Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
Daniel die Augen, in der Hoffnung, Connor würde auch ohne weitere Worte verstehen, dass er einfach nur noch schlafen wollte.
Daniel hatte Glück, denn kurz darauf klappte die Tür und er war allein. Gesprächsfetzen, Lachen und Musik drangen von der Party im Garten zu ihm hinauf, aber der Anfall forderte seinen Tribut und so schlief Daniel ein; in Gedanken bei der Frage, was er nur tun sollte, wenn Nick für seine Probleme keine Antworten fand.
- 9. Kapitel -
2. Tagebucheintrag, 12. September
Grandma Charlie ist eine tolle Frau. Dass ich so etwas jemals wieder über ein weibliches Wesen sage, hätte ich noch vor kurzer Zeit nicht gedacht, aber es ist wahr. Sie hat dafür gesorgt, dass ich den ganzen restlichen Nachmittag und den frühen Abend meine Ruhe hatte und schlafen konnte.
Wer hat so etwas zuletzt für mich getan? Also von der Familie Bennett mal abgesehen? Die machen es andauernd und irgendwie mag ich das.
Momentan räumen sie unten die Reste vom Grillabend zusammen. Die Frauen spülen und die Männer kümmern sich um den Garten. Ich kann Tristan lachen hören. Nick und Connor ärgern ihn, während Will die Jungs, wie er sie immer nennt, ständig neu antreiben muss, um endlich in sein weiches Bett zu kommen, was er auch schon dreimal erklärte. Eine verrückte Bande sind sie. MacKade ist auch noch da, schüttelt den Kopf über die Jugend von heute und ist offenbar gerade auf dem Weg in die Küche, um für sich und Will noch ein Bier zu organisieren.
Ich weiß, so etwas macht man nicht, aber kann hier oben wirklich gut lauschen und noch genieße ich die Ruhe viel zu sehr, um mich freiwillig davon zu lösen.
Die Party war toll, das sagen zumindest alle, ich kann es nicht beurteilen, denn ich habe ja geschlafen und wurde erst mit Hilfe von Zeke wieder wach. Man wird verdammt schnell munter, wenn man eine sabbernde Zunge im Gesicht hat und einem nebenher der Duft von Grillfleisch in die Nase steigt, was mein Magen mit einem so lauten Knurren kommentierte, dass Connor sich köstlich darüber amüsierte.
Die Vorstellung erneut zu den unzähligen Menschen hinunter zu müssen, hat mich zwar nicht gerade begeistert, aber nachdem Connor mir erzählte, dass nur noch die Familie da ist, um den Abend in kleiner Runde ausklingen zu lassen, war ich wieder beruhigt.
Und das haben die Bennetts für mich getan – für mich. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich weiß, dass Connor mit seinen Gästen bis tief in die Nacht feiern wollte, stattdessen hat er das Grillen vorgezogen und den Rest einfach abgesagt, weil es seinem Freund (mir) nicht gut ging. Und jeder hatte Verständnis dafür.
Die Menschen hier sind wirklich anders. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber das mit Sicherheit nicht. Eine Feier spontan umzuplanen, wäre mir nicht im Traum eingefallen. Da hätte schon ein wirklicher Notfall, wie z.B. ein schwerer Unfall, her gemusst, um so eine Entscheidung zu begründen. Und was tut Connor? Er sagt, was Sache ist, bittet um Verständnis und bekommt es.
Himmel, wo bin ich hier nur gelandet? Die Bennetts sind eine starke Familie, die zusammenhalten und sich umeinander kümmern. Wirklich kümmern, nicht nur so tun als ob. Und ich habe die Befürchtung, dass sie mich bereits dazu zählen. Der Gedanke ist schön, wirklich, aber er macht mir Angst.
Was ist, wenn ich ihren Ansprüchen nicht genüge?
Was ist, wenn sie merken, dass ich nicht zu ihnen passe?
Was ist, wenn sie mir wieder wegnehmen, wofür ich noch kein Wort habe, aber worauf ich nicht mehr verzichten will und kann?
„Störe ich?“
Daniel speicherte den gerade geschriebenen Eintrag ab, um den Laptop dann mit zwei kurzen Befehlen herunterzufahren, während er sich zu Grandma Charlie umwandte, die lächelnd im Türrahmen stand und ihn ansah.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, komm rein. Ich war gerade fertig.“
Die alte Dame nickte nur und nahm dann den zweiten Stuhl ihm gegenüber in Beschlag. Die Hände auf der Tischplatte gefaltet, wie sie es immer tat, wenn sie etwas sagen wollte, wartete sie, bis er sich wieder gerade hingesetzt hatte und sie ansah. Genau wie Rachel. Connors Mum war wirklich ein Ebenbild ihrer Mutter; ruhig und ausgeglichen, wenn sie es sein musste, bestimmend und wild, wenn sie es sein wollte. Momente wie dieser bewiesen ihm das immer wieder.
„Du möchtest bleiben, nicht wahr?“, fragte sie ihn plötzlich geheimnisvoll.
Daniel runzelte die Stirn, kam aber nicht dazu seine Frage in Worte zu fassen, denn
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