Liebe kommt auf sanften Pfoten
Dusche zu reparieren.«
»Ich habe keine Dusche.«
»Das ist mir auch zu Ohren gekommen.« Lorcan deutete auf die Tüten neben ihm. »Aber du kennst ja deine Mutter.«
»Entschuldigung, ich kann dir nicht ganz folgen.«
»Deine Mum hat mich angerufen und sich erkundigt, wie es mit den Handwerksarbeiten hier vorangeht. Jetzt schau doch nicht so überrascht – sie hat meine Visitenkarte eingesteckt. Sie brauchte jemanden, der sich um ihre Dachrinnen kümmert.«
Das brauchte sie nicht , dachte Juliet. Keith war seit zwanzig Jahren immer Dianes erste Anlaufstelle für alles, was den Umfang einer kaputten Glühbirne überstieg.
Sie nahm sich vor, ihrer Mutter diesbezüglich noch einmal auf den Zahn zu fühlen, doch es gab keinen Grund, deswegen Lorcan gegenüber gemein zu werden.
»Und während wir uns unterhalten haben«, fuhr er fort und bückte sich, um Minton hinter den Ohren zu kraulen, »fragte sie mich, ob du mittlerweile eine Dusche hast. Ich habe verneint und gesagt, dass ich oben keine Dusche gesehen hätte. Sie sagte daraufhin, dass sie dir ein anständiges Bad spendieren würde.« Er deutete wieder auf die Taschen. »Die hier sind mir zufällig in die Hände gefallen, wenn du weißt, was ich meine.« Lorcan verzog das Gesicht zu einem »Besser nicht fragen«-Ausdruck.
»Du meinst, die sind vom LKW gefallen?«, hakte Juliet nach. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, als ihr einfiel, dass sie im Pyjama in der Tür stand. Sie wusste nicht einmal, wie spät es war, doch Lorcan zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass irgendetwas nicht stimmte.
»Richtig. Aber sehr sanft.« Er zwinkerte ihr mit seinen blauen Augen zu, bevor ihm wieder einfiel, dass er ihr gegenüber seinen Charme am besten so schnell wie möglich abstellte. »Du und dein Haus, ihr habt Glück: Es ist ein erstklassiges Messing-Duschsystem, das hervorragend zu deinem Stil passen würde. Ich könnte es dir gern zeigen. Vielleicht bei einer Tasse Tee?«
Er griff nach den Tüten und Schachteln, und Juliet war klar, dass dies der Zeitpunkt war, an dem sie ihn eigentlich hereinlassen und ihn fragen sollte, ob er schon gefrühstückt hatte, da sie jederzeit Toast machen könnte, und so weiter.
Doch ein letzter Rest Dickköpfigkeit sorgte dafür, dass sich ihre Hand fest an den Türrahmen krallte. Was war eigentlich aus den Grenzen geworden, die man als Erwachsener zieht? Hat Mum sich vielleicht mal bei mir gemeldet, bevor sie Lorcan den Auftrag gegeben hat, zu mir zu kommen?
»Ähm, eigentlich habe ich mich bisher noch nicht entschieden, was das Bad anbelangt. Ich denke immer noch darüber nach, in welcher Reihenfolge ich all die Arbeiten erledigen lassen will«, erklärte sie stur. »Das ist ja doch eine ganze Menge. Vielen Dank übrigens für die Auflistung. Ähm … schulde ich dir etwas für die Zeit, die du da reingesteckt hast?«
»Oh, nein!« Lorcan winkte ab, wobei Juliets Blick auf ein Freundschaftsarmband fiel, das er am Handgelenk trug. Es sah aus, als hätte eines der Mädchen es gebastelt. »Du könntest dafür gern mal bei Emer zum Babysitten kommen oder die Katze füttern, wenn sie fort sind.«
»Fahren sie in Urlaub?«
»Nicht oft.« Lorcan bemerkte den hoffnungsvollen Unterton in ihrer Stimme und musste grinsen. »Komm schon, das hier ist eine wirklich tolle Dusche. Und außerdem zahlt deine Mutter alles. Ich an deiner Stelle würde das Angebot annehmen.«
»Ich …«
»Juliet, du hast langes Haar. Wie willst du das waschen, wenn du keine Dusche hast?«
»Mit einem Duschaufsatz«, erwiderte Juliet stur, ohne nachzudenken. »Den schließe ich an den Wasserhahn der Badewanne an.« Was nie so richtig klappen wollte – es tropfte immer. Das behielt sie aber lieber für sich.
»Mit einem Duschaufsatz?« Lorcan sah sie misstrauisch an. »Sind wir wieder in den Achtzigerjahren? Komm schon. Jeder braucht eine gute Dusche – das ist so was wie ein Menschenrecht. Ich habe sie dir installiert, bevor du ›Head and Shoulders‹ sagen kannst.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Jedenfalls vor dem Nachmittagstee.«
Juliet hatte nichts Besonderes vor, und es gab auch eigentlich keinen Grund, warum sie die Tür nicht weit aufstoßen und Lorcan einen Tee kochen sollte, damit irgendwo ein Anfang gemacht wurde. Doch schon merkte sie, wie die Barrieren bei ihr hochgingen. Und zwar nicht nur, weil sie nicht angezogen war. »Eigentlich wollte ich jetzt einen Spaziergang machen«, erklärte sie. »Na ja, nicht sofort, aber
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