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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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blickten sich an, als verständigten sie sich, kamen zu dem Ergebnis, daß dieser Mensch da lebensmüde war, und warfen sich zum Angriff herum.
    Madame stand wie ein Fels. Sie bohrte ihren Blick in die blutrünstigen Doggenaugen, wartete den richtigen Moment ab, hieb mit dem Kartoffelstampfer gezielt und mit einer Wucht zu, daß es einen deutlichen dumpfen Ton gab, als wenn man auf eine Baumtrommel schlägt, der erste Hund fiel seitlich um, als habe ihn ein Blitz getroffen und streckte seine zitternden Läufe von sich.
    Mit der zweiten Dogge ging es nicht so glatt, sie konnte noch zubeißen, aber sie schlug das breite Gebiß lediglich in Madames Kunstledertasche und zerrte daran, als gälte es, Gedärme herauszureißen.
    Der zweite Schlag mit dem Kartoffelstampfer beendete diesen Irrtum. Die Dogge glotzte Madame an mit einem deutlichen Ausdruck der Verblüffung (ein Tierpsychologe wird das bezweifeln, aber er hat sicherlich noch nicht mit einem Kartoffelstampfer an einer Dogge gearbeitet), dann drehte sie gleichfalls ab, knickte in den Vorderbeinen ein und schlich sich winselnd in die Büsche.
    »Grandiose!« sagte der Chauffeur. »Merveilleux!«
    Er steckte sich mit bebenden Fingern eine Zigarette an, stellte die Taxenuhr aus und das Radio an. Eine solche Frau fährt man umsonst.
    Es muß bei Butler James eine Art kreativer Angst ausgelöst haben, als er Madame vor der großen kupfernen Tür stehen sah … man weiß es nicht, und niemand hat später darüber berichtet. Man muß sich darauf verlassen, was Madame sehr knapp erzählte: »Sie waren sehr freundlich zu mir. Es gab keinerlei Schwierigkeiten. Man muß nur den Kontakt von Mensch zu Mensch herstellen. Ihr jungen Leute seid da viel zu hölzern …«
    Es dauerte keine halbe Stunde – genau waren es zweiundzwanzig Minuten –, als Madame wieder auf der Zufahrt erschien. Butler James ging hinter ihr und trug zwei schwere Lederkoffer. Über die Schulter hatte er zwei Damenmäntel gehängt, vor der Brust, in seine Weste gehakt, baumelte ein Regenschirm. Die Doggen, die die beiden kommen sahen, schlichen sich weg in das Rhododendronbeet. Als Wachhunde waren sie für alle Zeiten verdorben.
    Der Chauffeur sprang aus dem Wagen und riß den Kofferraum auf. Butler James wuchtete die Koffer hinein, legte die Mäntel säuberlich darüber und den Schirm daneben. Sein Gesicht war regungslos wie ein verwitterter Stein, etwas gräulich und sichtlich gealtert.
    »Danke, James«, sagte Madame, griff in die Tasche und drückte ihm fünf Francs in die Hand. James war so verwirrt, daß er die Hand schloß, anstatt das Geldstück auf das Pflaster fallen zu lassen. »Es war mir eine Freude, James.«
    »Mir auch, Madame –«, sagte James dumpf.
    »Wenn Sie eine Aufmunterung brauchen, ich habe Ihnen meine Adresse gegeben.«
    »Ich werde mich ihrer erinnern, Madame …«
    »Au revoir, James.«
    »Leben Sie wohl, Madame …«
    Das Taxi fuhr ab. Madame Coco lehnte sich zufrieden zurück und zeigte auf die Taxiuhr. »Was muß ich noch bezahlen?«
    »Sie fahren auf Kosten der Firma, Madame.« Der Chauffeur grinste sie breit an. »Ich habe das Paris gesehen, von dem mir mein Vater erzählt hat …«
    Er sprach ein hartes Französisch, obgleich mit Pariser Dialekt. Madame sah ihn von der Seite an.
    »Russe?«
    »Ja, Madame. Mein Vater war zaristischer General. Er fuhr 1922 das erste heizbare Taxi in Paris.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Wladimir Andrejewitsch, Fürst Globotkin.«
    »Ein schöner Tag, Wladimir Andrejewitsch.« Madame schlug die Beine übereinander, was einige Mühe bereitete. Es regnete jetzt, der Asphalt spiegelte, aber Paris ist immer schön. »Essen wir zusammen eine Bratwurst, Fürst?«
    »Mit Vergnügen, Madame.«
    Sie fuhren über die Pont d'Issy und hielten auf dem Quai du Président Roosevelt an einer Bude, in der warme Würstchen, Käsebrötchen und Limonade verkauft wurden.
    *
    Pierre hatte seinen Kaffee getrunken. Er war voll Begeisterung über den Auftrag Thierrys, ein Bananenplakat zu entwerfen, aber ihm fiel nichts ein, was die Gestaltung betraf. Von der Idee, über Monkys schlanken Körper ein Bananenröckchen zu malen und ihr eine besonders große Banane in die Hand zu drücken, kam er schnell ab. Das Bild wirkte zu erotisch … Thierry hätte ihn aus dem Büro geworfen. Auch die Idee, einen Affen und ein Kind nebeneinander sitzen zu lassen, jedes mit einer Banane beschäftigt, und darunter der Spruch: Das sind Kenner!, hielt er für nicht durchführbar. Der

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