Liebe ist kein Beinbruch
zu kuscheln und noch eine Weile so zu tun, als wäre alles gut. Sie legte die Hand auf den Türknauf und lauschte ihrem Herzschlag, der in ihren Ohren widerhallte.
Nein. Sie sollte gehen, solange zwischen ihnen noch alles in Ordnung war. Wenn er heute Morgen kühl auf sie reagieren würde, würde das alles zerstören. Nikki ließ die Hand sinken.
Stattdessen trocknete sie ihre Haare, legte einen Hauch Make-up auf, zog sich einen geliehenen Rock und eine Bluse an und packte ihre Tasche. Sie dachte darüber nach, ob sie Porter anrufen und fragen sollte, ob er mit ihr frühstückenwollte. Doch sie entschied sich dagegen und ging allein ins Hotelrestaurant.
Als sie in den Speisesaal kam, saß Porter bereits an einem Tisch und las die Zeitung. Er sah so gut aus! Ihr Herz schlug augenblicklich schneller. Aber sie war froh, dass sie ihn nicht angerufen hatte. Offensichtlich legte er gerade keinen gesteigerten Wert auf ihre Gesellschaft.
Er sah auf und winkte sie zu sich heran. Als sie zu seinem Tisch ging, versuchte sie sich auszumalen, welcher Empfang sie erwarten würde. Kühl? Verlockend? Gleichgültig?
Im nächsten Moment hatte sie ihre Antwort – gleichgültig.
„Guten Morgen“, sagte er mit einem leichten Lächeln. „Bist du bereit, alles Notwendige für die Ambulanz zu besorgen und dann wieder zurückzufahren?“
„Äh … ja“, murmelte sie und setzte sich auf den Stuhl, den er ihr angeboten hatte.
„Das Geschäft für medizinisches Zubehör öffnet in dreißig Minuten. Ich habe an der Rezeption darum gebeten, unsere Liste in die Verkaufsabteilung zu faxen. Ich hoffe, dass sie die meisten Dinge schon zusammengestellt haben, wenn wir ankommen.“
Nikki nickte hölzern und widmete sich der Serviette, die sie auf ihrem Schoß ausbreitete. Funktionierte ein One-Night-Stand so? Kein Wort über ihre nächtlichen … Aktivitäten?
„Danach können wir so schnell wie möglich wieder nach Hause fahren“, sagte er.
„Gut“, entgegnete sie und schenkte sich Kaffee ein. „Meine Tasche ist gepackt. Ich kann auschecken.“
„Das habe ich mir schon gedacht“, erwiderte er trocken.
„Wie bitte?“
„Weil du durch und durch organisiert bist“, erklärte er knapp. „Hast du in der Karte etwas Leckeres gefunden?“
Er schien gekränkt zu sein, das war ihr nicht entgangen. Betroffen hielt Nikki die Speisekarte hoch und nahm gleichzeitigeinen großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. Das heiße Getränk verbrannte ihr die Zunge, und Tränen schossen ihr in die Augen. Sie legte die Karte ab. „Eigentlich habe ich keinen Hunger. Mir reicht Kaffee.“
Er klappte die Speisekarte zu. „Mir auch. Ich will einfach nur noch los.“
„Gut.“
„Gut.“ Er massierte sich oberhalb des Gipses das Bein. Die Frau in ihr rief sich unwillkürlich die Schönheit seines muskulösen Beines in Erinnerung. Die Ärztin in ihr war augenblicklich besorgt.
„Hast du Schmerzen?“
„Meine alte Verletzung. Sie macht manchmal Ärger.“ Er warf ihr einen eindringlichen Blick zu.
Wie zum Beispiel, wenn er die ganze Nacht wach gewesen war und Sex gehabt hatte.
Hitze stieg ihr in die Wangen, doch der Kellner, der in diesem Moment an ihren Tisch kam, rettete sie davor, antworten zu müssen. Nachdem der Mann wieder gegangen war, herrschte Schweigen. Nikki nippte an ihrem Kaffee und dachte fieberhaft nach, was unverfänglich genug sein könnte, um darüber zu reden.
Porter nahm ebenfalls einen Schluck von seinem Kaffee. „Sag mal, Doc, stiehlst du dich nach jedem One-Night-Stand frühmorgens aus dem Bett?“
Sie verschluckte sich an dem heißen Getränk in ihrer Tasse. „Nein.“ Als er sie leicht belustigt ansah, straffte sie die Schultern – ihre Antwort hatte sich angehört, als hätte sie Routine mit solchen Eskapaden. „Ich meine, ich habe nicht viel Erfahrung … auf dem Gebiet.“
Er hob seine Tasse und nickte ihr zu. „Dann bin ich froh, dass ich dir zu Diensten sein konnte.“
Nikki wusste nicht, was sie sagen sollte. Erotisches Geplänkel war noch nie ihr Ding gewesen, und das Abenteuerder vergangenen Nacht hatte daran nichts geändert. Aus ihrer Tasche erklang das Klingeln ihres Handys. Es war der perfekte Zeitpunkt, um zu telefonieren, also entschuldigte sie sich und ging vor die Tür. Darrens Name leuchtete auf dem Display auf. Sie seufzte. Sie konnte es ebenso gut jetzt hinter sich bringen. Und so nahm sie den Anruf an. „Hallo?“
„Nikki?“ Darren klang überrascht. „Nikki, ich bin es,
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