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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Seite, um die Szene besser beobachten zu können. Danach war sie wie gelähmt. Tearle richtete sich, mit Tränen des Schmerzes in den Augen, zu einer Sitzposition auf und nahm das Kind in die Arme.
    Über den Kopf des Knaben sah er Liana an. Sie stand dicht vor ihm und bebte in den Nachwehen des furchtbaren Schrecks. Um ein Haar hätte sie ihr Kind erneut und diesmal für immer verloren. Denn hätte der Faustschlag getroffen, wäre er zweifellos tödlich gewesen.
    »Wir haben uns in den letzten Tagen angefreundet«, sagte Tearle. Er konnte nur mit Anstrengung sprechen. Seine Stimme klang hohl.
    Rogan ging auf ihn und das Kind zu, aber Liana streckte den Arm aus und hielt ihn an. »Was ist geschehen?« fragte sie flüsternd.
    Für alle war deutlich zu sehen, welch unendliche Mühe Tearle das Sprechen bereitete. Das kräftige Kind bewegte sich auf ihm, und jede Bewegung verursachte ihm unvorstellbare Schmerzen. Aber der Knabe wollte Tearle nicht loslassen, auch nicht, als seine Mutter ihm die Arme entgegenstreckte.
    Kaum vernehmbar brachte Tearle heraus: »In der Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich stand auf, ging nach unten und ...« Er holte Luft und schloß dann vor Schmerzen die Augen. »Da war das Kind. Eine Weile ... spielte ich mit ihm Ball.« Wieder atmete er schwer. »Dann muß ich eingeschlafen sein. Als ich die Augen aufschlug, stand das Tor auf, und das Kind war weg.« Der lebhafte Knabe trat ihm unabsichtlich in den Leib, und Tearle zuckte zusammen. Doch dann griff er nur nach dem Fuß des Kindes und hielt ihn vorsichtig fest.
    »Ich ging zum Tor«, fuhr Tearle schwer atmend fort, »und sah, daß der Knabe auf den Wald zulief. Die Männer meines Bruders haben Beobachtungsposten ausgestellt.«
    »Das wissen wir«, sagte Rogan grob. »Ich will nichts mehr hören.«
    Liana stellte sich zwischen ihren Mann und Tearle. Sie wollte nur ihr Kind beschützen. Und jeden, mit dem das Kind gut Freund war. »Was hast du dann getan?«
    »Ich sattelte mein Pferd und ritt dem Knaben nach«, sagte Tearle und sah das Kind mit großer Zuneigung an, die Hand mit behutsamem Griff an dessen Kopf. »Inzwischen hatten die Männer meines Bruders ihn schon geschnappt, genau wie ich befürchtet hatte.«
    Der Knabe machte es sich auf Tearles Beinen gemütlich und spielte mit den Fetzen seines Überrocks.
    Tearle sah zu Liana auf. »Gegen die Männer meines Bruders war ich machtlos. Bei einem Kampf mit ihnen wäre auch der Knabe gefährdet gewesen. Zu seinem Schutz schloß ich mich ihnen an.«
    »Ich höre mir diese Lügen nicht länger an!« rief Rogan. »Er ist ein Howard und so gefährlich wie eine Schlange.«
    Entschlossen widersprach Liana ihrem Mann: »Glaubst du, dein Sohn ist so dumm, daß er einen Feind nicht von einem Freund unterscheiden kann? Verhielt sich der Knabe den anderen Männern gegenüber auch so vertrauensvoll?«
    »Vor den anderen Männern hatte er große Angst«, sagte Severn. »Erinnerst du dich, Rogan? Er fing zu weinen an, wenn sie ihm nahe kamen.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte Rogan. Doch er unternahm nichts mehr gegen Tearle.
    Tearle blickte den Jungen auf seinem Schoß an. »Die Männer meines Bruders sind Barbaren. Sie hätten ihn rein zu ihrem Vergnügen totgeschlagen. Das konnte ich nicht zulassen.« Streichelnd fuhr er mit der Hand über das Bein des Kindes. »Er ist ein guter Junge.«
    In diesem Augenblick wurde Zared, die noch kein Wort geäußert hatte, klar, daß er die Wahrheit sprach. Er hatte genau das getan, was er berichtete. Er war dem Knaben gefolgt und zu seinem Schutz bei ihm geblieben.
    Sie flüsterte ihrem Bruder zu: »Er sagt die Wahrheit.« Dabei merkte sie, wie Tearles Blick sie suchte.
    »Ein Howard weiß überhaupt nicht, was wahr ist!«
    Zared schob das Kinn vor. »Er weiß es, und er sagt die Wahrheit.« Streng fragte sie ihren Bruder: »Wo habt ihr meinen Mann gefunden?«
    Als Rogan mit der Antwort zögerte, schwanden auch ihre letzten Zweifel. Ihr wurde leichter ums Herz als je zuvor im Leben. Und dann schrie sie ihren Bruder an: »Wo habt ihr ihn gefunden?«
    »Er war auf dem Rückweg«, sagte Severn.
    »Auf dem Rückweg?« wiederholte sie froh. »Du meinst, er kehrte hierher zurück? Er wollte uns das Kind zurückbringen? Hast du nicht gesagt, ihr hättet Howards andere Männer erschlagen?«
    Rogans Gesicht blieb verschlossen. Daher wandte sie sich an Severn.
    »Sie machten Jagd auf ihn«, sagte Severn mit gedämpfter Stimme.
    Da wandten sich beide Frauen gegen die

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