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Liebe Ist Furcht

Liebe Ist Furcht

Titel: Liebe Ist Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Hanson
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ließ feine Linien in seinen Augenwinkeln erscheinen. Seine Reaktion erinnerte sie an Lucas. Er wusste Dinge, hatte nicht vor, ihr irgendetwas zu sagen und hatte eine Vorhaltereaktion — ein Lächeln. Es war undurchschaubar, und sie hatte keine Ahnung, ob es aufrichtig war oder nicht.
    Cerdewellyn trug sein Lächeln wie eine Rüstung.
    Aber Lucas lächelte nicht. Seine Reaktion auf Überraschungen, schlechte Nachrichten oder Fragen war perfekte Ausdruckslosigkeit. Undurchdringlich, weil sie nie wusste, was wichtig war und was trivial. Alles rief die gleiche Reaktion hervor.
    Aber sie hatten beide Reaktionen, die sie im Laufe der Jahrhunderte kultiviert hatten.
    Sie sind beide so verdammt alt .
    Er betrachtete ihre Handfläche, seinen Kopf etwas zur Seite neigend, die Stirn gerunzelt. „Die Blüte hat Eure helle Haut verletzt.“ Sie sah ihre Hand an, von der Blut zu Boden tropfte.
    Der Himmel wurde schwarz, so finster, dass es war, als träfe eine Sonnenfinsternis das Land. Er trat einen Schritt näher, seine Hand umfasste ihr Gesicht und hob es nach oben, sodass sie in seine grab-dunklen Augen sah.
    „Wollt Ihr es sehen?“, fragte er.
    „Ja.“
    Sie war zu ihrem eigenen Besten schon immer zu neugierig gewesen.

 
     
    Kapitel 31
     
     
    Valerie veränderte sich, fühlte sich, als entfalte sie sich und verlöre alle körperliche Form. Sie war über dem Land und Teil von allem. Von den Bäumen bis zu der Luft. Von den herumfliegenden Zweigen bis zu dem Wasser im Teich.
    Ihr Bewusstsein flog aufwärts, als ob sie einen Film sähe, der sich unter ihr abspielte. Sie war nicht länger Teil der Erde, sondern so substanzlos und unbeteiligt an der Welt unten wie die Wolken, die sie umgaben.
    Cerdewellyn war unter ihr und lief über die nur mit perfekten Blüten übersäte Wiese. Aber die Farbe war verschwunden, und die Blumen waren schwarz. Das Gras war grau wie Chrom. Finsternis war überall, rollte auf ihn zu, und der Boden wölbte sich nach oben.
    Das Ende der Welt .
    Donner dröhnte, Blitze schnitten durch den Himmel, soweit sie blicken konnte. Zwanzig, dreißig Einschläge zugleich. Adern von feuriger Erleuchtung erhellten die plötzliche Düsterkeit.
    Es gab einen Atem, als ob alles in der Natur erwartungsvoll und bereit für diesen Moment wäre. Druck. Die Energie der Blitze und des Donners wuchs an. Der Himmel wurde erleuchtet, schmetterte helle Blitze auf die Erde und verteilte zwölf gigantische Einschläge über das Land, die sprühten und aufflackerten und Feuer hinter sich zurückließen.
    Dies ist die Hölle .
    Die Stellen, wo Blitze einschlugen, glühten und brannten weiter. Der Strudel fuhr auf Cerdewellyn nieder und konsumierte ihn, als ob die Welt ihn verschlungen hätte.
    Blitze schlugen ein, schmetterten auf die leere Stelle, die Cerdewellyn zurückgelassen hatte, nieder. Dann war der Sturm verschwunden. Die Feuer erstarben, und es blieb nichts zurück als verkohlte Erde.
    Langsam verzog sich die Finsternis, wie Nebel vor der aufgehenden Sonne.
    Cerdewellyn war zurück.
    Cer war erfreut, dass sie ihn furchtlos ansah. Als ob er wie er selbst aussähe. Er verfügte immer noch über genug Täuschung, um eine Halbsterbliche zu trügen. Wenn sie ihn sähe, wie er wirklich war, würde sie schreiend davonlaufen, vielleicht sogar vor Furcht sterben. Er sah auf seine nackte Figur und die Teile von ihm nieder, die er nun zusammenzwingen hatte können.
    Sie hatte ihm seine Arme und Beine gebracht, seinen Rumpf, seinen Kopf, sogar seine Männlichkeit. Ein Dutzend Teile, in die seine Königin ihn zerhackt hatte. Diese Sterbliche hatte sie alle eingesammelt, da sie sie für Blumen hielt, und hatte sie ihm ohne Zögern zurückgebracht.
    Er wusste, dass er einem Ghoul glich. Einer dieser missgebildeten Kreaturen, die früher auf der Erde wandelten und unter seiner Herrschaft gestanden hatten. Blut sickerte aus seinen Wunden, während all die Teile aufeinander gestapelt waren, zusammengehalten durch Willenskraft allein.
    Noch ein Teil. Sein Herz. Dann würde er ganz sein. Fähig, sich selbst wieder zusammenzufügen und den langen Prozess zu beginnen, um seine Stärke wiederzuerlangen.
    Sie schwamm zum Ufer zurück, und er wollte sie anschreien, sie zur Eile antreiben, doch er wartete. Königliche Würde. Unerschöpfliche Geduld. Eine Blutrache, die noch einen Moment länger warten konnte.
    Sie kam aus dem Wasser, Blut und Wasser rann an ihrer Figur hinunter. Sie glaubte immer noch, dass es sich um einen

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