Liebe kommt auf sanften Pfoten
Fenster von Ferrari’s , Longhamptons angesagtem Restaurant, stattfinden sah, während sie zum Sandwichshop lief, um sich dort ein Baguette zu kaufen, das sie essen sollte, ohne dabei irgendwelche Fettflecken auf den Unterlagen zu hinterlassen, die sie eigentlich lesen musste, wofür sie aber keine Zeit hatte, wenn sie um Punkt vier Uhr gehen wollte, um Toby bei demjenigen abzuholen, der heute auf ihn aufpasste.
Louise reihte sich in die Schlange ein, die sich draußen auf der High Street vor dem Daily Bread gebildet hatte, und verspürte mit einem Mal eine große Sehnsucht nach etwas, das in ihren Augen beinahe schon wie eine andere Welt anmutete. Zu Hause mit Toby zusammen zu Mittag zu essen war immer ganz entspannt gewesen – mit vielen Gesprächen über Flugzeuge und Züge, die durch Tunnel fuhren, sowie der Frage, ob Mummys selbst gekochte Mittagessen tatsächlich besser waren als die Möglichkeiten, die der Supermarkt zu bieten hatte.
Noch besser waren die Mittagessen mit den Leuten vom NCT-Elternverein gewesen. Ungehemmte Kohlenhydratschlemmereien, bei denen sie sich über ihre Fehler als Eltern und die »Wo soll das bloß enden?«-Momente ausgetauscht hatten. Gemeinsam hatte man so lange davon erzählt und darüber gelacht, welch alberne Dinge sie alle mit ihren perfekten, durchschlafenden Engeln vorgehabt hatten, bevor die Kinder tatsächlich zur Welt gekommen waren.
Es war aber nicht alles so rosarot gewesen, erinnerte sich Louise. Toby zu füttern hatte immer auch viel Betteln und Flehen bedeutet, außerdem musste sie jedes Mal anschließend alles putzen. Seine guten Tischmanieren schien er sich immer für das Abendessen aufzusparen, wenn Peter genau rechtzeitig nach Hause kam, um ihn zu füttern. Während er sich durch diverse Nachfragen über die Geschehnisse des Tages und die Erziehung auf den neuesten Stand brachte, präsentierte sich Toby, glänzend und duftend wie in einer Pamperswerbung, von seiner besten Seite.
Kein Wunder, dass sie sich schließlich in einen anderen Menschen verwandelt hatte …
Hör sofort damit auf, befahl sich Louise. Denk nicht darüber nach. Zurück auf die Spur. Zurück in die Warteschlange für die Baguettes! Sorg dafür, dass du durch viele Überstunden bei Douglas wieder einen Stein im Brett hast. Die alte Louise Davies ist wieder zurück .
In der Tasche klingelte ihr Handy. Während sie danach griff, rasten ihre Gedanken zwischen ihrer Mum, Toby, dem Kinderhort und der Arbeit hin und her.
Ein weiterer Nebeneffekt von Bens Tod: Jeder Anruf war mit dem Schauder eines möglichen Unglücksfalls verbunden.
»Louise? Können wir reden?«
Es war Peter. Ihre Laune sank in den Keller.
»Hi«, antwortete sie und rückte in der Schlange einen Schritt vor. »Ich hole mir gerade mein Mittagessen.«
»Ich habe nicht viel Zeit«, gestand Peter, wie er es immer tat, wenn er tagsüber anrief. »Ich will nur kurz wissen, ob du am Freitagabend Zeit hast – für ein Date?«
»Mit wem?« Louise hasste sich für diesen aufgesetzt-fröhlichen Tonfall in ihrer Stimme. Er klang schon gezwungen, aber die Frage, ob die eigene Frau Zeit für ein Date hatte, erst recht.
»Mit mir! Ich habe es geschafft, uns einen Tisch bei einer ganz kleinen Weinprobe mit anschließendem Abendessen im White Hart zu reservieren.« Peter hielt inne und schien darauf zu warten, dass sie vor Begeisterung die Luft anhielt. »Du weißt schon – wir haben am Wochenende die Anzeige in der Zeitung gesehen.«
»Ich weiß, was du meinst.« Das White Hart war ein alter Pub mit teurer Leinentischwäsche und einem Chefkoch, der aus dem River Café geflohen war und seine eigene Nudelmaschine mitgenommen hatte. »Das klingt fabelhaft.«
»Das sollte es auch sein! Ich dachte, ich sage dir früh genug Bescheid, damit du einen Babysitter organisieren kannst.«
Einen Babysitter konnte natürlich auch nur sie besorgen, dachte Louise verärgert. Entweder von ihrem mit Akten überhäuften Schreibtisch bei der Staatsanwaltschaft aus oder in der Schlange vor einer Imbissbude.
»Prima«, erwiderte sie. »Ich muss ein paar Anrufe tätigen, danach melde ich mich sofort noch einmal.«
Louise merkte eine Mikrosekunde zu spät, dass sie wie ihre eigene Assistentin klang, doch da hatte Peter schon längst aufgelegt. Ihm war sicherlich nicht einmal aufgefallen, dass sie sich ein ganzes Telefonat lang in dem Tonfall von grottenschlechten Amateurschauspielern unterhalten hatten.
Sie seufzte und verstaute das Handy wieder in
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