Liebe kommt auf sanften Pfoten
angetan davon, genau wie ihre Mutter. Diane hatte ihrem Sohn Ian ein Abonnement des Hamptons Life geschenkt, damit er »weiterhin mit seinen Wurzeln in Kontakt blieb«. Insgeheim fanden Louise und Juliet aber, dass er mit diesem Magazin nur mit den Gesichtern der Stadtverwaltung und der allgemeinen Vorliebe der Longhamptoner für die mit Spanferkelessen verbundenen Spendenaktionen in Kontakt blieb.
»Haben Sie …«, setzte Juliet an und drehte sich zu ihm um. Mark wurde im selben Augenblick von jemandem, der mit vollen Gläsern in den Händen versuchte, durch das Gedränge zu kommen, nach vorn geschubst. So kam es, dass Juliet, dank der Höhe ihrer Absätze, aus Versehen mit ihrer Nase Marks Wange streifte.
Juliet erstarrte, und Mark, der sich umdrehte, um zu sehen, was ihn berührt hatte, ebenso. In diesem unbehaglichen Moment der schieren Panik trafen sich ihre Blicke, woraufhin Mark plötzlich in Gelächter ausbrach und wieder einen Schritt zurückwich.
»Tut mir leid! Für derlei Dinge ist es wohl noch ein wenig früh am Abend!«
»Hm«, erwiderte Juliet und wusste nicht, was sie angesichts des verunsichernden Dufts seines Aftershaves und seiner Haut denken sollte.
Ein Mikrofon pfiff, und der Mann, der ihre Namen auf der Liste abgehakt hatte, betrat die Bühne. Er hob die Hände, damit Ruhe einkehrte. »Ladies and Gentlemen«, begann er.
»Jetzt geht’s los«, stellte Juliet nervös fest, doch Mark sah interessiert zur Bühne.
Juliet gab sich Mühe, ihre Nerven in den Griff zu bekommen, indem sie sich auf die Begrüßung konzentrierte, auf die Rede, die vielen Dankesworte des Fotografen und die Ermunterungen des Organisators, doch reichlich zu kaufen, kaufen, kaufen.
»Sollen wir kurz rausgehen und ein wenig frische Luft schnappen?«, schlug Mark vor, als die Musik wieder einsetzte. »Wir können uns den Rest gern später anschauen. Ich glaube nicht, dass Chris mit so vielen Besuchern gerechnet hat! Das muss am kostenlosen Sekt liegen.«
Er deutete nach draußen auf den Hof, wo jemand Tische und Stühle aufgebaut und Teelichter in Goldfischgläsern angezündet hatte. Da die Sonne gerade unterging und sich am Abendhimmel rote Streifen bildeten, begannen die Kerzen zu funkeln.
»Ja«, antwortete Juliet. »Ich würde mich ganz gerne hinsetzen. Meine geschundenen Zehen senden schon andauernd die Botschaft ›Mehr Sekt!‹ ans Gehirn.«
Mark sah auf ihre Füße hinab und hielt überrascht die Luft an, als er ihre Stiefel erblickte. »Ich dachte eben schon, dass Sie mir heute Abend irgendwie größer vorkommen. Wow. Die Stiefel sind wirklich toll!«, lobte er. »Keine Ahnung, wie Sie es schaffen, auf den Absätzen zu stehen … aber sie sind toll!«
Juliet gefiel diese Antwort. Es war keine vernünftige Belehrung über ihre strapazierten Fußgewölbe oder eine Warnung, dass sie sich den Knöchel brechen würde, sondern einfach nur ein Ausdruck seiner Bewunderung. Sie fühlte sich ungewöhnlich schick. Und ungewöhnlich … flirtlustig.
Sie lachte und taumelte zum ersten Tisch. Als sie sich setzte, war sie erleichtert. Mark nahm erneut einem Kellner zwei Sektgläser vom Tablett und setzte sich auf den Platz neben Juliet.
»So. Der Abend war deutlich angenehmer und amüsanter, als ich nach dem Eintreffen der Einladung angenommen hatte. Wie war denn Ihre Woche bislang?«
Ihre entspannte Stimmung fand ein jähes Ende. Das ist jetzt der schwierige Teil, dachte Juliet und zermarterte sich das Hirn nach irgendetwas, was sie zu diesem Gespräch beitragen konnte. Jetzt ist also der Punkt gekommen, an dem wir nicht mehr über die Fotografien und Hunde sprechen, sondern uns auch über andere Dinge unterhalten. Der Date-Teil des Abends.
»Hatten Sie heute viel zu tun, oder konnten Sie das wunderbare Wetter genießen?«, fuhr er fort und streckte seine langen Beine aus. Er trug Mokassins, fiel Juliet auf. Schöne Mokassins. Konnte sie ihn nach seinen Schuhen fragen? Konnte man das als eine Unterhaltung bezeichnen? »Aber wahrscheinlich sind Sie ohnehin umso mehr an der frischen Luft, je mehr Sie zu tun haben, nehme ich mal an.«
»Na ja, jetzt sind Sommerferien, also muss ich mich nicht nur um die Hunde kümmern, sondern auch um Katzen und verschiedene Zimmer- und Balkonpflanzen. Diese Woche betreue ich sechs Hunde, sechs Katzen sowie eine ganze Reihe Tomatensträucher und warte obendrein auf eine Anlieferung von John Lewis«, erwiderte sie. »Wer hätte gedacht, dass manche Familien offenbar drei Waschmaschinen
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