Liebe kommt auf sanften Pfoten
streng, doch er bemerkte es selbst und lächelte schnell. Sein Tonfall wurde weicher. »Nein, das brauchst du wirklich nicht. So wie du bist, siehst du toll aus. Setz dich einfach nur hin und entspann dich. Erzähl mir doch mal, wie dein Tag war!«
»Hm, der war eigentlich ganz gut«, antwortete sie und verschwieg ihr ausgefallenes Mittagessen und die etwas hinterlistige Ausrede, die sie benutzt hatte, um Toby abzuholen. »Ich habe die meiste Zeit des Tages im Gericht verbracht und auf Zeugen gewartet. Manche nutzen die Situation richtig aus und kommen mit Sonnenbrillen und allem. So wie sie uns warten lassen, könnte man meinen, sie treten bei X Factor auf. Für den Anfang hat mir Douglas ein paar ziemlich langweilige Fälle übertragen. Wahrscheinlich will er nur überprüfen, ob mein Verstand noch funktioniert.«
»Ja, ja!« Er schenkte ihr ein Glas Wein ein und reichte es ihr.
Louise musterte ihn. Hörte Peter ihr eigentlich zu? Merkte er denn nicht, wie sehr ihr die Frage zu schaffen machte, ob sie wohl da wieder anknüpfen konnte, wo sie vor der Babypause aufgehört hatte? Insbesondere in Zeiten, da an allen Ecken und Kanten Personalkosten eingespart wurden?
»Wie war denn dein Tag?«, erkundigte sie sich höflich, woraufhin Peter von einer Anfrage einer Agentur aus Amerika berichtete, für die sie eine trendsetzende Spielesoftware für einen supergeheimen Kunden programmieren sollten. Doch sein Kompagnon vermutete, dass es sich bei dem Kunden um ein anderes Unternehmen handelte, von dem sie noch nie etwas gehört hatten.
Louise versuchte, seiner Erklärung zu folgen und einen interessierten Eindruck zu machen, was ihr aber sehr schwerfiel. Sie war hundemüde. Außerdem konzentrierte Peter sich nie auf die wirklich interessanten Aspekte, wie zum Beispiel auf die Frage, wie jene Spielesoftware aussehen könnte. Oder auf die Story, wie der ehemalige Kiffer Jason nach Techmates erstem richtig großem Geschäftsdeal aufhörte, mit Turnschuhen zur Arbeit zu kommen, und von da an nur noch handgefertigte italienische Schuhe trug.
Genau so war es aber auch schon gewesen, als Louise noch zu Hause gewesen war: Peter hatte sich kurz nach Toby erkundigt – dabei war Toby so ziemlich das Letzte, worüber sich Louise unterhalten wollte, nachdem sie den ganzen Tag damit verbracht hatte, ihm die Windeln zu wechseln –, bevor er dann endlos von seiner Arbeit erzählt hatte. Er zeigte nur wenig Verständnis dafür, wie müde sie abends war. Denn im Gegensatz zu ihr war er so munter und vergnügt, wie jemand nur sein konnte, der sich nachts nicht um Tobys Geschrei kümmern musste, sondern weiterschlafen konnte.
Louise ließ ihn erzählen. Das war das Einfachste. Während er von dem neuen System berichtete, das Jason gerade entwickelte, servierte er ein Fertiggericht von Waitrose, Hühnchen mit Salat, den Louise im Hinblick auf ihren stramm sitzenden Rock anstatt der Kartoffeln aß. Peter schwärmte immer noch von den vielen wirtschaftlichen Möglichkeiten, als er eine Crème brûlée zum Nachtisch servierte.
Louise aß ihre Portion zur Hälfte und schob den Rest zu Peter hinüber. Fröhlich machte er sich darüber her. Er besaß einen Stoffwechsel wie ein Rennpferd. Damals, als sie sich kennengelernt hatten, war dies eine seiner Eigenschaften gewesen, die sie an ihm so gemocht hatte: seine schlaksigen Arme, die aus dem College-Kapuzensweatshirt herausragten. Er war der typische süße Computerfreak gewesen.
»Gibt es einen speziellen Grund hierfür?« Louise konnte sich diese Frage nicht verkneifen, als Peter ihr noch Wein nachschenkte. »Also für das tolle Candle-Light-Dinner und all das hier?«
Peter zog die Augenbrauen hoch. »Ich weiß, du verbringst viel Zeit mit zwielichtigen, unaufrichtigen Typen, aber muss es denn immer einen Grund geben, wenn ich meiner Frau das Abendessen auftische?«
»Nein«, erwiderte Louise. »Nur … du hast dir so viel Mühe damit gegeben.«
»Na ja, ich weiß doch, dass wir nicht ohne eine aufwendige Militäroperation ausgehen können, deswegen dachte ich, ich hole stattdessen eben das leckere Essen ins Haus.« Er schenkte sich selbst Wein nach und hob dann das Glas zu einem Toast. »So sparen wir immerhin die Taxikosten. Und natürlich den Babysitter.«
»Wir beide haben also gerade ein Date?« Louises Mundwinkel zuckten.
»Na klar. Ein Tisch für zwei im Chez Peter, ein paar Gläser Chardonnay, Musik von Classic FM – gut, die Menüauswahl ist recht bescheiden, da muss ich dir
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