Liebe kommt auf sanften Pfoten
müssen«, erklärte er mit Blick auf seine Wachsjacke. »Aber hier habe ich alles drin, was ich zum Gassigehen brauche, und ich hatte keine Lust, alles auszupacken.«
»Sie sollten sich wie ich einfach in jede Jacke ein paar Plastiktüten stecken«, erwiderte Juliet. »Ich habe sogar eine Tüte in meiner Jacke bei der …«
Sie wollte eigentlich sagen, »bei der Beerdigung meines Mannes gefunden«. Dies hatte ihr damals beinahe den Rest gegeben. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich eigentlich ganz gut geschlagen. Als sie aber die einzelne Hundekottüte zusammen mit ihren Handschuhen für den eiskalten Friedhof aus der Tasche gezogen hatte, war Juliets einziger Gedanke Minton gewesen, dessen Pfoten nachts über die Holzdielen kratzten, wenn er in der Annahme, sie würde tief und fest schlafen, heimlich das Haus nach seinem Herrchen absuchte.
»… Taufe meines Neffen gefunden«, fuhr sie schnell fort. Denn auch das entsprach der Wahrheit. »War aber andererseits auch ganz praktisch, um ein paar feuchte Tücher, die mit Erbrochenem verschmiert waren, schnell verschwinden zu lassen.«
»Tausendundeine Möglichkeit, die Tüten anderweitig zu nutzen! Haben Sie vielleicht Lust, einen Kaffee zu trinken?«, fragte der Mann. »Eigentlich hatte ich sogar gehofft, Sie zu treffen – ich möchte Sie nämlich etwas fragen.«
Er lächelte hoffnungsvoll, und so ließ sich Juliet zum Kaffeestand begleiten.
Tu’s einfach, ermahnte sie sich. Trink einfach den Kaffee und unterhalte dich fünf Minuten lang mit ihm, dann sind wieder fünf Minuten vorbei, und du hast ein weiteres Gespräch hinter dir – ein weiterer Schritt in Richtung Normalität.
Nach einigem Chaos mit den Leinen hielten sie bald beide einen dampfenden Cappuccino in der Hand und warteten ein wenig unbehaglich auf das Wechselgeld. Mark grinste Juliet nervös an, während die junge Frau vom Kaffeestand das Wechselgeld für seinen Zwanzig-Pfund-Schein abzählte.
»Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie beruflich mit Hunden Gassi gehen?«, fragte er, sobald sie sich langsam auf den Weg um die Blumenrabatten machten.
»Na ja, als Beruf würde ich das nicht bezeichnen«, entgegnete Juliet, doch dann ertönte plötzlich Louises Stimme in ihrem Hinterkopf. Sei nicht immer so negativ . Wie sollte sie sich sonst die Kosten fürs Essen leisten können, wenn sie immer noch Kims Anrufe ignorierte? Außerdem musste sie ohnehin mit Coco und Minton Gassi gehen.
»Ich fange gerade erst damit an«, erklärte sie in einem anderen, mehr Louise ähnelnden Tonfall. »Bis jetzt habe ich allerdings nur zwei Hunde und ein paar Katzen, um die ich mich kümmern muss.«
»Sie hätten unter Umständen also Zeit, um Damson Gassi zu führen?«
»Aber gehen Sie denn nicht ausreichend oft mit ihr?« Dass sie ihn dabei meistens sah, behielt sie jedoch lieber für sich, damit sie das nicht wie eine … Stalkerin aussehen ließ.
»Das tue ich. Na ja, ich meine, das habe ich getan.« Mark nahm einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht. »Bei meinem Job hat sich einiges verändert, sodass ich nun drei Tage pro Woche im Büro bin. Außerdem hat meine Exfrau beschlossen, dass sie das Sorgerecht für Damson nicht mehr will – weil sie nie einen Hund wollte, wie es scheint –, sodass wir jetzt ganz schön in der Klemme stecken, nicht wahr, Damson?«
Er blickte auf seine Hündin hinunter, die auf der Suche nach geschwisterlicher Unterstützung nicht von Cocos Seite wich. »Meine Nachbarin von nebenan kommt um die Mittagszeit kurz vorbei und lässt Damson nach draußen, aber sie möchte das nicht auf Dauer machen. Das kann ich ihr auch nicht übel nehmen. Und ich möchte Damson nicht in einen Zwinger bringen, weil sie einfach nur mittags mal kurz rausmuss. Wenn sie müde ist, schläft sie gern für den Rest des Tages, und da sie mit Ihren Hunden so gut klarkommt …«
Er zog die blonden Augenbrauen hoch wie der Antiquitätenexperte im Fernsehen, wenn er ein Pärchen dazu überreden wollte, das Risiko einzugehen, sich für eine bestimmte Vase zu entscheiden. »Ich bin gerne bereit, Sie dafür zu bezahlen.«
»Natürlich«, antwortete Juliet, als hätte sie schon eine genaue Zahl im Kopf. »An welchen Tagen?«
»Dienstags, mittwochs und donnerstags?«
»Könnte klappen«, erwiderte Juliet. »Ich muss aber erst in meinem Kalender nachschauen.«
Mark machte einen erleichterten Eindruck. »Toll! Wie sieht der Ablauf aus? Soll ich Ihnen Damson vorbeibringen?«
»Na ja.« Juliet
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