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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Das ist doch I. Klasse, nicht wahr?«
    »Privatstation Professor Mauron.« Die Schwester sah ihn fragend an. »Haben Sie eine Beschwerde, Monsieur?«
    »Nein, nein …« Pierre winkte ab. »Es ist alles in Ordnung. Es … es ist nur wegen der Kosten … Wo muß ich –«
    »Fragen Sie morgen früh bei der Verwaltung, Monsieur.« Die Nachtschwester lächelte. Immer diese aufgeregten Männer, wenn ihre Frauen krank sind. »Es regelt sich alles von selbst …«
    »Das wäre schön –«, sagte Pierre mit einem schiefen Lächeln. »Das wäre wirklich sehr schön. Gute Nacht, Schwester.«
    »Gute Nacht, Monsieur.« Und da sie glaubte, noch eine Tröstung hinterher zu schicken, fügte sie hinzu: »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.« Sie meinte Ev.
    »Auch das wäre schön«, antwortete er. »Zu schön …«
    Er wandte sich ab und verließ die Station.
    Privatstation Professor Mauron, dachte er, als er im Lift nach unten schwebte. Ein Einzelzimmer. Sehe ich aus wie Rothschild? Ich werde das nie bezahlen können, und bei der Verwaltung werde ich mich nie blicken lassen.
    In spätestens drei Tagen werden sie Ev aus dem Hospital werfen.
    *
    In Madames großer Küche wartete Wladimir Andrejewitsch auf ihn.
    Er fraß wieder einen Kuchen – diesmal einen gedeckten, duftenden, noch dampfenden Apfelkuchen – und mußte demnach einen Magen mit einem Blechbeschlag haben. Ein normaler Mensch hält so etwas nicht aus. Aber vielleicht muß man einen russischen Magen anders bewerten?
    Madame war sehr aufgeregt, machte hinter dem Rücken von Fürst Globotkin hastige Armbewegungen, als sie Pierre in dem langen Flur entdeckte, und tippte sich unmißverständlich an die Stirn.
    »Wir haben sie, Pierre!« sagte Wladimir Andrejewitsch und kaute mit vollen Backen.
    »Was er sagt, ist ein einziger Blödsinn, Pierre! Hör nicht auf ihn!« rief Madame Coco dazwischen. »Wie geht es Ev? Das Kind ist weg, nicht wahr? Soll man weinen oder lachen? Wie nimmt sie es auf? So ein Abgang ist kein Problem, Pierre. Ich habe drei Fehlgeburten gehabt. Monsieur Lebrun war ein aktiver Bursche. Dachdecker. Immer an der frischen Luft. Hui, das muß ihm das Blut mit dampfendem Ozon gefüllt haben! Zweimal hab ich's mit der Stricknadel gemacht, einmal mit heißer Seifenlauge … kein Arzt hat's gemerkt.«
    Es gab nichts, was Madame nicht schon probiert hatte. Und sie redete und redete in der Absicht, Fürst Globotkin damit aus dem Rennen zu werfen. Es gelang ihr nicht.
    Als sie Atem holte – auch Madame mußte einmal atmen –, sagte Wladimir Andrejewitsch:
    »Sie haben ihr Quartier auf dem Montparnasse. Eine Kellerwohnung, die als Jugendwohnheim amtlich bekannt ist. Die ganze Bande besteht aus zwölf Lederjacken, und sie ist heute vollzählig versammelt. Clubabend. Zwei Kollegen haben ihre Taxis dort geparkt und warten …«
    »Hör ihn nicht an!« schrie Madame dazwischen. »Zwölf von diesen Burschen … sie schlagen euch die Schädel ein! Pierre, du bist kein Schläger! Denk an deine Hände, denk an deine Augen … was soll ein Maler mit kaputten Händen und Augen?«
    »Sie haben Ev zusammengeschlagen wie ein Stück Vieh«, sagte Pierre dumpf. Er sah Wladimir Andrejewitsch an, und sie verstanden sich. »Petite mère, Sie haben eine Marktfrau verprügelt wegen zwei fauler Birnen …«
    »Das war etwas anderes. Sie hatte keinen Schlagring an der Hand.«
    »Aber Sie einen schönen, festen Schirm.«
    Madame suchte nach Argumenten, aber sie fand keine. Etwas lahm sagte sie: »Pierre, du hast für Ev die Verantwortung übernommen. Wie kannst du sie tragen, wenn du mit gebrochenen Knochen im Krankenhaus liegst?«
    »Ihm wird nichts passieren«, sagte Fürst Globotkin. »Wir sind auf einen Funkruf hin mit zweiundzwanzig Taxis da. Pierre soll nur zusehen –«
    »Das ist eine ganz billige Rache! Das ist Terror! Das … das ist russisch!« sagte Madame. Es war ihre letzte und schärfste Waffe. Aber sie stach nicht mehr.
    »Deine Freunde werden auch kommen«, sagte der Russe.
    Pierre sah Wladimir Andrejewitsch dumm an. »Was wollen sie denn dort? Will Ponpon sich um einen der Rocker ringeln? Will das ›Gebetbuch‹ ihnen predigen? Soll der ›Rote Henry‹ seine Oden vorlesen? Das ist doch Blödsinn!«
    »Sie bestehen darauf.« Fürst Globotkin hob die breiten Schultern. »Gott läßt noch echte Freunde wachsen.« Er erhob sich, stopfte den Rest des gedeckten warmen Apfelkuchens in den Rachen und sprach dumpf mit vollem Mund. »Fahren wir gleich,

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