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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hast, nicht voll ausgeschöpft hat! Gott da oben, verdirb es nicht mit mir!«
    *
    In dieser Nacht tappte Ev wieder in ihrer warmen, weißen Nacktheit zu Pierre ins Bett und schmiegte sich an ihn. Er lag steif da, wie gefroren, und tastete nicht nach ihren Brüsten, strich nicht über ihren warmen Schoß, umfing nicht ihren glatten Leib und umklammerte nicht mit seinen Beinen ihre langen, gerundeten Schenkel. Er lag nur da, auf dem Rücken, starrte gegen die neu geweißte Decke und hinüber zu dem großen Fenster, vor dem jetzt die Dächer ihre weiße Schneedecke trugen, und als Evs Hände über seinen Körper glitten, hielt er den Atem an und knirschte laut mit den Zähnen. Dann plötzlich schnellte er sich zur Seite, ließ sich aus dem Bett fallen und rollte ins Zimmer hinein, in den fahlen Nachtschimmer, den die verschneiten Dächer in das Zimmer warfen.
    »Geh zurück nach Deutschland!« sagte er heiser und blieb auf dem Boden liegen. Bouillon war hinterher gehüpft, saß in der Beuge seines Bauches und leckte ihm über die Brust. »Du hast so gute Eltern, du hast eine so schöne Heimat, du hast soviel Leben vor dir … verdammt, Ev, geh weg!«
    »Ich liebe dich, Pierre«, sagte sie wie immer, wenn er davon anfing. »Ich bleibe!«
    »Dann werfe ich dich einfach hinaus!«
    »Das kannst du nicht.«
    »Und wie ich das kann! Weißt du, wieviel Mädchen ich schon hier aus diesem Zimmer geworfen habe? Eine Nacht … und dann hinaus!«
    »Eine Nacht. Wo ist sie bei uns, Pierre?«
    »Ich liebe dich nicht!« sagte Pierre rauh. »Du zwingst mich, es dir endlich zu sagen. Ich kann nur mit einem Mädchen schlafen, das mich körperlich reizt. Du hast keine Reize. Es geht einfach nicht.«
    »Ich weiß es, Pierre.« Sie setzte sich im Bett auf, und er sah ihre schönen Brüste und ihren flachen Leib, die goldenen Haare und die großen blauen Augen. »Meine Haare sind stumpf, meine Brüste zu groß, meine Hüften zu breit, meine Beine zu stämmig. Du liebst eine Sylphide wie Monky. Sie war wunderbar. Außerdem habe ich ein Kind von einem anderen Mann bekommen, eine Fehlgeburt gehabt, ich bin …«
    »Wenn du nicht aufhörst, erwürge ich dich!« sagte Pierre. Er lag noch immer auf den Dielen und drückte Bouillon an sich. »Nur noch dieses Jahr, Ev … und dann werfe ich dich hinaus.«
    »Es sind noch zwei Tage.« Sie lächelte und legte sich zurück, warf die Decke von sich und lag nackt im schneeigen Licht. Bouillon machte sich von Pierre los, rannte zu ihr, leckte ihr die herunterhängende Hand, rannte zu Pierre zurück und leckte ihm über die Augen.
    »Der Hund ist klüger als du«, sagte sie ganz ruhig.
    »Er ist ein Bastard!«
    »Sagst du das von dir nicht auch?«
    »Wenn ich dich liebe, Ev, wirst du es bis an dein Lebensende bereuen.«
    »Ist es dein Problem, Pierre? Ich werde dadurch vielleicht nie Langeweile haben.«
    »Ich habe dich einmal vom Arc de Triomphe heruntergeholt –«
    »Es wird nie mehr ein zweitesmal geben. Nicht durch dich, Pierre. Das ist das einzige, was ich mit Sicherheit bereits von meinem ganzen folgenden Leben weiß.«
    »O mein Gott, wie ich diese Sicherheit hasse!« Er sprang auf und ging zu dem großen Fenster. Gegenüber – wie immer bei offener Gardine – war die kleine Hure bei der Arbeit. Ein ausgesprochen fetter Mensch mühte sich schwitzend ab, ein unästhetisches Bild, aber sicherlich hatte er genug dafür bezahlt.
    Pierre lehnte sich gegen die große Scheibe. Über seinen nackten, knochigen, vom ewigen Hunger fast fleischlosen Körper fiel das Licht der Winternacht wie eine bleiche Patina. »Was hast du bloß an mir?« fragte er. »Ich bin ein Gerippe.«
    »Als berühmter Maler de Sangries wird man von allein dick.« Sie lachte, aber es klang, als habe sich das Lachen in Weinen verhüllt. »Außerdem ist erwiesen, daß die meisten Männer Fett ansetzen, wenn sie verheiratet sind.«
    »Wir werden nie heiraten, Ev. Nie!« Er drehte sich vom Fenster weg und kam wieder in den Raum. »Ist das jetzt endlich klar?«
    »Wie du es sagst – ja. Wie du es denkst – nie!«
    »Ich verfluche deine Überlegenheit!« Er lehnte sich an die Wand, wo früher der Fortsetzungsroman geklebt hatte, und ballte die Fäuste. »Du zwingst mich, dich mit Gewalt aus meinem Zimmer zu werfen.«
    »Dann werde ich unten bei Madame Coco einziehen.«
    »Ich verlasse dieses Haus. Ich verlasse Paris.«
    »Willst du wieder als Clochard herumziehen und Epileptiker spielen?«
    »Wenn es sein muß, ja!«
    »Deine Freunde,

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