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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an der Spitze Wladimir Andrejewitsch, werden dich verprügeln.«
    »Sie sollen mich totschlagen!« schrie er auf. »Morgen schon! Je früher, um so besser! Sie können mir keinen größeren Gefallen tun. Wäre ich nicht so feig, hätte ich den Mut, den du gehabt hast: Ich würde auch vom Arc de Triomphe springen.«
    »Als Franzose vom Arc de Triomphe? Monsieur, ist das Stil? Niemals würde ein Franzose – Ich schlage vor: Die Pont d'Alexandre. Wegen der Romantik. Oder unter einen TEE. Oder – ganz sicher: Einen Gasschlauch zwischen die Zähne klemmen und nicht vergessen, den Hahn aufzudrehen.« Sie setzte sich wieder und ließ die Beine über die Bettkante hängen. »Wie hört sich das an, Monsieur de Sangries? Vor ein paar Wochen hat man damit ein unglückliches Mädchen glücklich gemacht –«
    »Es bleibt dabei: Am 2. Januar trennen wir uns!« Er stieß sich von der Wand ab und tappte zu seinem Bett, das heißt, es war Evs Bett, aber es war jetzt frei. »Komm mir nicht nach –«, sagte er, als er lag und sich zudeckte. »Ich bin in der Stimmung, selbst dich zu schlagen!«
    »Am 2. Januar also –«, sagte Ev und legte sich auch zurück. Bouillon sprang zu ihr und kuschelte sich neben sie. »Hast du gehört, Bouillon: Am 2. Januar gibt es kein Herrchen mehr. Wir werden uns dann in die feine Rôtisserie de la Reine Pédauque setzen und uns ein neues, sehr reiches Herrchen anlachen.«
    »Das wirst du nicht!« sagte Pierre aus seiner dunklen Ecke heraus. »Ich werde Wladimir Andrejewitsch mein ganzes Geld geben, damit er dich mit Gewalt zurück nach Köln zu deinen Eltern bringt!«
    *
    Am nächsten Morgen war Pierre längst aus dem Haus, als Ev aufwachte. Madame Coco hockte hilflos in ihrer Küche und berichtete, zum erstenmal seit ihrer mütterlichen Betreuung habe Pierre ihr nicht gesagt, wohin er gegangen sei. »Ich habe schon den Fürsten alarmiert«, sagte sie schwer atmend. »Seine Taxis werden ihn schon irgendwo entdecken. Dann Gnade ihm Gott!«
    Ev frühstückte schnell und fuhr dann zur Seine, in die Galerie von Callac, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Aber dort saß, mit finsterer Miene, bereits Pierre hinter dem Schreibtisch und hatte Ev über den Bildschirm längst hereinkommen sehen. An den Wänden der Galerie hingen lauter Bilder von de Sangries – ein Märchen, das Pierre als Wirklichkeit nur schwer begreifen konnte. Ein Teil der Bilder trug bereits einen roten, auf den Rahmen geklebten Punkt. Verkauft.
    Callac hatte es eilig gehabt, als statt Ev an diesem Morgen Pierre erschien, nicht um zu arbeiten, sondern um mit Callac Streit anzufangen. »Junger Mann«, hatte Callac gesagt, »Ihre Begabung ist erwiesen. Ihre Idiotie auch. Werfen Sie beides zusammen und die Welt wird über Sie staunen. Überlegen Sie sich das, ich muß weg. Passen Sie auf und wenn jemand kommt, der einen echten de Sangries kaufen will, handeln Sie, als wenn ein Teufel eine Seele kaufen will. Aber sagen Sie um Himmels willen nie, daß Sie dieser de Sangries sind. Jeder glaubt, daß Sie – bei diesem Farbenrausch – ein abgeklärter Mensch sind. Machen Sie bloß keinen Blödsinn, Pierre! In zwei Jahren sind Ihre Bilder Hunderttausende wert …«
    »In zwei Jahren!« Pierre hatte Callac angesehen, als habe dieser ihn angespuckt. Dann hatte er Callac stehenlassen und war ins Büro gegangen.
    »Die Post liegt da!« sagte Pierre und zeigte auf einen Stapel Briefe. »Ich habe gerade die Verkaufslisten durchgesehen. Callac hat vierunddreißig Vorbestellungen. Darunter neunzehn Portraits. Ich werde sie malen –«
    »Pierre –« Sie blieb am Tisch stehen, selbst erschrocken über diesen glücklichen Aufschrei.
    »Ohne dich!« sagte er dumpf und erhob sich. Auf dem Fernsehschirm erschien ein Ehepaar, das den Laden betrat und sich umschaute. Die versteckten Kameras verfolgten sie in jede Ecke. »Es bleibt bei der Trennung.«
    Sie nickte, setzte sich vor den Stapel Briefe und begann, sie aufzuschlitzen. Pierre wartete noch auf eine Antwort, aber da sie schwieg, ging er hinaus. Auf dem Bildschirm sah sie, wie er das Ehepaar begrüßte und begann, ein Bild zu erklären. Es zeigte eine Landschaft bei Dôle. Weingärten, ein paar gelbe Flecken in warmer Sonne. Maisfelder. Eine junge Bäuerin, die mit einer Weinkiepe auf dem Rücken sich aufmachte, in den Garten zu gehen. Eine Bäuerin mit Evs Gesicht.
    Immer und ewig nur Ev.
    Er konnte nichts anderes mehr malen.
    Unterdessen saß Marius Callac bei seinem Notar und stritt mit ihm herum. Es

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