Liebe kommt auf sanften Pfoten
Schließlich grinste er – sehr heldenhaft – und nickte.
»Sieh doch mal bitte nach Toby«, fuhr Louise fort und hielt sich krampfhaft an ihrem Handtuch fest. »Ich bin in zwei Minuten unten.«
»Zwei Minuten«, erwiderte Peter. »Brauchst du länger, komme ich hoch und hole dich, Dessous hin oder her.«
Es folgte eine kurze Pause, in der ein eindeutiges Lieber nicht im Raum zu stehen schien. Dann drehte sich Peter um und lief die Treppe hinunter.
Louise lächelte tapfer, bis er den Raum verlassen hatte. Dann schloss sie leise die Tür und riss ein Loch in den Slip, sodass sie ihn nicht mehr tragen konnte.
Sie hatte das Gefühl, dass die Luft in ihren Lungen brannte.
Ihr ganzes Leben lang hatte sie immer Richtig und Falsch voneinander zu unterscheiden gewusst und akribisch sogar auf kleinste Details geachtet – wie hatte sie es dann jetzt geschafft, sich innerhalb weniger Wochen in ein solches Chaos zu manövrieren?
Was Louise aber zutiefst verunsicherte, war die Tatsache, dass ihr Plan sich keinesfalls so entwickelte, wie sie es beabsichtigt hatte. Sie versuchte, nach vorn zu schauen, doch die Vergangenheit tauchte plötzlich immer wieder vor ihr auf.
Auf dem Weg zu Louise fragte sich Juliet, warum sie so durcheinander war. Sie fand jedoch keine Antwort auf ihre Frage, bis sie die Einfahrt zu Louises und Peters Haus hinauflief und an die glänzende grüne Haustür klopfte, an der eine Woche vor Tobys Geburt eine »kaum sichtbare« Kamera installiert worden war.
Minton war nicht bei ihr.
Das fühlte sich seltsamer an als das erste Mal, als sie den Ehering abgenommen hatte. Seine Anwesenheit, wenn er klein, weiß und wachsam zu ihren Füßen lag oder sie ihn zumindest aus dem Augenwinkel heraus sehen konnte, war eine Konstante geworden, an die zu gewöhnen sie sich nicht hatte vorstellen können. Fast genauso hatte es sich mit dem schweren Goldring an ihrem Ringfinger verhalten. Wenn er nicht da war, konnte sie nicht aufhören, unruhig herumzuzappeln.
Sie hatte Minton zusammengerollt auf dem Sofa zurückgelassen und QVC eingeschaltet, damit er ein wenig Gesellschaft hatte. Falls sie bis elf Uhr noch nicht zurück sein oder Lorcan ein Bellen von nebenan hören sollte, hatte er versprochen, Minton kurz rauszulassen.
»Oder wenn Minton anfangen sollte, teure Diamantketten zu bestellen«, hatte Lorcan mit todernster Miene hinzugefügt.
Ich hätte ihn einfach mitnehmen sollen, stellte Juliet beunruhigt fest. Er hätte ja in der Küche bleiben können. Was, wenn zu Hause irgendetwas passierte? Wenn er einen Anfall bekam? Oder Feuer ausbrach? Oder …
»Hi!« Louise riss die Tür auf, Toby auf dem Arm.
In ihrem Seidenkleid mit dem Paisleymuster sah sie schlank aus, ihr Haar glänzte und war frisch geföhnt. Toby trug einen Strampler mit einem Jack-Russell-Terrier vorn darauf und schien schon ganz schläfrig zu sein. Zusammen, dachte Juliet mit einem Anflug von Eifersucht, sahen die beiden aus wie frisch einem Foto aus dem Red -Magazin entsprungen: als arbeitende Mum mit einem aktiven Gesellschaftsleben und praktischem Haarschnitt.
»Sieh mal, wer da ist!«, rief Louise und deutete unnötigerweise mit dem Finger auf Juliet. »Tante Juliet!«
»Hi, Toby!«, rief Juliet in dem gleichen hohen Babytonfall. Eigentlich hatte sie nie so mit ihm reden wollen, doch jetzt geschah es automatisch. »Bist du schon bettfertig?«
»Und er trägt auch schon den Strampler, den du ihm geschenkt hast«, fuhr Louise fort. »Mit dem Wauwau drauf. Wer ist das, Toby?«, fragte sie und tippte auf den applizierten Hund auf seinem kleinen, dicken Bäuchlein.
»Minton«, erwiderte Toby feierlich, und gegen ihren Willen schmolz Juliet dahin.
»Ah! Hier, nimm ihn mal.« Louise drückte ihren Sohn in Juliets Arme und schob sie in die Küche. »Wir müssen uns beeilen – das Taxi kommt gleich.«
»’n Abend, Juliet.« Peter lehnte an der Küchentheke und blätterte durch den Wirtschaftsteil der Zeitung. Er hielt inne, als Juliet in die Küche kam, und schenkte ihr seine volle Aufmerksamkeit.
Juliets Kopf war mit einem Schlag völlig leer. Sie wusste nie, worüber sie sich mit Peter unterhalten sollte, da er auch nicht über die für Männer typischen Hobbys verfügte. Normalerweise endete es damit, dass sie sich über sein iPhone austauschten.
»Vielen Dank, dass du deinen Freitagabend für uns opferst«, fuhr Peter fort. »Wir wissen das beide wirklich zu schätzen. Außerdem weiß ich genau, wie sehr sich Toby freut, seine
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