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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war. Dann gingen die beiden um die Mühle herum und blieben vor dem Eingang stehen.
    »Sollen wir auspacken?« fragte Zipka vorsichtig.
    »Warum nicht?« Kathinka wandte das Gesicht dem Wind zu. »So habe ich mir das vorgestellt.«
    »Und hier wollten Sie allein hausen? Sechs Wochen lang?«
    »Ja. Glauben Sie, das könnte ich nicht?«
    »Kaninchen schießen …«
    »Natürlich.«
    »Und aus der Decke schlagen …«
    »Was?«
    »Das Fell abziehen. Ausweiden. Zerlegen, Madame Robinson! Seien Sie wenigstens jetzt ehrlich, und geben Sie zu, daß Sie froh sind, mich mitgenommen zu haben!«
    »Ihre Einbildungskraft ist wirklich grandios!«
    »Ich möchte wissen, womit Sie die Zeit herumkriegen wollten?« Zipka ging zum Wagen und hob die Koffer heraus. »Ich habe da keine Not. Wenn ich etwas Neues entwerfe, bin ich ganz darin versunken …«
    »Dann werden Sie selbst zur Anglerfliege, was?« sagte Kathinka angriffslustig. »Woher sprechen Sie eigentlich so gut französisch?«
    »Danke.«
    »Was heißt hier danke?«
    »Das war Ihr erstes Kompliment an mich.« Zipka schleppte Kathinkas Büffellederkoffer in die Mühle und stellte ihn neben die Couch. »Himmel noch mal! Haben Sie sich etwa auch Arbeit mitgebracht? Was ist denn da so schwer?«
    »Sie haben eben keine Ahnung, was eine Frau so braucht«, erwiderte Kathinka und setzte sich auf die niedrige Couchlehne. Sie wartete, bis Zipka mit dem zweiten Koffer erschien. »Und schießen können Sie auch? Entwerfen Sie vielleicht auch das Design in dieser Branche?«
    »Gewiß. Ich habe einmal einen Hirschfänger entworfen.« Ludwig Zipka seufzte und ließ sich in einen der alten Sessel fallen. Das Gestell krachte warnend. »Mit eingebauter Spieldose. Wenn man die Klinge ansetzte, um einen Hirsch aufzubrechen, ertönte es im Griff: ›Im Wald und auf der Heide, da such' ich meine Freude …‹ Das Modell wurde leider kein Erfolg. Die Jäger lehnten es ab.«
    »Welch ein Blödsinn!« sagte Kathinka wütend. »Die Koffer müssen in den oberen Stock.«
    »Ich weiß.« Zipka musterte die steile Treppe. »Eigentlich sollte man sich dafür anseilen. Aber ich habe ja Sie! Bleiben Sie bitte am Fuß der Treppe, dann falle ich weich.«
    Es war wirklich nicht einfach, die schweren Koffer in die oberen Zimmer zu bringen. Zipka trug sie auf der Schulter, hielt sich mit der einen Hand am wackeligen Geländer fest und tastete mit den Füßen die einzelnen Stufen ab. Kathinka stand wirklich unten an der Treppe, starrte ihm nach, nagte nervös an der Unterlippe und stieß sogar einen leisen Schrei aus, als Zipka auf halber Höhe ein Koffer von der Schulter rutschte. Zipka mußte rasch nachgreifen und begann dabei erheblich zu schwanken.
    »Merde!« sagte er laut, aber er lächelte dabei, was Kathinka nicht sehen konnte. Sie hat Angst, dachte er glücklich. Sie hat tatsächlich Angst um mich! Wenn ich ausrutsche, sie würde mich ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit auffangen! Es ist ein herrliches Gefühl, das zu wissen.
    »Verzeihung«, sagte er keuchend. »Es ist mir so herausgerutscht! Ich wollte sagen: Du böser, böser Koffer …«
    »Gehen Sie endlich weiter!« rief Kathinka zurück. »Oder nein! Brechen Sie sich den Hals!«
    Der Abend war ausgefüllt mit Auspacken und anderen Verrichtungen. Während Zipka in der Küchenecke aus Holz und Holzkohle ein Feuer entfachte und einen Kessel mit Wasser aufstellte, rumorte Kathinka oben herum. Durch die alte Holzdecke hörte man jeden ihrer Schritte. Zipka begutachtete die Vorräte und entschied sich, Ochsenschwanzsuppe und Huhn in Aspik auf den Tisch zu bringen. Die Dupécheurs hatten das Essen für die ersten Tage herausgebracht. Dazu gab es einen hellroten Landwein, der ganz leicht nach Zimt duftete. Zipka hatte ihn probiert und dabei die provencalische Sonne stumm gelobt.
    »In zehn Minuten ist das Essen fertig!« rief er hinauf. »Das Ochsenschwänzchen wird gerade erhitzt.«
    Da er keine Antwort bekam, kletterte er in den oberen Stock und blieb, nun ehrlich erstaunt, stehen. Kathinka Braun hatte ausgepackt. Ihre Kleider hingen überall herum, wo man Kleiderbügel anhaken konnte. Der Inhalt des zweiten Koffers lag verstreut auf dem Boden oder dem riesigen Bett. Kathinka saß inmitten der Auslagen und blickte Ludwig Zipka kampfbereit entgegen. In ihren Augen konnte man lesen, daß sie wußte, was Zipka gleich sagen würde.
    »Du lieber Himmel!« stieß er hervor und lehnte sich an die Tür. »Das gibt es doch nicht … Zehn Abendkleider, die

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