Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
versuche, einen mitfühlenden Ton zu treffen. »Ich bin jetzt in Reading.«
»O Grace. Danny ist in einem furchtbaren Zustand.«
Plötzlich komme ich mir wie eine schlechte Freundin vor. Ich war nicht für ihn da. Er hat das alles allein durchgemacht.
»Ich weiß, Pam. Was ist los?«
»O Grace. Am besten, ich sage es dir direkt.«
Wieder höre ich Danny im Hintergrund erstickt schluchzen. Es muss was mit seinem Vater sein. So habe ich damals auch geweint. Wahrscheinlich wollte er mir nichts sagen, weil es die Erinnerungen an den Verlust meines eigenen Vaters zurückgebracht hätte. Armer Dan.
»Okay … Lass dir Zeit, Pam.«
»Grace, du bist so ein reizendes Mädchen. Ich liebe dich wie eine eigene Tochter.«
»Danke, Pam. Das bedeutet mir sehr viel.«
»Aber Dan möchte die Beziehung mit dir nicht länger fortführen, Grace. Ich glaube, er hat das Gefühl, ihr habt euch auseinanderentwickelt.«
Ich sage nichts. Ich lausche nur Dannys Weinen im Hintergrund.
»Grace, hast du mich verstanden?«
Ich habe verstanden, aber ich kann nicht sprechen.
»Grace, Schatz, er wusste nicht, wie er es dir sagen soll, weil du ihm immer noch so viel bedeutest. Deshalb dachte ich, dass ich es dir beibringe. War das falsch von mir? O Schätzchen. Es tut uns allen so leid.«
Ich sage nichts, aber ich überlege. Irgendwo in meinem Gehirn versuche ich, einen Satz zu formulieren, einen Satz, der aussagt, dass uns zu viel verbindet, um alles wegzuwerfen, oder so ähnlich, nicht ganz so abgedroschen. Aber Pam redet weiter, bevor ich die Chance habe, auf einen Satz zu kommen.
»Er hat eine neue Arbeitsstelle, Grace. Einen großartigen Job, allerdings in Vancouver. Er hat zugesagt. Er fliegt am Freitag. Kommenden Freitag. Wir kommen morgen mit einem Transporter vorbei, um seine Sachen aus der Wohnung zu holen.«
Ich sage immer noch nichts. Ich schalte das Handy einfach aus und lasse es aus meiner Hand gleiten. Dann blicke ich hinaus auf die Tankstelle. Es fängt an zu regnen.
31
Ich habe die ganze Nacht und auch den Großteil des nächsten Tages auf der Raststätte verbracht. Ich hätte in einem Motel einchecken können, aber ich wollte mit niemandem reden. Ich wollte nicht einmal nach einem Zimmer fragen. Ich bin einfach im Wagen sitzen geblieben, habe mein Handy ausgeschaltet und durch die Windschutzscheibe gestarrt. Ab und zu habe ich das Fenster geöffnet. Der Dieselgestank war überraschenderweise tröstlich. Wenn ich zur Toilette musste, bin ich in die Raststätte gegangen, danach habe ich mir jedes Mal ein Eis gekauft. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass ich die Raststätte eigentlich nie wieder zu verlassen brauchte, und diese Vorstellung fand ich nicht einmal beunruhigend.
Allerdings verließ ich sie dann doch. Irgendwann am späten Nachmittag bin ich langsam nach Hause gefahren, aber als ich dort ankam, sah ich, dass Danny und seine Eltern noch da waren – ein weißer Transporter stand vor dem Haus. Also fuhr ich ins Büro.
Jetzt stehe ich vor der Tür und sehe, das John Dingsbums noch da ist. Er starrt blinzelnd auf seinen Monitor, also weiche ich vorsichtig zurück, in der Hoffnung, dass er mich nicht bemerkt. Ich werde zum Friedhof fahren müssen, denke ich, während ich zu meinem Wagen gehe.
» GRACE !«
Es ist Wendy. Sie stürzt aus dem Büro und rennt mir nach. Ich beschleunige meine Schritte, aber Wendy ist schnell. Sie war schon immer schneller als ich. Das liegt an den acht Zentimetern, die sie mir voraus hat. Bevor ich mein Auto erreiche, berührt sie meine Schulter.
»Süße, komm her«, sagt sie und legt den Arm um mich. »Dannys Mutter hat im Büro angerufen und es mir gesagt. Wir konnten dich nicht erreichen. Ich habe mir richtig Sorgen um dich gemacht.«
Ich lehne den Kopf an ihre Schulter.
»Du weißt, ich mag Danny«, sagt sie, während wir so dastehen. »Trotzdem, was für ein Arsch.«
Ich sage nichts. Ich denke nicht, dass Danny ein Arsch ist. Nicht wirklich. Na ja, vielleicht ein kleiner.
»Komm, wir gehen ins Büro, und ich mache dir einen Tee.«
Ich zögere. Ich habe kein Problem mit Wendy, aber ich möchte John nicht sehen.
»Mach dir keine Gedanken wegen John. Er macht sich Sorgen um dich, seit du gestern losgefahren bist. Er weiß das mit Dan nicht. Er glaubt, irgendwem in Wales ist was passiert. Es ist gut. Komm.«
Ich lasse es zu, dass sie mich ins Büro führt.
»Gracie«, sagt John und steht auf.
Dann wird ihm bewusst, dass er nicht weiß, was er tun soll, also wartet er
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