Liebe klopft nicht an
wie verrückt.
Ohne zu wissen, wohin sie eigentlich wollte, setzte sich Amy in Bewegung. Nachdem sie sich weit genug von Taylors Wohnung entfernt hatte, ließ sie ihren Tränen endlich freien Lauf.
Wie hatte ihr Taylor so etwas nur antun können? Und dann noch mit dieser eingebildeten Kuh. Deshalb hatte er ihr also vorgeschlagen, dass sie sich erst morgen treffen sollten. Weil er heute Zeit mit seiner Ex verbringen wollte.
Automatisch sah sie im Geiste die Bilder von Taylor und Tracy, wie sie sich innig küssten. Amy presste die Hand gegen ihren Magen. Bei dem Gedanken daran wurde ihr schlecht.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckte sie einen kleinen Park. Ein Ort, an dem sie um diese Zeit etwas alleine sein konnte. Amy überquerte die Straße, ohne auf das Auto zu achten, das laut hupend in die Bremsen trat.
Sie öffnete das kleine Türchen und lief zwischen den Bäumen entlang, bis sie eine Parkbank entdeckte. Laut schluchzend setzte sie sich und ließ sich erschöpft gegen die Rückenlehne fallen.
Sie schrie auf, als ein stechender Schmerz durch ihren Rücken schoss.
Amy begriff sofort, dass sich irgendetwas in ihre Haut gebohrt hatte. Sie wagte nicht, sich zu bewegen, aus Angst, das Ganze noch Schlimmer zu machen, als es vielleicht schon war. Still saß sie da, mit Tränen in den Augen und überlegte fieberhaft, was sie jetzt tun sollte.
Sie zog den Gedanken in Erwägung, einfach laut um Hilfe zu rufen, verwarf ihn jedoch sogleich wieder. Um so laut zu schreien, dass sie jemand hörte, musste sie tief Luft holen, was wiederum bedeutete, dass sich ihr Oberkörper bewegen würde. Schon jetzt waren die Schmerzen kaum auszuhalten und Amy versuchte, so flach wie möglich zu atmen.
Außerdem war weit und breit niemand zu sehen, der ihr hätte helfen können. Amy nahm allen Mut zusammen, den sie besaß.
Sie schloss die Augen und bewegte sich ganz behutsam nach vorn. Sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht erneut aufzubrüllen. Es tat höllisch weh, als der Gegenstand sich langsam aus ihrem Körper zurückzog. Endlich hatte sie es geschafft und kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Amys Herz raste und ihr wurde speiübel.
Sie drehte sich ganz langsam um. Ihr Blick fiel auf einen langen Zimmermannsnagel, den jemand von hinten durch die Lehne der Parkbank geschlagen hatte.
Wut machte sich in ihr breit und vertrieb für einen kurzen Augenblick den Schmerz. Sicher waren dafür irgendwelche Jugendlichen verantwortlich, die sich einen Spaß daraus machten, andere Leute mit so einem Unfug zu verletzen.
Amy starrte auf den rostigen Nagel. An ungefähr zwei Zentimetern des Nagels haftete Blut. Zaghaft führte sie ihre Hand an ihren Rücken und tastete nach der Verletzung. Direkt unter ihren Rippen auf der rechten Seite berührte sie vorsichtig die Wunde. Als sie ihre Hand zurückzog und ihre Finger begutachtete, waren diese blutrot.
»Schöne Scheiße, das hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte sie und hätte am liebsten gleich wieder losgeheult. Erst wäre sie um ein Haar ertrunken, dann hatte sie fast ein Sturz an den Klippern dahingerafft und nun das. Was kam als Nächstes? Wahrscheinlich würde sie von einem Bus überrollt werden, sobald sie den Park verließ.
Unbeholfen zog sie ein Taschentuch aus ihrer Hose und presste es auf die Wunde. Warum ging denn nur auf einmal alles schief?
Zum Glück war die Wunde nicht so tief, wie sie befürchtet hatte, auch wenn es höllisch blutete. Trotzdem war sie am Boden zerstört.
Amys Brustkorb schmerzte, als würde ihr Herz jeden Moment in tausend Stücke zerbersten. Gerade eben war sie noch überglücklich gewesen und einen kurzen Augenblick später, lag ihre Welt in Scherben und sie hatte sich einen rostigen Nagel in den Rücken gejagt.
Immer wieder besah sie sich das Taschentuch. Die Wunde blutete stetig weiter, jedoch nicht so schlimm, dass sie einen Arzt aufsuchen musste. Sie seufzte erschöpft und beschloss, sich ganz ihrem Selbstmitleid hinzugeben.
Über ihren Kummer vergaß sie völlig die Zeit und ihre Schmerzen.
Erst als es um sie herum unangenehm kühl wurde und Amy zu frieren begann, kehrten ihre Gedanken in die Realität zurück. Ungläubig wanderte ihr Blick über die Bäume, die nur noch als schwarze Silhouetten zu erkennen waren. Es war dunkel geworden, ohne, dass sie es wahrgenommen hatte. Wie lange hatte sie denn hier gesessen? Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet Amy, dass seit ihrem Aufeinandertreffen mit Tracy fast
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