Liebe klopft nicht an
etwas Leckeres kochen.
Sie nutzte ihre einstündige Mittagspause, um alles für das Abendessen einzukaufen. Amy war zwar nicht die beste Köchin, aber etwas Adäquates würde sie schon hinbekommen. Mit zwei vollgepackten Tüten verließ sie den Supermarkt.
Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Amy hatte noch fast eine halbe Stunde Zeit. Sie sah auf die schweren Tüten und runzelte die Stirn. Der Kühlschrank im Aufenthaltsraum des Friseursalons war nicht groß genug, um dort alles zu verstauen und die Lebensmittel den restlichen Tag ungekühlt aufzubewahren, war sicher keine gute Idee.
Sie zog ihr Handy aus der Tasche und drückte Jessicas Kurzwahlnummer. Die Wohnung ihrer besten Freundin lag nur zwei Straßen von Taylors Apartment entfernt. Vielleicht konnte sie ihre Einkäufe bei Jessica deponieren und heute Abend auf dem Weg zu Taylor dort wieder abholen. Jessica besaß einen großen, amerikanischen Kühlschrank, der fast immer halb leer war, da ihre Freundin kaum kochte. Jessy sagte immer »Warum soll ich mich an den Herd stellen, wenn ich mir bei einem Lieferservice etwas Leckeres bestellen kann!«
Jessica willigte sofort ein und Amy winkte sich ein Taxi herbei. Öffentliche Verkehrsmittel würden zu lange dauern und außerdem ging es ihr finanziell wieder besser, seit sie nicht mehr mit Dylan zusammen war.
Zehn Minuten später stand sie vor Jessicas Wohnungstür. Sie klingelte und kurz darauf wurde die Tür geöffnet.
»Hi«, begrüßte sie ihre Freundin und drückte ihr zwei Küsschen auf die Wange.
»Du hast Glück, dass ich kaum zum Einkaufen komme und in meinem Kühlschrank gähnende Leere herrscht«, kicherte Jessica und nahm Amy eine der Tüten ab. Dann verzog sie das Gesicht und deutete mit einem Kopfnicken in die Richtung des Wohnzimmers.
»Ich habe übrigens Besuch«, flüsterte sie.
»Dein Schwarm?«, wollte Amy wissen. Jessica schüttelte den Kopf.
»Tracy. Sie stand einfach vor meiner Tür und jetzt werde ich sie nicht mehr los.«
Als Amy Tracys Namen hörte, versteifte sie sich. Sie hasste Taylors Exfreundin. Auch wenn die beiden vor ihrer Zeit zusammen gewesen waren, so spürte sie doch diesen winzigen Stich der Eifersucht, sobald es um diese Frau ging.
»Was will die denn hier?«, fragte sie abfälliger als beabsichtigt. Jessica zuckte mit den Achseln.
»Angeblich war sie in der Nähe und wollte mir einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Wer´s glaubt, wird selig. Seit über einer Stunde fragt sie mir nun schon Löcher in den Bauch.«
»Was will sie denn wissen?«
Jessica schwieg einem Moment und schien darüber nachzudenken, was sie ihrer Freundin verraten sollte, doch dann seufzte sie laut.
»Es geht um Taylor. Sie fragte, was er so macht, mit wem er zusammen ist und all dieses Zeug.«
Amy erstarrte in der Bewegung. Weshalb erkundigte sie Tracy nach Taylor?
»Hast du ihr von mir und Taylor erzählt?«
Jessica nickte.
»Klar, ist ja schließlich kein Geheimnis. Als ich es ihr sagte, sah sie aus, als hätte sie in etwas sehr Bitteres gebissen«, kicherte sie mit vorgehaltener Hand. Jessy sah auf die Tüte in ihrer Hand. »Komm, wir verstauen das ganze Zeug im Kühlschrank.« In Richtung Tracy rief sie: »Bin gleich wieder da.«
Nachdem sie alles eingeräumt hatten, gingen die beiden Freundinnen ins Wohnzimmer, wo Amy Tracy auf dem Sofa vorfand, die gelangweilt in der neuesten Ausgabe der Vogue blätterte.
Sie trug ein dunkelgrünes, elegantes Kostüm, das mit ihren roten Haaren harmonierte, die sie locker nach oben gesteckt hatte. Ihr Make-up war perfekt und ließ Tracys Gesicht wirken, als sei es aus Porzellan. Amy wünschte sich insgeheim, es sei genauso zerbrechlich, wie es aussah. Ein gezielter Schlag und ...
Sie sah verstohlen an sich herab und kam sich mit ihrer Jeans und dem roten T-Shirt irgendwie underdressed vor.
»Hi Tracy.« Amy gab sich alle Mühe, nicht unhöflich zu klingen. Die rothaarige Frau sah auf. Als sie Amy erblickte, zog sie eine Braue nach oben und spitzte den Mund, als müsste sie überlegen, woher sie Amy kannte. Plötzlich lächelte sie gekünstelt.
»Jetzt erinnere ich mich. Du warst auf der Hochzeit. Du bist Anne, nicht wahr?«
»Amy, ich heiße Amy.«
»Ach ja, stimmt. Diesen Namen kann ich mir einfach nicht einprägen, da er so gewöhnlich ist.«
Amy ignorierte die Bemerkung und gab sich ganz lässig, auch wenn sie innerlich kochte. Sie nahm auf dem Sessel Platz.
»Ich muss gleich wieder los«, sagte sie an Jessica gerichtet. »Meine
Weitere Kostenlose Bücher