Liebe ist staerker als Rache
Ich kann nicht so tun, als wenn alles normal wäre … obwohl genau das Gegenteil der Fall ist!“
8. KAPITEL
Nic sah sie schweigend an. Mit fliegenden Händen nahm sie die kostbaren Ohrringe ab und streifte das Armband vom Handgelenk. Schlagartig fühlte sie sich besser.
„Das alles hier – das bin einfach nicht ich ! Es ist mir unmöglich, so zu tun, als würde nichts passieren.“
Jetzt erhob sich Nic ebenfalls. Der Ausdruck in seinen Augen verhieß nichts Gutes. „Aber du hast vollkommen recht … es wird tatsächlich etwas passieren. Und du wirst es nicht verhindern, Maddie! Es ist zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Wenn wir nicht diese Nacht haben – dann wirst du gar nichts haben.“
Maddie wich zurück und wäre beinahe umgeknickt. Sie bückte sich und zog die Schuhe aus, deren Absätze wie gefährliche Waffen wirkten. Ihr Herz hämmerte in der Brust. Sie glaubte nicht mehr atmen zu können. Ich muss hier raus … ich brauche Luft! „Wenn es schon geschehen soll, dann nicht so verlogen.“ Sie gestikulierte wild und deutete auf den Tisch. „Das ist doch alles nur Show, diese ganze Verführungskulisse. Dabei wissen wir doch beide, worum es geht.“
Sie raffte ihr Kleid, verließ den Raum und rannte auf die Eingangstür zu. Sie hörte, wie Nic einen Fluch ausstieß und ihr nachkam. Schon war sie auf der Freitreppe. Sie blickte sich um. Zu ihrer Linken befanden sich die Stallungen – und plötzlich wusste sie, was sie tun würde.
Sie führte gerade ein Pferd aus der Box und legte ihm Zügel an, als Nic sich ihr in den Weg stellte. „Verdammt nochmal! Was soll das?“
„Ich werde keinen Rückzieher machen. Aber wenn es geschieht, dann so, wie ich es will.“ Sie schwang sich auf den Pferderücken. Von dort blickte sie auf Nic hinunter. Sein Haar schimmerte wie Gold im Schein der Lampen, und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. In einer der Boxen wieherte ein Pferd.
Einen kurzen Moment lang schien er mit sich zu kämpfen, dann fluchte er erneut. Er riss die Jacke seines Smokings von sich und holte seinen schwarzen Hengst aus der Box. Maddie beobachtete ihn, und plötzlich ergriff sie eine namenlose Euphorie. Sie drückte dem Pferd die Fersen in die Flanke und galoppierte aus dem Stall. Die Sonne war eben hinter dem Horizont verschwunden und der Himmel in ein leuchtendes, samtiges Lila getaucht, das immer noch genügend Licht verbreitete.
Die Weinstöcke erstreckten sich in endlosen Reihen, so weit das Auge reichte. In einiger Entfernung sah Maddie die riesigen Fässer und Weinkeller für die Verarbeitung der Trauben. Sie riss das Pferd herum und ritt in die entgegengesetzte Richtung – dorthin, wo die beiden Grundstücke aneinandergrenzten.
Nach einer Weile zügelte sie das Pferd, und es fiel in einen Trott. Bald erklang hinter ihr das machtvolle Stampfen von Pferdehufen. Auf dem Rücken eines Pferdes hatte Maddie sich schon immer frei gefühlt. Der Wind kühlte ihre heißen Wangen, und der fließende Stoff des Abendkleides streichelte ihre Haut.
Plötzlich befand sich der Hengst neben ihr. Nic beugte sich zu ihr hinüber, nahm ihr die Zügel aus der Hand und brachte die Pferde zum Stehen.
„Bist du verrückt geworden?“
„Ich nicht. Wo willst du hin?“
Maddie war wild entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Sie atmete tief durch. „Du weißt genau, wohin wir reiten.“
„Das werden wir nicht!“
Sie riss ihm die Zügel aus der Hand. „Wenn du mich willst – wenn du diese Nacht wirklich willst – dann dort!“
Nics Atem kam stoßweise, aber nicht wegen des rasanten Ritts. Er verschlang Maddie mit den Augen. Sie ist schöner denn je, dachte er. Wie eine Amazone. Trotzdem wehrte sich alles in ihm, ihr zu folgen. „Was soll das? Ein kläglicher Versuch, die alten Zeiten heraufzubeschwören? Mir wäre ein Bett lieber oder meinetwegen auch der Stall.“
Maddie zuckte bei seinen Worten zusammen. Ihr Pferd tänzelte nervös, als würde es ihre Unruhe fühlen. „Nein! Entweder dort … oder gar nicht.“ Abrupt trieb sie das Pferd an und galoppierte davon. Fluchend ritt Nic ihr nach.
Als er den Hain erreichte, ergriff ihn ein Déjà-vu-Erlebnis, dass ihm fast schwindelte. Er hatte diesen Ort all die Jahre gemieden. Jetzt sah er Maddies Pferd, das an einem kleinen Baum angebunden war – und sie stand daneben. Reglos sah sie ihm entgegen – und wartete auf ihn. Wie damals! Aber jetzt ist sie eine erwachsene Frau! Er ließ den Blick über ihre Schultern
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