Liebe klopft nicht an
Mittagspause ist in ...«, sie warf einen Blick auf ihre Uhr, »in fünfzehn Minuten um.«
»Wirklich schade«, seufzte Jessica leise und warf Tracy einen vernichtenden Blick zu. Anscheinend konnte sie kaum erwarten, dass diese Frau wieder ihre Wohnung verließ.
Eine Sekunde später plärrte Pink durch den ganzen Raum. Amy zog ihr Handy aus ihrer Tasche. Auf dem Display leuchtete Taylors Nummer auf.
»Hi«, meldete sie sich.
»Hi. Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute Abend um sechs Uhr landen werde, wenn nichts dazwischenkommt. Sollte ich doch nicht rechtzeitig hier wegkommen, muss ich eine spätere Maschine nehmen und werde erst gegen acht Uhr zu Hause sein. Ich schicke dir auf jeden Fall eine kurze SMS, wenn ich am Flughafen bin. Bleibt es dabei, dass wir uns morgen sehen?« Er klang erwartungsvoll.
»Natürlich, ich kann es kaum erwarten«, antwortete Amy und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sich Tracys Miene verdüsterte.
»Fein, dann also bis später. Ich vermisse dich«, sagte Taylor und in seiner Stimme lag so viel Zärtlichkeit, dass Amy das Herz aufging.
»Ich vermisse dich auch«, entgegnete sie extra laut, bevor sie das Gespräch wegdrückte. Sie legte das Handy auf den kleinen Tisch zwischen Sofa und Sessel und nahm einen Schluck von dem Wasser, das Jessica ihr hingestellt hatte.
Sollte Taylor eine spätere Maschine nehmen, würde Amy so lange bei Jessica warten müssen, denn sie besaß keinen Schlüssel für Taylors Apartment.
Eine weitere Tatsache, die ihr Kopfzerbrechen bereitete. Sie selbst hatte ihm vor über einer Woche ihren Zweitschlüssel anvertraut, damit er nicht immer klingeln musste, doch er hatte diese Geste des Vertrauens nicht erwidert.
Amy hatte fest damit gerechnet, dass auch Taylor ihr einen Schlüssel für seine Wohnung geben würde, doch dem war nicht so.
»Und, wann kommt er zurück?«, erkundigte sich ihre Freundin neugierig.
»Heute Abend, aber er kann noch nicht sagen, welchen Flug er nimmt. Sobald er am Flughafen ist, schickt er mir eine SMS.«
»Und dann fährst du zu ihm und kochst etwas Leckeres«, stellte Jessica fest und warf einen triumphierenden Blick zu Tracy, die immer säuerlicher dreinblickte.
»Ja, ich will ihn überraschen«, antwortete Amy. »Falls er später zurückkommt, kann ich dann so lange bei dir warten?«, fragte sie an ihre Freundin gewandt.
»Na klar, kein Problem. Du bist hier immer Willkommen.«
Amy sah auf die Uhr und fuhr erschrocken hoch.
»Ach du liebe Zeit, schon so spät. Meine Mittagspause ist gleich zu Ende. Ich muss los. Ich melde mich, sobald ich weiß, wann Taylor landet«, sagte sie.
Amy verabschiedete sich mit einer herzlichen Umarmung von Jessica. Tracy nickte sie kurz zu, als sie die Wohnung verließ.
Der Nachmittag verging wie im Flug, da Amys Terminkalender bis zum Bersten gefüllt war. Sie hetzte von einer Kundin zur anderen und gab dem Lehrling Anweisungen, der ihr zur Hand ging.
Als ihre letzte Kundin unter der Trockenhaube saß, atmete Amy erleichtert auf und ließ sich seufzend auf einen Stuhl im Aufenthaltsraum fallen.
Sie war fix und fertig und ihre Füße schmerzten vom langen Stehen. Als sie daran dachte, dass sie heute noch kochen wollte, schloss sie stöhnend die Augen. Nach Kochen war ihr jetzt gar nicht zumute.
Aber sie hatte sich die Suppe eingebrockt und musste sie nun auch auslöffeln, schließlich hatte sie schon alles für ihr romantisches Essen besorgt.
Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Wieso hatte sich Taylor eigentlich noch nicht gemeldet? Sie sah auf die Uhr. Es war fast sechs Uhr. Würde er es doch nicht rechtzeitig schaffen?
Amy wühlte in ihrer Handtasche nach dem Handy, konnte es aber nicht finden. Stirnrunzelnd durchsuchte sie den ganzen Salon, doch es tauchte einfach nicht auf. Hatte sie es womöglich bei Jessica vergessen? Das fehlte gerade noch.
Hektisch lief sie zur Rezeption, nahm den Telefonhörer und wählte die Nummer ihrer besten Freundin. Hoffentlich war das Handy dort, denn sonst hätte sie ein echtes Problem.
Doch bei Jessica war es nicht. Ihre Freundin hatte das ganze Wohnzimmer abgesucht, ohne Erfolg.
»Vielleicht hast du es im Taxi liegen lassen«, spekulierte Jessy.
»Keine Ahnung, schon möglich. Was mache ich denn jetzt?«
»Ruf Taylor doch vom Laden aus an.«
»Ja, wird wohl das Vernünftigste sein. Wir sehen uns nach der Arbeit«, sagte sie. Amy musste ja so oder so bei Jessy vorbeischauen, um ihre Einkäufe abzuholen, die sie dort
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