Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
italienischen Namen«, sagte Mom.
»Wie wäre es mit Alfonso?«
»Genau, Alfie, der Name passt zu dir!«, sagte Dad im Hintergrund. »Deine große Schwester wird noch bis Weihnachten warten müssen, ehe sie dich kennenlernt!« Und jetzt, wo ich nach Hause zurückgekehrt bin, ist der kleine Alfonso eine nette Bereicherung meiner Welt. Zuneigung fühlt sich immer gut an.
Im ehemaligen Kinderzimmer meines Bruders hat Dad meinen Schreibtisch aufgebaut, damit ich beim Schreiben auf den Treasure Lake blicken kann, den See, an dem mein Bruder, meine Cousins und Cousinen und ich aufgewachsen sind. Fast zwei Jahrzehnte lang haben wir jedes Sommerwochenende an unserem Steg verbracht – im Firmenhaus unserer Familie am See, das etwa drei Kilometer von unserem Haus entfernt liegt –, wenn nicht gerade Kunden dort wohnten. Zehn Jahre später glitzert die Wasseroberfläche so einladend wie eh und je, und mein Bruder Jeff und meine Cousins freuen sich, dass ich wieder da bin. Jeff mixt Long Islands hinter Grandpas langer Bartheke, und statt meines Onkels Phil steuert mein Cousin Zach das Boot … aber noch immer ist der Geist des Dolce Vita zu spüren, als Großvater das Haus 1982 gekauft hat. Ich kann mich gut an die Pfannkuchen erinnern, die es zum Frühstück bei ihm gab; wie er gestrahlt hat, als er den Boccia-Platz und den winzigen Strand angelegt hat. An diesem See, auf dem Trampolin im Garten, unter den mächtigen Pinien höre ich Großvaters Stimme: Das ist dein sicherer Hafen. Das bist du.
Das bin ich, und sosehr ich mich auch auf den umgekehrten Kulturschock gefasst mache, vor dem mich meine New Yorker Freunde ständig warnten, er tritt nicht ein. Ich liebe mein Zuhause.
Ich bin gerade erst seit zwei Wochen wieder hier, als meine liebe Mutter mich unbedingt aufs Neue in ihre gesellschaftlichen Kreise integrieren will. Mom ruft mir (oder vielleicht eher sich) ins Gedächtnis, dass wir auf den zahlreichen Sommerhochzeiten, zu denen wir eingeladen sind, so gut wie alle wiedertreffen werden, die wir kennen, deshalb walken wir jeden Morgen um den See oder gehen gemeinsam ins Fitnessstudio. Arm in Arm mit Mom besuche ich Buchclubs, Country-Clubs, Baby-Partys und Braut-Nachmittage. Ich hatte diese Kultur völlig vergessen; diese angenehme Welt, in der Freunde so treu sind, dass die Hochzeitsdekoration für die Tochter einer Freundin gemeinsam hergestellt wird. Die Schönheit dieser Frauen strahlt nicht nach einem Tag im Spa, wie es bei mir in New York war, nicht wegen der schicken, eleganten Kleidung, die ich in Italien so bewundert habe, sondern weil sie alles miteinander – und jetzt mit mir – teilen.
Offensichtlich sind sie alle fest entschlossen, mich unter die Haube zu bringen. »Oh, Krissy, wir besorgen dir einen Freund.« Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Chancen eines Mädchens verbessern, wenn es ein paar Jahre weg war. Bei den Picknicks preisen mir Moms Freundinnen ihre alleinstehenden Neffen an, und selbst Grandmas Bridge-Gruppe erklärt, sie hätte den perfekten Mann für mich. Die Poker-Truppe, die sich mittwochs immer im Haus meines Bruders trifft, hat mich eingeladen, und obwohl ich zum Kartenspielen nicht zu gebrauchen bin, ist es ermutigend, mit welchem Eifer sie sich auf die Suche nach einem Mann für mich machen. Die meisten kenne ich noch von der Highschool. Es sind nette Jungs mit anständigen Berufen und Eheringen. Manchmal wünsche ich mir geradezu, ich wäre nicht so weit von zu Hause weggegangen. Dann könnte ich jetzt ein einfaches Leben mit Ehemann, Baby und einer Hypothek führen. Angesichts ihrer Zufriedenheit frage ich mich, ob ich wohl die letzten zehn Jahre alles falsch gemacht habe.
Kürzlich habe ich mir geschworen, jedem, der auf mich zukommt, eine Chance zu geben – ein bisschen kleinstädtische Romantik wäre mir jetzt ganz willkommen, gleichgültig, wie sie aussehen mag. Ich bin emotional so ausgehungert, dass ich sogar den Lastwagenfahrern hinterherwinke, die auf der Autobahn hupen. Zu meiner Mom sage ich in solchen Fällen: »Du weißt doch, ein Kompliment ist ein Kompliment!«
Einen ganz besonderen Junggesellen gibt es jedoch, der außergewöhnlich … herausfordernd klingt. Er wird so begeistert beschrieben, dass die anderen gegen ihn alt und langweilig aussehen. Jedes Mal wenn eine Frau in der Gemeinschaft sagt: »Krissy, diese Männer mögen ja ganz gut klingen, aber du musst erst einmal Dr. Christopher kennenlernen!«, dann fallen die anderen Damen beinahe in
Weitere Kostenlose Bücher