Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
albern, aber du weißt, was ich meine.«
Ich nicke. Ich versuche wirklich, mich auf Wendy zu konzentrieren.
»Die andere Möglichkeit ist also, du bekommst das Kind. Dafür entscheiden sich auch viele Frauen. Du musst wissen, dass ich gut mit Kindern umgehen kann und als Babysitter zur Verfügung stehe. Du brauchst also keine Angst zu haben, dass du nie wieder ausgehen kannst. Andererseits, bei dem neuen Rauchverbot und diesen Tüchern, in denen man die Babys vor der Brust trägt, kannst du auch mit Kind jederzeit raus, wenn dir der Sinn danach steht. Und wenn du Angst hast vor der Geburt … Ich meine, ich kann dir dabei zwar nicht wirklich helfen, aber ich kann dich begleiten und deine Hand halten. Ich würde auch zum Geburtsvorbereitungskurs mitkommen und mit dir üben, auf dem Boden mit gespreizten Beinen zu hecheln. Du musst also nur wissen, alles wird gut, egal, wie du dich entscheidest. Besser als gut. Und du musst dich nicht sofort entscheiden. Lass dir ein bisschen Zeit und horch in dich hinein, aber vergiss nicht, alles wird gut … Fuck! Freddie und Anton kommen gerade. Sie steigen aus einem Taxi mit … O. Mein. Gott. Das muss diese Pilatestrainerin sein – sie heißt Fran, glaube ich. Mit der hängt Anton öfter zusammen. Sie sieht unheimlich gut aus. Wow! Sie scheinen ziemlich aus dem Häuschen zu sein.«
Ich bin auf einmal hellwach. Wie beiläufig schlendere ich zu Wendys Beobachtungsposten hinüber. Sie hält den Vorhang ein bisschen weiter auf, damit ich auch etwas sehen kann. Anton steht neben einem Black Cab und bezahlt gerade den Fahrer, während hinter ihm Freddie und eine Frau, die aussieht wie Uma Thurman, warten. Sie streichelt Antons Rücken, während er mit dem Taxifahrer spricht. Daran ist nichts weiter ungewöhnlich, abgesehen davon, dass die drei, wie Wendy bereits sagte, aus dem Häuschen sind. Aus irgendeinem Grund haben alle ein Zahnpastareklame-Lächeln im Gesicht. Vielleicht hat sich etwas Wunderbares ereignet. Vielleicht hat Anton seinem Sohn eröffnet, dass Uma und er heiraten werden. Diese Vorstellung sollte mich eigentlich freuen, Anton ist mein Freund. Ich freue mich jedoch nicht. Wenn überhaupt, dann stimmt mich das nur noch trauriger. Ich schleiche zurück zu meinem warmen Platz auf der Couch.
»Freddie hat wieder sein blaues Hemd an«, sagt Wendy. »Ich meine, an dem Hemd ist nichts auszusetzen, aber er sollte mal was anderes anziehen, wenn er ausgeht. Würden wir zusammenkommen, würde ich ihn zu Selfridges schleifen und ihn neu einkleiden. Übrigens, Danny muss Freddie vorher eingeweiht haben. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Freddie dich zum Essen eingeladen hat. Ich weiß, ich habe mit zwei von seinen Kumpels geschlafen, aber falls wir tatsächlich zusammenkommen, ist es doch schön zu wissen, dass wir unsere Freunde und Freundinnen attraktiv finden. Ich wünschte nur, er hätte mich gefragt und nicht dich. Neulich hatte ich den Eindruck, dass wir uns super verstehen. Seitdem versuche ich, ihn mir abzugewöhnen. Ich halte neuerdings morgens vor dem Spiegel Motivationsansprachen, so wie du. Ich wiederhole immer wieder den Spruch ›Ich stehe nicht auf Freddie, er ist ein Wichser‹, wieder und wieder und wieder. Oh, Anton schaut gerade hoch. Ich hoffe, er hat mich nicht beim Spionieren erwischt. Ist Anton nicht cool? Endlich mal ein Mann, der weiß, wie er sich anziehen muss. Er trägt immer so schöne Hemden, und er wechselt sie auch regelmäßig. Außerdem sieht er richtig gut aus in Jeans. Ich finde, man sollte allen älteren Männern verbieten, Jeans zu tragen, außer Bruce Springsteen und Anton. Anton finde ich voll in Ordnung. Du offenbar auch, immerhin hattest du einen erotischen Traum mit ihm. Vielleicht hätte ich besser Anton nachstellen sollen statt seinem Sohn. Vielleicht habe ich was verwechselt? Nee, Freddie ist der Richtige für mich. Komisch, dass man das einfach so weiß, nicht? Ich wünschte nur, Freddie wüsste es auch. Hoffentlich verwandelt er sich irgendwann in Anton. Egal, Anton macht jedenfalls den Eindruck, als wäre er ziemlich verknallt in sein Model da unten. Okay, wo war ich? Du Gierschlund! Du hast ja schon den ganzen Eisbecher verputzt! Beeindruckend. Soll ich jetzt Mad Men einlegen?«
Sie hüpft von ihrem Beobachtungsposten und geht mit federnden Schritten zum Fernseher, wo sie sich herunterbeugt und auf die Power-Taste drückt. Plötzlich fährt sie kerzengerade hoch und schlägt sich an den Kopf.
»O Mist!«, kreischt sie.
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