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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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»Ja, es stimmt. Er sagte, er habe so viele Familienangehörige verloren, daß er einen weiteren Verlust nicht ertragen könne. Er würde dich nicht für alle Reichtümer der Welt hergeben.«
    Zared verbarg ihr zufriedenes Lächeln vor ihm. Es war ein gutes Gefühl, zu erfahren, daß ihr Bruder sie so sehr liebte. »Du siehst also ein, daß ich mit ihm gehen muß.«
    »Ich verstehe es durchaus. Doch ich kann auch nicht auf dich verzichten. Wer wird mir mein Bett anwärmen, wenn du fort bist?«
    Sie wandte sich ab. »Du wirst andere Frauen finden. Das ist bei Männern immer so.«
    »Aber keine Frau, die mich die Bäume hinaufjagt und das Schwert gegen mich zieht. Keine Frau, mit der das Leben so unterhaltsam ist wie mit dir.«
    Sie vergrub das Gesicht in den Händen. »Du kannst nicht mit mir gehen.«
    »Ich kann es, und ich werde es tun. Dein Bruder, der einen Kopf so hart wie Stein hat, will es so haben. Deshalb gehe ich mit dir und lebe bei deiner Familie, bis er sich davon überzeugt hat, daß ich dich nicht wegen einer persönlichen Fehde geheiratet habe. Obgleich ich für mein Leben fürchten muß, wenn er hört, wie ich dich nachts zum Schreien bringe. Er könnte annehmen, ich würde dich quälen.«
    »Du bringst mich nicht zum Schreien.«
    Mit selbstsicherem Lächeln sagte er: »Komm und gib mir einen Kuß! Morgen reiten wir mit deinem Bruder weg und sehen uns eure Burg an. Sie kann gar nicht so schlimm sein, wie du sie immer schilderst.«
    »Sie ist noch schlimmer«, entgegnete sie und setzte sich ihm auf den Schoß. »Du wirst es dort nicht aushalten.«
    Er streichelte ihr über Hüfte und Oberschenkel. »Ich bin aus härterem Stoff, als du glaubst. Wirklich, ich bin jetzt aus Stahl. Kennst du zufällig eine Scheide, in die ich mein Schwert stecken kann?«
    »Oh, Tearle, wie dumm du bist!« sagte sie. Lachend legte sie ihm die Arme um die Schultern und küßte ihn.

14
    Rogans Gattin Liana lag mit geschlossenen Augen in den Kissen ihres Bettes. Sie litt Schmerzen. Zwei Tage zuvor hatte sie einen prächtigen Sohn mit dunklen Haaren zur Welt gebracht, und noch jetzt bereitete ihr jede kleinste Bewegung Schmerzen.
    »Wie steht es mit ihnen?« fragte sie flüsternd ihre Zofe Joice, die dabei war, das Gemach aufzuräumen.
    »Unverändert«, antwortete Joice ernst. Dann richtete sie den Blick auf ihre Herrin. »Das kann nicht so weitergehen.«
    Liana nickte bestätigend. Vor einem Monat war Zared mit ihrem Howard-Gatten eingetroffen, und seitdem hatten sich die dunklen Schatten des Hasses in der Burg der Peregrines noch verdüstert. Für Liana erwies es sich als unmöglich, mit ihrem Mann vernünftig darüber zu sprechen. »Er ist jetzt der Mann deiner Schwester«, hatte sie ihm vorgehalten. Aber Rogan blieb unbeugsam. Er lehnte es ab, den Howard mit anderen Augen zu sehen, als er ihn sah. Und er hatte es sich nun einmal in den Kopf gesetzt, in ihm nichts als den Feind zu sehen.
    In den vergangenen vier Wochen hatte Rogan alles unternommen, um den Geist des Howard zu brechen. Er hatte ihn zu den härtesten Waffenübungen gezwungen, bis der Mann vor Erschöpfung die Schultern hängenließ. Rogan erfand für ihn die schrecklichsten Proben. So ließ er ihn einmal von sechs kräftigen Rittern auf den Fluren der Burg anfallen, und dies nach einem langen, harten Übungstag, der die meisten Männer erledigt hätte.
    Aber der Howard blieb ungebrochen, und nie kam eine Klage über seine Lippen. Liana hatte gesehen, wie er Rogan mit so entschlossener Miene anblickte, als wollte er sagen, er werde alles überstehen, was Rogan ihm an Prüfungen auferlegen würde.
    In den letzten Wochen der Schwangerschaft hatte sich Liana so schlecht gefühlt, daß sie das Frauengemach nicht mehr verlassen konnte. Daher erfuhr sie von all diesen Ereignissen nur aus zweiter Hand. Aber auch wenn sie mit ihrer Näharbeit still dasaß, sah sie mehr, als ihr lieb war.
    Bei der ersten Nachricht von der Vermählung Zareds mit einem Howard hatte Liana geglaubt, ihren Ehemann träfe der Schlag. Sein Wüten übertraf alles, was sie bisher erlebt hatte. Doch berichtete man ihr, daß er vor Jahren, als Oliver Howard sie gefangengenommen hatte, von ähnlichen Wutanfällen heimgesucht worden war. Damals hatte seine Umgebung schon gefürchtet, er würde verrückt werden.
    Es nützte nichts, daß Liana Tag und Nacht zur Vernunft riet. Rogan stellte ein kleines Heer zusammen, mit dem er zum Schloß des Howard ritt und seine Schwester zurückforderte.

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