Liebe ist kein Beinbruch
lagen. „O…okay.“
Plötzlich tauchte Rachel Hutchins in der Tür auf. Nigel, nun mit pinkfarbenem Halsband und ebensolcher Leine, hockte neben ihr. Rachel trug einen kurzen Jeansrock und ein knappes gelbes T-Shirt. Ihr goldenes Haar fiel ihr über die Schultern. Sie sah unglaublich sexy aus. „Ich dachte, ich hätte Ihre Stimme gehört, Porter. Was machen Sie hier oben?“ Ihre Stimme klang ein wenig argwöhnisch. Selbst Nigel schaute von Porter zu Nikki und zurück.
„Mr Armstrong hat den Heißwasseranschluss in meinem Bad überprüft“, erklärte Nikki schnell.
„Oh, in meinem Zimmer funktioniert alles perfekt“, sprudelte Rachel hervor. „Ich habe eine sehr lange, sehr heiße Dusche genommen. Es war toll!“
Porter schien gefesselt zu sein. Und da selbst Nikki sich vorstellte, wie Rachel nackt unter der Dusche stand, konnte sie sich denken, in welche Richtung seine Gedanken gingen.
„Rachel“, sagte Nikki aufgeräumt, um den peinlichen Moment zu beenden, „Mr Armstrong will zum Barbecue – vielleicht könnten Sie ihn begleiten, damit er nicht fällt?“
Rachel strahlte. „Das wäre mir ein großes Vergnügen.“
Porter machte auf seinen Krücken einen Schwung nach vorn und sah zu Nikki zurück, als würde ihm mit einem Mal wieder einfallen, dass sie ja auch noch da war. „Schließen Sie sich uns an, Doc.“
„Vielleicht komme ich nach“, schwindelte sie und machte langsam die Tür zu, um ihn hinauszudrängen. Es schien, als wollte er protestieren, aber es gelang ihr schließlich, ihn in den Flur zu bugsieren und die Tür hinter dem glücklichen Paar zu schließen. Das Ohr an die Tür gepresst, lauschte Nikki noch so lange, bis das Klackklack der Krücken auf dem Boden verhallt war. Rachels gurrendes Lachen erklang undschien sich über Nikki lustig zu machen. Ich bin wie du … nur viel, viel hübscher .
Nikki ließ es zu, dass in ihr ein Gefühl von Neid hochstieg. Dann setzte sie sich hin und schrieb eine Nachricht an die Armstrong-Brüder, in der sie ihnen mitteilte, dass Sweetness doch nichts für sie sei, und ließ sie auf dem Tisch liegen. Als Stille sich über das Haus senkte, nahm sie ihre beiden Koffer, machte die Schlafzimmertür auf und streckte den Kopf hinaus, um sicherzugehen, dass alles ruhig war. Als sie davon überzeugt war, allein im Haus zu sein, trug sie ihre Koffer in den Flur, schloss die Tür und schlich die Treppe hinunter.
Nikki bewegte sich vorsichtig und leise, schlüpfte aus der Eingangstür, huschte über die dunkle Veranda und eilte zu ihrem Van.
Die Dunkelheit brach herein. Ein Scheinwerfer, hoch auf einem Pfahl vor der Pension, in dessen Licht die Motten flatterten, wies ihr den Weg zur Straße. Sie ging an den Wagen vorbei, die am Straßenrand geparkt waren, und gelangte an ihr Auto. Zikaden zirpten, wurden allmählich immer lauter und dann abrupt wieder leiser, bis das Spiel von vorn begann. Die unerträgliche Hitze des Sommertages war der kühlen Brise des Abends gewichen. Sie führte die enormen Temperaturunterschiede im Laufe eines Tages auf die hohe Lage zurück.
Beim Gedanken daran, die Bergstraße nur im Licht der Autoscheinwerfer und eines Dreiviertelmondes hinunterzufahren, musste sie schlucken. Vielleicht sollte sie doch bis zum Morgen warten …
Auf der anderen Seite der Straße, hinter den Bäumen, hörte sie Stimmen, Musik, und sie sah das Leuchten eines Feuers – das Barbecue war in vollem Gange. Die fröhlichen Geräusche lockten sie, aber die Koffer in ihrer Hand trieben sie vorwärts. Wenn sie bis zum Morgen wartete, bedeutete das Konfrontation, Erklärungen, Entschuldigungen – ein Drama, das sie weder wollte noch brauchte.
Vor allem nicht, wenn es um ein Paar kobaltblauer Augen ging.
Nachdem sie ihre Koffer im Wagen verstaut hatte, kletterte Nikki hinters Steuer. Im Auto war es durch die Hitze des Tages unangenehm heiß. Sie öffnete die Fenster, um die stickige Luft hinauszulassen.
Im Seitenspiegel sah sie den wunderschönen Sonnenuntergang, der die Bergkette in der Ferne zum Glühen brachte. Nikki hielt inne, um die einzigartige Landschaft in sich aufzunehmen. Falls diese Stadt jemals Fuß fasste, würde sie in einer unbeschreiblichen Gegend erblühen.
Mit einem Hauch von Bedauern machte sie den Motor an, wendete und fuhr los.
8. KAPITEL
A uf einem Schaukelstuhl sitzend beobachtete Porter von der Veranda aus, wie Dr. Salinger in ihrem Van davonfuhr. Verdammt, Marcus und Kendall hatten mit ihrer Einschätzung recht gehabt,
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