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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dillon Lucy
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erledigt.
    Juliet vergrub ihre Finger in dem zerschredderten Papier und fühlte etwas Kaltes, Metallisches. Ganz vorsichtig zog sie einen antiken Türklopfer aus Messing aus dem Paket, der poliert war und nun wieder in seinem früheren Glanz erstrahlte.
    Der Türklopfer war wunderschön und bestand aus fließenden Rundungen, die ein wenig gesprenkelt waren. Dadurch war er sogar noch hübscher und gewann an Persönlichkeit. Lorcan musste ihn stundenlang gesäubert haben, um ihn wieder in den Zustand zu versetzen, in dem seine ursprünglichen Besitzer ihn gekauft hatten.
    Juliet merkte, wie sich in ihrem Hals vor Rührung ein Kloß bildete, als sich das Messing in ihrer Hand allmählich erwärmte und so den süßlichen, etwas muffigen Geruch eines Poliermittels freisetzte.
    Ben hätte diese Antiquität geliebt, dachte Juliet und sah sie schon vorn an ihrer Haustür hängen, wie sie sich von der neuen roten Farbe glänzend abhob. Der Türklopfer strahlte diese »Ein wenig alt, ein wenig neu«-Eigenschaft aus, die das langsame Wiedererwachen der Myrtle Villa charakterisierte.
    Es wird Zeit, neue Menschen in meinem Haus willkommen zu heißen, dachte Juliet. Alles, was ich an Silvester brauche, ist ein großer, dunkelhaariger, attraktiver Mann, der das traditionelle Kohlestück für ein warmes Feuer und einen anständigen Whisky mitbringt.
    Wie schade, dass der Mann, auf den diese Beschreibung passte, so weit fort war.

28
    H eiligabend folgte dem gewohnten Muster aller Weihnachtsfeiern in Dianes Haus – von der gedämpften Stimmung des letzten Jahres einmal abgesehen. Als Juliet dort um neun Uhr morgens eintraf, stellte sie erleichtert fest, dass der Champagner schon kalt gestellt war und im Hintergrund Weihnachtslieder ertönten. Trotz der frühen Stunde stand bereits eine offene Dose »Quality Street«-Toffeepralinen auf dem Sideboard, aus der sieben grüne dreieckige Toffees fehlten, die Diane wahrscheinlich aussortiert und für später weggeschlossen hatte.
    Juliet war mit einer ganzen Wagenladung angereist: Im Kofferraum des Kastenwagens befanden sich neben den mit Folie abgedeckten Blechen mit dem Essen, das sie am Abend zuvor vorbereitet hatte, auch die Tüten mit den Geschenken – in sicherer Entfernung von Hector und Minton. Die beiden trugen festliche Halsbänder und waren schon vor dem Frühstück um den Block Gassi geführt worden, um sämtliche »Missgeschicke« zwischen den Unmengen von Geschenkpapier zu vermeiden.
    Diane schien dank des Champagners bereits einen kleinen Schwips zu haben, als sie die Haustür öffnete. Juliet wich erst einmal einen Schritt zurück, als die warme Luft aus dem Hausinneren ihr entgegenprallte. Aus Gründen, die im Laufe der Zeit nicht mehr nachzuvollziehen waren, drehte ihre Mutter an Weihnachten die Heizung immer ein paar Grad höher – was ihre ohnehin geröteten Wangen noch weiter rötete.
    »Frohe Weihnachten«, flötete Diane und winkte. »Oh, du bist ein braves Mädchen«, fuhr sie fort, als sie Juliets Braten aus dreierlei Geflügel erblickte. »Dein Vater freut sich schon seit Wochen darauf!«
    »Na ja, ich hoffe, die Warterei hat sich gelohnt«, erwiderte Juliet. »Ich hatte beim Vorbereiten das Gefühl, in einer Episode von Animal Hospital mitzuspielen.«
    Eric tauchte hinter Diane auf und trug sein buntes Weihnachtshemd. Es war rot und am Kragen mit Rentieren verziert – ein Geschenk von Ian aus Australien. Normalerweise musste Eric es nur zehn Minuten lang für das Familienfoto tragen, doch seit sie Videokonferenzen mit Ian abhielten, musste er es wohl oder übel den ganzen Tag lang tragen.
    »Frohe Weihnachten, Dad!«, rief Juliet. »Oder sollte ich dich lieber Santa Claus nennen?«
    »Ho, ho, ho«, erwiderte Eric trocken. »Frohe Weihnachten. Soll ich dir das abnehmen?«
    Während Eric und Juliet Essen, Geschenke und Hundekram aus ihrem Kofferraum ausluden, durchlebte Juliet ein wahres Wechselbad der Gefühle. Einerseits war es wirklich schön, wieder ein Teil der familiären Weihnachtsrituale zu sein – die schlechten Witze, die Art, wie ihre Mutter versuchen würde, sich ein Lachsröllchen hinunterzuzwingen, obwohl sie noch nicht einmal gefrühstückt hatte –, doch andererseits taten sich überall Lücken auf, wo Ben eigentlich sein sollte. Er war immer derjenige gewesen, der über Dads Witze gelacht und ein paar dieser abscheulichen Lachshäppchen ihrer Mutter hinuntergewürgt hatte.
    Jetzt war sie aber allein. Ich muss meine eigenen Rituale finden,

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