Liebe kommt auf sanften Pfoten
einfach schön, euch beide unterwegs zu sehen. Hallo, Minton!«
Nachdem ihre Mutter den Salon verlassen hatte und unmittelbar vor ihr stand, konnte Juliet einen Blick auf ihr Haar werfen und war vollkommen verblüfft.
Zum ersten Mal seit mehr als zwanzig Jahren sah sie Diane mit einer anderen Frisur als dem gewohnten Mum-Schnitt. Ihr Haar war frisch gestuft, leuchtete dank teurer Highlights und hatte einen neuen Schnitt, der Diane wie eine der attraktiven »älteren Modelle« im Marks-&-Spencer-Modekatalog aussehen ließ.
»Mum, hast du dir Highlights machen lassen?«, fragte sie erstaunt.
»Ja.« Diane fuhr sich selbstbewusst durch die Föhnfrisur. »Ein paar Honig-Highlights, wie Angela meinte.«
»Und du hast einen Stufenschnitt?« Juliet war klar, dass sie ihre Mutter fassungslos anstarrte. »Du siehst um Jahre jünger aus!«
»Ja? Das hätte man auch charmanter formulieren können, Juliet, aber … danke. Manchmal ist es gar nicht so schlecht, ein paar … Dinge zu verändern. Wie sieht es aus, hast du Lust, einen Kaffee mit mir zu trinken? Wir könnten uns draußen hinsetzen. Und jetzt tu ja nicht so, als hättest du etwas Dringendes zu erledigen!« Diane drohte spielerisch mit dem Zeigefinger. »Es sei denn, du erzählst mir, dass du vor den Handwerksarbeiten geflohen bist.«
»Darüber würde ich gern mit dir reden«, erwiderte Juliet grimmig.
»Dann lass uns das doch bei einer Tasse Kaffee tun.« Ihre Mutter senkte die Stimme. »Angela hat sich eine dieser neuen Maschinen einbauen lassen. Ich will ja nichts sagen, aber …« Sie verzog das Gesicht. »Total wässrig. Wir könnten doch mit Minton zu diesem Café auf der High Street gehen, das du gern besuchst – das, in dem Hunde erlaubt sind. Wie wäre das?«
Das war ein Zugeständnis für Diane, das war Juliet klar. Denn Louise und Diane waren trotz makelloser Oberflächen und perfekter Cappuccino durchaus skeptisch, was die Hygiene im Wild Dog Café anbelangte. Juliet liebte dieses Café, doch sie war schon eine ganze Weile nicht mehr dort gewesen: Es erinnerte sie zu sehr daran, wie oft sie es mit Ben und Minton besucht hatte.
»Lass uns einfach zu dem Café dort drüben gehen«, erklärte Juliet daher und wies zum Ende der Einkaufsstraße.
Juliet ließ sich von ihrer Mutter in das besagte Café am Ende der Straße schleppen, in dem es früher einmal lauwarme Milkshakes gegeben hatte. Mittlerweile konnte man in diesem Café, das sich nun The Pantry nannte, zwischen 327 Cappuccino-Sorten wählen. Minton rollte sich unter dem Tisch zusammen und gab sich Mühe, nicht bemerkt zu werden.
»Mum, warum hast du mir eine Duscharmatur gekauft und dann Lorcan damit vorgeschickt?«, fragte Juliet, nachdem ihre Kaffees in riesigen Tassen mit viel zu kleinen Henkeln serviert worden waren.
»Aus deinem Mund klingt das so rechthaberisch! Ich habe ihn eigentlich nur angerufen, um nachzufragen, wie weit er mit deiner Kostenaufstellung gekommen ist, weil dein Vater das wissen wollte. Und Lorcan erwähnte, dass er zufällig eine Duscharmatur übrig hätte. Daraufhin meinte ich: ›Das ist eine hervorragende Idee, die nehmen wir.‹ So hat sich das Ganze entwickelt.«
In Juliets Ohren klang das alles ziemlich einstudiert. »Er hatte zufälligerweise genau die Dusche, die Ben und ich uns ausgesucht hatten?«
»Ist sie das?« Diane schien überrascht zu sein. »Na, dann sollte es wohl so sein.«
»Mum, ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du das alles hier für mich machst, aber …«
»Mit dem Rest des Hauses kannst du anstellen, was du willst«, unterbrach Diane sie. »Aber keine meiner Töchter soll ohne eine anständige Dusche leben – Schluss, aus!« Sie hielt inne, und ihr Tonfall änderte sich. »Bitte, lass ihn die Dusche installieren. Dann hätte ich ein weitaus besseres Gefühl.«
Juliet tunkte ihren Keks in den Milchschaum. Selbst sie begriff, dass es ziemlich ungehobelt wäre, nun weiterzustreiten. Immerhin ging es um eine Dusche, die Ben und sie ohnehin eingebaut hätten. Oder vielmehr gekauft hätten, um sie dann acht Monate herumliegen zu lassen, während sie Ben immer wieder in den Ohren gelegen hätte, die Dusche doch endlich zu installieren.
Sie war über sich selbst erbost. Das war ziemlich gemein! Mittlerweile hätte Ben die Duscharmaturen sicherlich eingebaut.
»Okay, Mum«, erwiderte sie schließlich. »Das ist wirklich nett von dir. Ich werde mit Lorcan reden, dass er zu mir kommen und die Dusche installieren soll.«
»Prima!«
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