Liebe, Lust und ein süßes Geheimnis
diese Person ihren Vater bezichtigt, das Haus gestohlen zu haben.
Eigentlich rechnete Lily damit, dass Charlotte dankend ablehnen würde. Doch die nahm überraschenderweise das Angebot an.
„Ja“, sagte Mrs Addison würdevoll. „Ich denke, ich würde es sehr gerne sehen.“
Als Daniel das Beauchamp-Haus durch den Hintereingang betrat, glaubte er eine Sekunde lang, er halluziniere. Saß da tatsächlich seine engstirnige Mutter mit Lily an einem Tisch? Was zum Teufel heckte sie dieses Mal aus?
„Hallo Daniel“, sagte Charlotte in einem erstaunlich freundlichen Ton.
„Charlotte.“ Er nickte ihr zu. Was geschah hier gerade?
Er blickte Lily prüfend an, um herauszufinden, in welcher Stimmung sie war. Er wusste, wie Charlotte über Lily und deren Familie dachte, und befürchtete, dass seine Mutter ihre gehässigen Spitzen bereits losgelassen haben könnte. Doch erstaunlicherweise wirkte Lily nicht aufgeregt. Ganz im Gegenteil, sie machte einen sehr entspannten Eindruck.
„Lily, kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?“ Dann wandte er sich zu Charlotte. „Es wird nur ein paar Minuten dauern.“
Nachdem er mit Lily in der Eingangshalle außer Hörweite war, fragte er: „Warum ist sie hier?“
„Das ist schon in Ordnung, Daniel“, beruhigte sie ihn. „Deine Mutter ist auf ihrem Morgenspaziergang vorbeigekommen, um sich nach dem Haus zu erkundigen. Ich habe sie hineingebeten, und plötzlich wurde ihr etwas schwindelig.“
„Geht es ihr gut?“ Noch nie hatte er Charlotte krank erlebt. Doch mittlerweile war sie über sechzig Jahre alt, und da konnte es schon das eine oder andere Problem geben.
„Alles bestens“, versicherte Lily ihm. „Ich habe sie gefragt, ob sie mit mir den Lunch einnimmt. Danach habe ich ihr das Haus gezeigt.“
„Und sie ist dir gegenüber nicht gehässig geworden wegen deines Vaters oder wegen uns?“, fragte er skeptisch.
„Nein, nicht wirklich.“ Lily schüttelte den Kopf. „Sie hat mir gesagt, dass sie das Haus zurückkaufen will. Doch ich habe ihr zu verstehen gegeben, dass ich nicht verkaufen werde.“
„Und Charlotte hat das hingenommen?“, fragte er.
„Zuerst nicht“, erwiderte sie. „Ich habe ihr erklärt, wie sehr ich diesen Ort liebe. Und nachdem sie gesehen hat, wie viel Arbeit und Liebe in die Renovierung gesteckt wurden, hat sie vermutlich verstanden, dass es mir ernst ist.“ Lily blickte in Richtung Küche. „Wir sollten wieder zu ihr gehen. Es ist unhöflich, jemanden so lange warten zu lassen.“
Verblüfft schüttelte Daniel den Kopf, während sie zurück in die Küche gingen. Warum hatte Charlotte plötzlich diese Kehrtwendung gemacht? Was war der Grund dafür?
Keine Minute lang glaubte er, dass sie hier aufgetaucht war, um nachzufragen, ob das Haus zum Verkauf stand. Und schon gar nicht, dass sie sich mit Lilys Erklärung zufriedengab. Am wenigsten kaufte er ihr das plötzliche Mitgefühl für die Kincaids ab. So war Charlotte nicht.
Während er zu Mittag aß und der höflichen Konversation zwischen Lily und seiner Mutter folgte, wurde er dieses unwirkliche Gefühl nicht los. Charlotte legte eine Freundlichkeit an den Tag, die höchst seltsam war. Er kannte seine Mutter zu gut, um ihr dieses Verhalten abzunehmen. Sie schien sich regelrecht wohlzufühlen. Wie unheimlich!
Schließlich schaute er auf seine Armbanduhr. „Ich hasse es zu hetzen, aber ich habe gleich einen Termin und muss wieder ins Büro zurück“, sagte er und stand auf. „Wenn du möchtest, fahre ich dich noch nach Hause, Charlotte.“
„Ja, ich denke, ich werde dieses Angebot annehmen“, sagte sie und stand ebenfalls auf. Lächelnd wandte sie sich Lily zu. „Vielen Dank für den Lunch. Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern. Sie und Daniel müssen unbedingt einmal zum Dinner vorbeikommen.“
„Das wäre wirklich nett“, sagte Lily lächelnd.
Der freundliche Austausch zwischen den beiden Frauen überstieg Daniels Vorstellungskraft. Er konnte es kaum erwarten, dass Charlotte in seinem Wagen saß und er endlich erfuhr, was hinter ihrer wundersamen Veränderung steckte.
Kaum waren sie eingestiegen, stieß er unwirsch hervor: „Was sollte das gerade, Charlotte?“
„Sie liebt das Beauchamp-Haus wirklich, oder?“ Immerhin redete sie nicht lange um den heißen Brei herum.
„Ja, das tut sie“, antwortete Daniel, während er auf die Straße fuhr. „In Colonel Sam’s altem Haus zu wohnen war immer ein Kindheitstraum von Lily gewesen.“
„Auch
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