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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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vor. Manchmal habe ich das Gefühl, ohne ihn sterben zu müssen, aber ...«
    »Aber was?« drängte Liana.
    »Aber ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht. Ich weiß nicht, ob ich ihm trauen darf. Ich bin einem solchen Mann noch nie begegnet. Er sagt immer nur, daß er keinen Krieg will. Aber was ist, wenn ich ihm glaube und er mich belügt? Was ist, wenn ich ihm mein Vertrauen schenke und er mich und meine Familie betrügt?« Sie vergrub den Kopf in den Händen. »Wie kann ich den Haß aufgeben, der mein ganzes Leben beherrscht hat, nur weil ein Mann ein paar Wochen lang nett und freundlich zu mir war? Ich muß zeigen, daß ich aus härterem Stoff bin. Ich muß stark sein und widerstehen. Ich darf nicht zulassen, daß mich die Leidenschaft blind macht und mich vergessen läßt, daß er ein Howard ist.«
    Wieder begann Zared zu weinen, und Liana spürte ihre Verzweiflung. Zared war in höchster Verwirrung. Schuld daran waren die Zweifel an dem Mann, den sie geheiratet hatte, und an ihren Gefühlen für ihn. »Allmählich faßte ich Vertrauen, weiß aber bis heute nicht, warum er mich wirklich geheiratet hat. Manchmal glaube ich ihm alles, was er sagt. Und manchmal fürchte ich mich wegen meiner Leichtgläubigkeit. Er sagt, er habe nur den Wunsch, diese Fehde zu beenden. Aber ich habe Angst, daß ich den Feind in unser Haus gebracht habe. Sobald er unser Vertrauen gewonnen hat, kann er des Nachts die Tore öffnen und das Heer seines Bruders hereinlassen. Er könnte uns alle im Schlaf töten.«
    »Aber was würde er dadurch gewinnen?«
    Zared sah Liana an, als wäre ihre ältere Freundin von Sinnen. »Dann hätte er einen eindeutigen Anspruch auf den Herzogtitel und alle Ländereien. Dann gibt es keine Peregrines mehr, die ihm den Besitz der Gebiete streitig machen können.«
    Zareds Antwort erweckte auch bei Liana Befürchtungen. Sie wünschte, sie hätte nie etwas über diesen schrecklichen Howard erfahren. Sie hatte Angst um ihre Familie: um ihren Sohn, ihr ungeborenes Kind, ihren Mann, seine Schwester und seinen Bruder. Jeden Abend fragte sie Rogan aus, was er mit dem Howard angestellt habe. Sie wollte sicher sein, daß Rogan nicht in seiner Wachsamkeit nachließ.
    Einmal ging Liana mit ihrem Sohn in den Hof, um ihm neugeborene Welpen zu zeigen. Da begegnete ihnen der Howard. Er blieb stehen und sah lächelnd auf den hübschen kleinen Jungen mit dem rötlichen Haar, der einen Welpen im Arm hielt. Dann blickte er lächelnd Liana an. Doch sie nahm ihren Sohn, als müßte sie ihn vor ihm schützen, und sah ihn finster an. Da verging ihm das Lächeln, und seufzend ging er weiter.
    Doch Liana hatte keine Zeit, sich um die Gefühle zu kümmern, die der Bruder eines Feindes hegen mochte. Viel mehr nahmen die sorgenvollen Gesichter Rogans, Zareds und Severns ihre Gedanken in Anspruch. Servern machte sich Vorwürfe, daß er die Ursache aller Schwierigkeiten gewesen war. Um darüber hinwegzukommen, stürzte er sich mit erhöhtem Eifer in die täglichen Waffenübungen. Doch das schien ihm wenig zu helfen. Dennoch war er vom Morgen bis zum Abend auf dem Übungsgelände. Liana ahnte, daß er sich nach seiner frischgebackenen Gemahlin sehnte, die er auf Burg Bevan mehr oder weniger in Sicherheit zurückgelassen hatte.
    Mit jedem Tag schien Rogan hohläugiger zu werden. Liana wußte nur zu gut, daß er wenig Schlaf fand, denn die Angst ließ ihn nicht los. Es war die Angst, seine Familie könnte jeden Augenblick überfallen werden. Einmal wälzte sich Rogan nachts wieder ruhelos im Bett. Plötzlich sprang er auf und hatte zum Schwert gegriffen, bevor noch Liana die Augen aufschlagen konnte.
    Doch am meisten machte sie sich um Zared Sorgen. Sie schien zusehends dünner und grauer zu werden.
    Anfangs der zweiten Woche, als Liana wieder einmal das eingefallene Gesicht ihrer kleinen Schwägerin betrachtete, fiel es ihr auf einmal wie Schuppen von den Augen. Leise fragte sie: »Du liebst ihn, nicht wahr?«
    Zared tat, als wäre die Frage gegenstandslos. »Was hat Liebe damit zu tun? Er ist der Feind.«
    »Aber dein Feind ist er doch nicht, oder?«
    »Ich zähle nicht. Ich muß an meine Familie denken.«
    Darauf wußte Liana nur zu antworten, daß man manchmal seinem eigenen Urteil trauen müsse und nicht auf die Meinungen anderer achten dürfe. Sie sprach aus Erfahrung, denn als sie vor Jahren ihre Einwilligung zur Vermählung mit Rogan gegeben hatte, war sie ebenfalls dem eigenen Gefühl gefolgt. Die Leute hatten sie eine Närrin

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