Liebe ist staerker als Rache
heuchlerisch war sie nun auch wieder nicht. Seltsamerweise fühlten sich die Tage ohne ihn seltsam leer an.
Verzweifelt versuchte sie, die „Bedingung“, die er mit seinem Angebot verknüpft hatte, zu verdrängen. Doch je länger sie darüber nachdachte, erschien es ihr vielleicht doch nicht die schlechteste Lösung. Die Fronten wären geklärt, es gab keinen Gefühlswirrwarr … eine saubere Sache.
Maddie war sich im Klaren darüber, dass Nic de Rojas sie „schwach“ machte. Hätte er ihr etwas vorgespielt, ihr den Hof gemacht, wäre sie vermutlich darauf hereingefallen. Ganz sicher wäre ich darauf hereingefallen, gestand sie sich ein. Und dann hätte sie sich verraten, hätte ihre wahren Gefühle für ihn gezeigt. Aber sein Vorschlag ließ erst gar keinen Zwiespalt aufkommen. Ich wäre vor mir selbst geschützt und könnte endlich mit der Vergangenheit abschließen.
Den Gedanken, dass sie zukünftig ständig miteinander zu tun hätten, wenn sie seinen Vorschlag annähme, schob sie beiseite. Dennoch schaffte sie es nicht, zum Hörer zu greifen und ihn anzurufen – und damit ihrem Leben unwiderruflich eine neue Richtung zu geben.
Als sie Ende der Woche abends am Schreibtisch saß, betrat Hernan das Büro.
„Ich mache mir Sorgen um dich … und das Weingut“, begann er. „Maddie, wir stehen mit dem Rücken zu Wand. Es ist aussichtslos. Du musst verkaufen.“
Den Bruchteil einer Sekunde durchflutete sie grenzenlose Erleichterung. „Und was wird aus Maria und dir?“
Unter der Sonnenbräune wurde Hernan blass, versuchte aber, dies mit einem nonchalanten Achselzucken abzutun. „Das soll nicht dein Problem sein, niña . Du bist nicht für uns verantwortlich.“
Wieder senkte sich eine Zentnerlast auf Maddies Schultern. Sie wusste, wie viel das Weingut Hernan verdankte. Unter seiner Obhut waren die Trauben herangereift und hatten es ihrem Vater und dem Kellermeister ermöglicht, die wunderbaren Weine herzustellen, die dem Weingut Erfolg und Reichtum gebracht hatten. Sie konnte ihn und Maria nicht im Stich lassen – ebenso wenig wie sie das Vermächtnis ihres Vaters aufgeben konnte.
„Vielleicht müssen wir gar nicht verkaufen …“
Hernan richtete sich kerzengerade auf. „Was meinst du damit?“
Maddie erzählte ihm von Nics Vorschlag – die kleine Bedingung, die daran geknüpft war, unterschlug sie geflissentlich.
„Du wirst natürlich zustimmen! Oder? Es wäre deine Chance, den Namen Vasquez zu retten. Deine einzige Chance!“
„Aber es ist eine so folgenschwere Entscheidung. Weiß ich denn, ob ich ihm trauen kann?“ Damit meinte sie natürlich nicht den geschäftlichen Aspekt – und eigentlich auch nicht Nic.
Hernan sank in sich zusammen und sah plötzlich zehn Jahre älter aus. Maddie erschrak und vergaß ihre eigenen Sorgen. „Was ist denn los, Hernan?“
Er sah auf. Sein Gesicht war aschgrau. „Maria … Maria ist krank. Sie braucht ärztliche Behandlung … die wir uns nicht leisten können.“
Maddie sprang auf und legte ihre Arme um seine Schultern.
„Wir wollten dich nicht damit behelligen. Du hast Sorgen genug. Wir dachten, wenn du verkaufst, dann würden wir eben zu unserem Sohn in Buenos Aires gehen.“
Maddie schüttelte den Kopf. Sie wusste, wie sehr die beiden die Stadt hassten. Außerdem war ihr Sohn nicht gerade reich und hatte eine eigene Familie zu versorgen. „Ihr geht nirgendwohin! Wenn ich Nic de Rojas Angebot annehme, werde ich mich um euch beide kümmern … vor allem um Maria selbstverständlich.“
Hernan nahm ihre Hand in seine. „Aber wir wollen dich doch nicht belasten … es ist nicht deine Verantwortung, dich um uns zu kümmern.“
Maddie ging vor Hernan in die Hocke, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Sie drückte seine Hand. „Ich weiß, aber es gibt eine moralische Verpflichtung. Und nach all der Arbeit, die du in dieses Weingut gesteckt hast, hast du wirklich verdient, dass ich mich um dich … um euch … kümmere. Und jetzt werde ich mir das auch leisten können.“ Sie holte tief Luft. „Ich werde Nic de Rojas noch heute Abend anrufen.“
Hernan erwiderte den Druck ihrer Hand. Seine Augen schimmerten verdächtig feucht. Maddie musste schlucken. Es ist vorbei, dachte sie. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Diese beiden Menschen sind wichtiger, als meine eigenen Luxusproblemchen.
Am darauffolgenden Abend fuhr Maddie zum Weingut der de Rojas, einen kleinen Koffer auf dem Rücksitz. Hinter ihr lag ein aufreibender Tag.
Sie hatte Nic
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