazu abschneiden.«
    »Wer sollte so etwas Rostiges schon stehlen wollen?« Trinchens Kopf flog herum. »Ist das dein Pferd dort drüben, das magere, braune?«
    »Blasi? Nein, der gehört dem Stift, aber ich darf ihn reiten.« Voller Zuneigung betrachtete Eila den alten Wallach, der für sie das einzige Stückchen Freiheit bedeutete. »Eigentlich gehörte er ja fast schon in die Suppe, so dürr und klapprig wie er ist, aber ich finde, dass er mir lebendig sehr viel bessere Dienste leisten kann.«
    Trinchen starrte sie überrascht an, dann begann sie laut loszuprusten.
    Auf dem Heimritt, als das Licht des Himmels verblasste und es immer kälter und grauer wurde, dachte Eila an Flucht, nicht zum ersten Mal. Doch wohin sollte sie? In den dichten Wäldern konnte man sich heillos verlaufen, und in ihren Träumen erschien ihr die heimatliche Burg als uneinnehmbarer Felsen, den die Eiskönigin in eine glitzernde Schneefestung verwandelt hatte. Dass sie ausgerechnet ihrer Mutter fehlen sollte, darauf konnte und wollte Eila nicht bauen.
    Und der Vater?
    Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen. Ein einziges Mal hatte Raymond im vergangenen Sommer das Stift besucht, in Panzer und Wehr wie auf einem Kriegszug, und war dabei ihr gegenüber so knapp und kühl gewesen, als seien sie Fremde. Alles, was ihr schon auf der Zunge gelegen hatte, hatte sie schnell wieder hinuntergeschluckt. Die Fragen nach neuen Geschwistern, nach Oda. Dem geheimnisvollen roten Mönch. Oder dem Schicksal der Schmiedfamilie.
    Vor allem jedoch nach Lando.
    Wie hätte sie Raymond nur erklären sollen, dass sie in jener Johannisnacht, die ihr inzwischen unwirklich vorkam, so weit schien sie zurückzuliegen, einzig und allein auf die Stimme ihres Herzens gehört hatte? Alles hatte sich so richtig angefühlt, so unabdingbar, als seien Lando und sie seit jeher füreinander bestimmt gewesen, und der Ring an ihrem Finger, der sich nicht mehr abziehen ließ, kündete noch immer davon.
    An der grimmigen Haltung des Vaters jedoch konnte sie ablesen, wie tief sie ihn enttäuscht hatte und wie wenig er bereit schien, ihr zu vergeben. Doch auch noch etwas anderes machte ihr zu schaffen, rührte sie an und ließ gleichzeitig ein klammes Gefühl in ihr aufsteigen. Raymond erschien ihr deutlich gealtert. Das Eisgrau seiner Haare war an den Schläfen in Weiß übergegangen, das war ihr gleich aufgefallen, und auch, dass er beim Gehen das linke Bein leicht nachzog.
    Ob ihn wieder die alten Schmerzen im Rücken plagten?
    Angesichts seiner mürrischen Verschlossenheit hatte sie nicht einmal gewagt, ihn danach zu fragen. Vielleicht war es ja nicht einmal die Sorge um sie gewesen, die ihn zum Kommen veranlasst hatte, vielleicht hatte er vor allem Rose wieder sehen wollen, die hinter diesen Mauern schnell eine neue Heimat gefunden hatte. Wie ein munteres Fischlein war die Freundin in das unbekannte Gewässer getaucht und schien sich im stets wiederkehrenden Rhythmus von Gebet, Studium und Arbeit äußerst wohl zu fühlen.
    Blasi war stehen geblieben, als hätte er Eilas inneres Zaudern gespürt, und während sie seinen Hals klopfte, glitt ihr Blick über die Stoppelfelder, die am Waldrand lagen. Alles matschig und braun; kein grüner Halm zu sehen, der neues Leben verhieß. Jetzt ziellos wegzulaufen würde bedeuten, sich Hunger und Kälte auszusetzen. Zudem machten immer wieder neue Gerüchte von marodierenden Turci die Runde, die nach wie vor in kleineren Gruppen durch das Land streiften, und ihnen in die Hände zu fallen konnte, wie sie wusste, Schlimmeres als den Tod bedeuten.
    Sie schnalzte leise, was Blasi zum Weitertraben veranlasste. Vor dem Frühjahr machte eine

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