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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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passenden Schuhe dazu … Sogar zwei Pelzjacken. Nerz und Kaninchen …«
    »Chinchilla!« korrigierte Kathinka böse.
    »Noch schlimmer. Eine arme Wollmaus. Die kleine Langschwanz-Chinchilla und die große Kurzschwanz-Chinchilla – beides extrem überspannte Tiere. Haben Sie den Unterschied bemerkt? Die kleinen Chinchillas haben lange Schwänze und die großen …«
    Zipka winkte mit beiden Händen ab, als Kathinka aufsprang und nach einer Abendtasche griff, die sich als Wurfgeschoß eignete.
    »Tinka, bitte nicht! Nicht an meinen Kopf. Da bin ich heute empfindlich. Aber es würde mich doch interessieren, ob Ihre Jacke aus Lang- oder Kurzschwänzen gefertigt ist und ob …«
    »Ich hasse Sie!« sagte Kathinka dumpf und setzte sich wieder aufs Bett. »Jetzt weiß ich endlich, was ich bisher nicht so recht ausdrücken konnte, was ich nicht so recht erklären konnte: Ich hasse Sie! Das ist es!«
    »Übrigens, da fällt mir ein: Mein Französisch habe ich in Genf gelernt.«
    »Was soll das jetzt?«
    »Ihre Frage von vorhin wurde noch nicht beantwortet. Nach dem Abitur konnte ich gerade so viel Französisch, daß ich einem Mädchen einen Antrag machen konnte, ohne daß man mir ins Gesicht schlug. Aber das war mir zu wenig. Da belegte ich einen Ferienkurs: ›französisch an der Quelle‹ hieß die Sache – und lernte in acht Wochen, was ich heute noch kann. Außerdem konstruierte ich damals am Genfersee meine berühmte Felchen-Flimmer-Fliege.«
    »O Gott, verschwinden Sie!« murmelte Kathinka müde. »Kümmern Sie sich um das Abendessen.«
    »Das Hühnchen gackert schon im Aspik, Madame.«
    »Wollen Sie denn nicht auspacken?«
    »Ich hatte immer noch die leise Hoffnung, daß Sie sagen: ›Wig, rein in den Wagen, wir fahren auf dem schnellsten Weg nach St. Tropez! Die ganze Nacht durch …‹«
    »Ich bleibe!«
    »Mit zehn Abendkleidern …«
    »Warum soll man in einer historischen Mühle keine Abendkleider tragen?«
    »Eben! Warum nicht?«
    Zipka summte eine alte Melodie – es mochte eine Gavotte sein –, machte dazu ein paar zierliche, klassische Tanzschritte und kletterte dann die Treppe wieder hinunter.
    Als Kathinka ein wenig später erschien – in einem langen bunten Kaminkleid, die Haare hochgesteckt, was die ebenmäßige Schönheit ihres Gesichtes noch klarer hervorhob –, hatte Zipka den Tisch gedeckt, goß Wein ein und servierte die Suppe. Er brach von der Weißbrotstange ein großes Stück ab und reichte es Kathinka über den Tisch. »Dort steht auch Salz«, sagte er mit veränderter, ernster Stimme. »Brot und Salz sind die Symbole des Lebens, der Gastfreundschaft, des Zusammenseins, des Friedens. Lassen Sie uns Frieden schließen.«
    Kathinka zögerte, aber dann tauchte sie ein Eckchen ihres Brotes in das Salzfäßchen. »Ich möchte es auch«, sagte sie gedehnt.
    »Und was hindert Sie daran, Tinka?«
    »Zum Beispiel Ihr dummes Tinka!«
    »Kathinka ist mir zu lang. Ich bin ein rationeller Mensch. Kathi klingt mir zu sehr nach Almenglocken, ist mir zu bieder – was bleibt also übrig?« Er hob sein Glas. Der Wein funkelte im Licht der beiden Petroleumlampen, als brächen Sonnenfunken aus ihm hervor. »Auf unseren Urlaub.«
    Sie stießen an, und es wurde doch noch ein friedliches Abendessen. Aus dem Kofferradio erklang leise Tanzmusik, der Wind vom Meer hatte sich verstärkt und pfiff um die Mühle, ließ die Schindeln klappern, knackte in den Balken und knirschte an den Windmühlenflügeln. Ein bleicher Mond stand über dem weiten Land und verzauberte das Schilf zu wogenden Silberfäden.
    »Da ist etwas!« meinte Kathinka plötzlich und hob den Kopf. Sie lauschte und hielt den Atem an. Dann fragte sie gespannt: »Hören Sie nichts?«
    »Was soll gewesen sein?« Zipka trank sein Glas leer und goß sich nach.
    »Ein Rufen.«
    »Das war das Saxophon …«
    »Stellen Sie mal das Radio ab.«
    Sie saßen und warteten. Jetzt war nur der Wind zu hören oder ab und zu ein leises Knacken des verkohlten Holzes vom Herd.
    »Da!« sagte Kathinka und zuckte zusammen. »Da war es wieder! Haben Sie immer noch nichts gehört?«
    »Nein.«
    »Ganz deutlich. Sie haben schlechte Ohren …«
    »Im allgemeinen nicht; aber wenn es Sie beruhigt, sehe ich nach.«
    Zipka erhob sich, warf seinen Pullover um die Schultern und ging zur Tür.
    Kathinkas Augen waren plötzlich voller Angst. »Nehmen Sie das Gewehr mit!« rief sie mit belegter Stimme.
    »Wer um diese Zeit ruft, will bestimmt nichts Böses.«
    »Bitte!«
    »Wenn es Sie

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