Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
ankommen, ist mein Gesicht zu rot und verschwollen, um sofort nach Hause zu gehen. Tucker versucht mich aufzuheitern, indem er vorschlägt, Pizza zu bestellen, aber ich habe keinen Hunger.
Schweigend fahren wir zum Steg, und als ich mich neben ihn setze, bittet er mich, näher zu rücken. Ein Teil von mir möchte … aber ich zögere. Ich habe das Gefühl, wir sollten gar nicht zusammen hier sein. Ich habe das Gefühl, die ganze Welt hätte unseren Streit gehört, und die Scham ist nur eines der Symptome, die mir zeigen, dass diese Beziehung zu Ende geht. Mein Kopf hämmert, mein Herz tut weh, und mein Handgelenk pocht, so fest hat Tucker zugepackt. Das ist nicht die Art von Liebe, die ich von meiner Familie erfahren habe. Bevor er das Haus am Bootssteg verlässt, umarmt er mich, schluchzt an meinem Hals und sagt, es täte ihm leid. »Was kann ich machen, damit du mir verzeihst?«, fragt er.
Ich schüttele den Kopf und löse mich von ihm. »Ich weiß nicht.« Unwillkürlich halte ich mein Handgelenk fest, obwohl es gar nicht mehr weh tut. »Tucker«, sage ich, »ich will nicht melodramatisch sein, deshalb sage ich es einfach. Ich wollte ein schönes Wochenende mit dir verbringen, und du stimmst mir ja sicher zu, wenn ich sage, es war furchtbar.«
Er blickt zu Boden.
»Wir haben keinen Spaß mehr miteinander. Du hast an diesem Wochenende höchstens dreimal gelächelt. Und eigentlich wollte ich immer das Gegenteil von dem, was du wolltest.«
»Warum hast du das denn nicht gesagt?«
»Weil ich es versuchen wollte, für dich. Ich dachte, vielleicht könnten mich die gleichen Dinge interessieren wie dich, aber wir sind nicht …« Ich suche nach dem richtigen Wort. »… nicht miteinander verbunden. Ich habe einfach das Gefühl … es fällt mir schwer, das zu sagen. Aber ich habe das Gefühl, wir sind zu verschieden.«
»Du willst Dinge, die ich dir nicht geben kann«, sagt er.
»Nein. Ich will Dinge, die du mir nicht geben willst . Das ist ein Unterschied. Wir wollen nicht das Gleiche.«
»Wie meinst du das?«
Ich sage ihm, dass ich keine Lust habe, an den Wochenenden vor dem Fernseher zu hocken und Footballspiele anzusehen. Wenigstens freitags abends will ich eine Pause von der ewigen Pizza und den Chicken Wings und mich mit einem Glas Wein und Käse oder Sushi entspannen.
»Hey, Sushi habe ich gemocht, als du mich dazu gebracht hast, es zu probieren.«
»Tucker, du hast gesagt, es sei klein und roh.« Die beiden Merkmale, die Sushi für viele Leute zu einem phantastischen Gericht machen, sind ausgerechnet die beiden Merkmale, die für Tucker unverzeihliche Mängel darstellen. Ich sage ihm, dass er jedes Mal sehnsüchtig seufzt, wenn wir an einem Haus vorbeifahren, das einsam auf einem Hügel liegt, während mich der Gedanke, so weit von anderen Menschen weg zu sein, eher in Panik versetzt. Er mag Trucks, ich ziehe Autos vor. Ich mag leidenschaftlichen, dynamischen Sex, am liebsten die ganze Nacht, während er sich als der 4-Minuten-raus-rein-Mann entpuppt hat. Ich habe im Ausland gelebt, er hält einen Reisepass für überflüssig. Er ist ein bisschen »Country«; ich bin eher »Rock and Roll«. »I say Tomato«, und er sagt … McDonald’s. Unser Lebensstil ist völlig unterschiedlich, erkläre ich ihm.
»Vielleicht«, sagt er. »Ich dachte, ich hätte ein bisschen von deinem alten Leben in diesem italienischen Restaurant gestern Abend mitbekommen.«
»Wirklich?«, frage ich. »Wann denn?«
»Die Kellnerin hat zu dir gesagt, sie habe immer schon in New York leben wollen, und du hast ihr erzählt, wie wundervoll es war, dass dir niemals langweilig war, und dass jedes Mädchen, das dorthin wolle, es auf jeden Fall versuchen sollte. Und dann kam der Besitzer und fing an, Italienisch mit dir zu reden.« Das hatte ich ganz vergessen. »Und deine Augen glänzten, als wärst du in einer Fernsehsendung zu Gast, und du hast mit den Händen geredet. Ich habe diese Seite an dir zwar noch nie erlebt, aber du kamst mir irgendwie … irgendwie mehr wie du selbst vor.«
»Wow.« Er ist ein aufmerksamerer Beobachter, als ich gedacht hätte.
»Und jetzt brauchst du jemanden, der Ziele hat und glücklich ist mit dem, was er tut … aber ich … ich bin eben noch nicht so weit.«
Alles, was er sagt, ist wahr, aber ich möchte doch gerne widersprechen – irgendwie hat er das Ganze umgedreht. Jetzt macht er Schluss mit mir . Er schaut zu Boden, und ich mustere ihn, dieses schmale Gesicht, das mir so vertraut geworden
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