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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kleines Schaltpult auf dem Schreibtisch mit drei Knöpfen: Einer, der schnell ein massives Scherengitter vor Tür und Fenster herunterließ, einer, der sofort die Polizei alarmierte und einer, der eine höllische Sirene auf dem Dach des Hauses auslöste. Auch wenn Callac geizig bis zur Perversion war und mit seinen 81 Jahren mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart lebte … auf die moderne Technik legte er großen Wert und nutzte sie aus, soweit er sie gebrauchen konnte.
    Marius Callac saß in seinem alten Ledersessel und betrachtete abwartend und kritisch die junge Besucherin seiner Galerie. Sie stand herum wie jemand, der sich in der Wüste verlaufen hat und gleich anfängt, zu weinen. Sie interessierte sich für kein Bild, obgleich sie vor einem echten, unverkäuflichen Modigliani stand, und außerdem sah sie nicht so aus, als könne sie sich einen Modigliani kaufen. Callac entschloß sich, aus seinem Hinterzimmer herauszukommen und den Fall genauer zu betrachten. Es war knapp vor neun … eine Zeit, in der potente Kunden nie in seiner Galerie erscheinen, da sie um diese Zeit noch zu schlafen pflegen oder gerade unter den Händen ihres Masseurs liegen.
    »Mademoiselle –«, sagte Callac.
    Ev fuhr herum. Madame Coco hatte Callac nicht beschrieben. Sie hatte einen kleinen Greis erwartet, statt dessen stand vor ihr ein langer, schlanker Mann mit schlohweißem Haar, das der Löwenmähne von Madame glich, eben nur in seiner natürlichen Farbe. Das aristokratische Gesicht war eigentlich eine Komposition kunstvoll gestalteter Falten und Gräben, in denen die Augen, die Nase und der Mund wie Fremdkörper wirkten. Ein Kopf wie eine Mondlandschaft. Das erstaunlichste war die Brille mit den dicken, geschliffenen Gläsern. Wer solche Gläser brauchte, war im medizinischen Sinne eigentlich schon blind.
    »Monsieur Callac …«, stotterte Ev und starrte diese Erscheinung an.
    »Wer sonst?« Das war eine von Callacs bekannten Unhöflichkeiten. Man hielt es für undenkbar, daß er einmal vor fernen, fernen Jahren ein ausgesprochen charmanter Kavalier gewesen sein sollte, was Madame Coco bestätigen konnte.
    »Ich bin Eva Bader –«, sagte sie.
    Callac hob die linke Augenbraue. »Ich kann nichts dagegen tun, Mademoiselle.«
    »Ich möchte mich als Ihre neue Sekretärin vorstellen.«
    »Als was?« Die rechte Braue zuckte hoch. Callac befand sich in dem seltenen Stadium völliger Verblüffung. »Hier ist die Galerie Callac –«
    »Ich habe mich nicht verlaufen. Man sagt, daß Sie eine Sekretärin benötigen, Monsieur.«
    »Wer sagt das?«
    »Madame Cosima Lebrun …«
    »Aha!«
    Callac rührte sich nicht. Hinter den dicken Brillengläsern sah man nicht, ob er die Augen zur Decke drehte oder sie schloß. In den Gläsern spiegelten sich bloß die Gemälde und Skulpturen.
    Ev spürte einen dicken Kloß tief unten im Hals sitzen und würgte an ihm herum. Weiter, dachte sie tapfer und verzweifelt zugleich. Nur weiter sprechen! Es ist einfach, sich jetzt herumzudrehen und zu flüchten. Aber unser Leben ist nicht dazu da, um zu flüchten, wir haben Intelligenz und einen Willen mitbekommen, um uns durchzubeißen. Jeder Straßenköter kläfft und beißt zurück, wenn man ihn angreift, und jede Katze streckt die Krallen heraus, wenn man sie kneift … nur der Mensch soll sich mit eingezogenem Kopf davonschleichen.
    »Madame läßt Sie grüßen, Monsieur –«, sagte sie tapfer.
    »Danke.« Callac schien sich gefangen zu haben. »Es sind Danaergrüße … wenn Sie wissen, was das ist …«
    »Danaer ist bei Homer der Name für die Griechen. Und das hölzerne Pferd, das die Griechen bei ihrer vorgetäuschten Abfahrt vor Troja zurückließen und in dessen Bauch sich die Zerstörer der Stadt versteckten, war ein Danaergeschenk. Monsieur, ich will Ihre Galerie nicht zerstören, und ich komme auch nicht aus dem Bauch eines hölzernen Pferdes.«
    »Wer sind Sie, Mademoiselle?« fragte Callac steif.
    »Ich bin Deutsche und als Au-pair-Mädchen nach Paris gekommen.«
    »Dann ist für Sie als jeunes filles-au-pair der Accueil des Etrangers in der Rue Jean Calvin zuständig …«
    »Ich bin nicht durch eine Behörde vermittelt worden, sondern privat. Zu Monsieur Chabras.«
    »Fernand Chabras?« Callac zeigte Interesse. »Eine vorzügliche Adresse, Mademoiselle.«
    »Wie man's nimmt, Monsieur.«
    »Eine der besten von Paris.« Callac hatte sie alle im Kopf, die guten Adressen. Chabras zum Beispiel hatte bei ihm drei Dali, einen neu entdeckten

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