Liebe kommt auf sanften Pfoten
Wir brauchen nur ein wenig mehr Zeit als Paar, um wieder zueinanderzufinden. Ich habe schon mit Mum gesprochen. Sie würde Toby nehmen; wenn du dir ein paar Tage freinimmst, könnten wir zusammen wegfahren, vielleicht nach Venedig? Oder einfach nur …«
»Ist das hier auch ein Geschenk?«, fragte Peter und deutete auf ein kleines Paket.
Sie schob es zu ihm hinüber. Peter streifte zuerst das Geschenkband ab, bevor er das Papier auseinanderfaltete.
In dem Paket befanden sich eine Schachtel mit Vitaminpräparaten für Frauen mit Kinderwunsch sowie eine Schachtel mit Vitaminen für den Mann.
Peter sah sie hämisch an. »Nette Idee, aber ich glaube, man braucht ein wenig mehr als einfach nur diese Tabletten, um ein Baby zu zeugen.«
»Ich weiß«, erwiderte Louise und erinnerte sich an all die Nächte, in denen sie ihn vor lauter Schuldgefühlen hatte abblitzen lassen. »Es soll dir nur zeigen, dass ich ein zweites Kind will. Aber ich möchte es planen und vorher darüber reden, damit wir uns nicht gegenseitig in den Wahnsinn treiben wie nach Tobys Geburt.«
»Haben wir uns da in den Wahnsinn getrieben?«
»Ja, haben wir. Wir haben über nichts anderes mehr gesprochen als über ihn. Die Elternrolle hat unser ganzes Leben bestimmt. Ich habe dabei vollkommen aus dem Blick verloren, wer ich war und was du mir bedeutet hast.« Ihr Mund war staubtrocken. »Ich will mich nicht herausreden, aber ich habe keine Ahnung, in welche Person ich mich verwandelt hatte. Ich wurde das Gefühl nicht los, mich in zwei voneinander unabhängige Personen verwandelt zu haben: die Louise, die mit Toby zu Hause hockte und Mummy war, und diese andere Louise, die gerne ein wenig mehr Aufmerksamkeit gehabt hätte und nichts mit Windeln zu tun hatte. Das war einer der Gründe, warum ich so unbedingt wieder arbeiten wollte – damit alles wieder wie früher wurde. Aber mittlerweile ist mir klar, dass das nicht funktioniert.«
»Oh, das weiß ich jetzt auch.« Peters Stimme klang angespannt und blechern. »Ich habe das in den letzten Wochen versucht. Ich habe versucht, so zu tun, als sei das alles nicht passiert. Ich habe versucht, dieses Foto aus meinem Gedächtnis zu löschen – dieses Wissen, dass du einen anderen Mann mehr begehrt hast als mich. Aber ich kann das nicht. Die Sache hat alles verändert.«
»Nicht alles«, entgegnete Louise. »Sie hat nichts daran geändert, dass ich dich liebe oder dass Toby das Wunderbarste ist, was uns je in unserem Leben passiert ist.« Sie machte eine Pause. Es lief nicht so wie geplant. Er sollte sich deutlich mehr über diese Babysache freuen.
Vielleicht sollte ich einfach gehen, dachte sie mit einem Mal, doch dann tauchte vor ihrem geistigen Auge Juliet auf, die sie dazu drängte, nicht aufzugeben.
Sie schob das nächste Geschenk zu ihm hinüber. Dies war das »eigentliche« Geschenk – das sie zwar ziemlich langweilig fand, der technikverliebte Peter jedoch schon seit Jahren auf seinem Wunschzettel hatte.
»Was ist das?«, fragte Peter und packte das Geschenk verärgert aus. »O toll, ein Navi.«
Er schien nicht sonderlich begeistert zu sein.
»Du hast doch gesagt, dass deines schon ein wenig veraltet wäre. Sieh mal, ich habe es programmiert, sodass unser Haus als Zuhause eingegeben ist. Dann weißt du immer, wohin du fahren musst. Wo wir sind.« Louise merkte selbst, wie verzweifelt sie klang.
»Danke.« Peter warf einen Blick auf seine Uhr.
»Ein letztes Geschenk noch.« Der letzte Versuch. Louise reichte ihm eine kleine Schachtel, die wie eine Wan-Tan-Teigtasche in Seidenpapier eingewickelt war.
Er riss das Papier ab. Darin befand sich die kleine Schachtel, in der ihre Eheringe gewesen waren.
»O Gott, Louise, nicht …«
»Mach es auf.«
Ihre Blicke trafen sich, und Peter seufzte müde. Da er jedoch keine andere Wahl hatte, klappte er die Schachtel auf.
Darin befanden sich kleine, zusammengerollte Zettel, die in die Schlitze gesteckt waren, in denen sich die Ringe befunden hatten.
»Was ist das?«
»Sieh nach.«
Langsam entrollte Peter die Zettel und las die Nummern und Buchstaben. »Was ist das?«
»Das sind Passwörter«, erklärte Louise tapfer. »Für mein E-Mail-Konto, mein Handy, mein Internetbanking und meinen Computer. Für alles. Ich weiß, dass ich dein Vertrauen in mich zerstört habe, aber ich schwöre dir, dass ich nichts zu verbergen habe. Du kannst mich zu jeder Tages- oder Nachtzeit überprüfen – das macht mir nichts.«
»Ich will dich nicht kontrollieren
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