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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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genannt und gesagt, er wäre ein Mann, der nicht lieben könnte. Aber sie hatte bewiesen, daß sie unrecht hatten. Mochte er über Jahre hinweg sein Herz vor aller Welt verborgen haben, sie hatte es entdeckt.
    Die Geburt ihres Kindes zog sich über drei lange, schwere Tage hin. Danach konnte sie wenig anderes tun, als im Bett liegen. Doch sie beobachtete alles, was in der Familie vor sich ging, so aufmerksam wie möglich.
    »Zared«, sagte Tearle, »sieh mich an!«
    Sie lagen zusammen im Bett. Sie lag so weit von ihm entfernt, wie es ging. Sie wollte ihn nicht berühren. Oder wußte sie nur nicht, ob sie es tun durfte? Ach, sie wünschte es sich so sehr!
    »Ich bin müde«, sagte sie abweisend.
    »Du scheinst neuerdings immer müde zu sein«, erwiderte er mit schleppender Stimme. Er schwieg eine Weile und fuhr dann fort: »Allein kann ich es nicht schaffen.«
    Sie wußte, was er meinte, aber eine Antwort konnte sie ihm auch nicht geben. Sie ging jeden Tag durch die Hölle. Jedesmal, wenn sie einem ihrer Brüder allein begegnete, zeigte der ihr die Pferdeschädel an den Wänden. Vor Jahren hatten die Howards eine Burg der Peregrines belagert und die Verteidiger, unter denen sich Zareds Mutter befand, waren schließlich verhungert. Vorher hatten sie noch ihre Pferde geschlachtet. Zur mahnenden Erinnerung an die ruchlose Tat der Howards hingen seitdem die Schädel dieser Pferde an den Wänden.
    »Es war dein Wunsch herzukommen«, sagte sie schließlich.
    »Nein, entgegnete er leise. »Mich zog es nie in diese Burg des Hasses. Ich wollte einzig und allein, und das wünsche ich mir auch jetzt, daß die Frau, die ich liebe, meine Liebe erwidert.«
    »Ich dachte, es sei dein Wunsch, diesem Haß ein Ende zu machen«, sagte sie voller Bitterkeit. Sie hatte
    Tag für Tag beobachtet, wie ihre Brüder mit ihrem Mann umsprangen, wie sie ihm die härtesten Aufgaben stellten, an denen ein anderer schon längst zerbrochen wäre. Aber Tearle war nicht zu brechen. Er erregte sich nicht einmal darüber.
    Sie legte sich auf die Seite, um ihn ansehen zu können. »Was bist du nur für ein Mensch!« schrie sie ihn beinahe an. »Weißt du denn nicht, daß alle Männer hier über dich lachen? Du steckst alles ein, was Rogan dir zumutet, und widersprichst ihm nicht einmal. Sie schließen schon Wetten ab, ob er dir demnächst befiehlt, die Schmutzwasserkübel zu leeren, und ob du auch das tun wirst.«
    Er schien verärgert. »Wenn ich deutlich machte, was ich von deinem Bruder halte, würde er mich schlagen, und ich müßte mich wehren. Wir kennen Rogans Charakter. Er würde in Wut geraten, und einer von uns beiden würde sterben. Ist es das, was du dir wünschst? Eine Entscheidung durch Zweikampf? Sollen wir wie zwei Hirsche in der Brunft aufeinander losstürmen? Möchtest du, daß einer von uns tot auf der Strecke bleibt? Wie kann ich dich davon überzeugen, daß ich nicht weniger Mann als dein Bruder bin?« Er stützte sich auf den Ellbogen. »Sag mir, Zared, ist es das, was du dir wünschst? Ist es das, was ich dir beweisen soll?«
    Er setzte sich auf. »Es scheint dir nicht zu genügen, daß ich mein Erbe aufs Spiel setzte, als ich dich zur Frau nahm. Mein Werben um dich bedeutet dir nichts. Daß ich, ein Howard, mich aus freiem Willen und allein in das Heim deiner Brüder begebe, wenn man diese Höhle des Hasses ein Heim nennen kann, und dort beiden Brüdern die Stirn biete, bedeutet dir nichts. Ich kann tun, was ich will, es genügt dir nicht. Du verlangst immer noch mehr von mir. Du hast gesagt, ich wäre nicht Manns genug, zu bewältigen, was dein Bruder von mir verlangt. Ich habe dies und noch mehr bewältigt. Ich bin müde und kaputt. Und ich habe es bis auf den Tod satt, gehaßt zu werden. Ich habe es satt, daß mich hier alle Leute finster anstarren.«
    Er stieg aus dem Bett und stellte sich vor sie. »Doch wäre es all die Mühe wert, wenn ich nur den Sinn eines einzigen Menschen ändern könnte. Wenn ich dich dazu brächte, mir das Vertrauen entgegenzubringen, das ich verdiene, wäre es die Anstrengung wert.«
    Er fuhr sich über die Augen. »Ich kämpfe nicht gegen deine Brüder. Ich will kein neues Blutvergießen zwischen den beiden Familien erleben. Und ...« - er sah auf - »... und deiner Schwägerin kannst du ausrichten, daß ich kleinen Kindern nichts tue.«
    Er zog sich eilig an und ging.
    Zared hätte ihm gern etwas gesagt, aber sie wußte nicht was. Hätte sie ihm die Wahrheit sagen sollen? Daß sie sich jeden Tag

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