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Liebe, Lust und Lesebrille

Liebe, Lust und Lesebrille

Titel: Liebe, Lust und Lesebrille
Autoren: Felicitas Roemer
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konzentrieren. Mit Zwang lässt sich selten etwas erreichen. Manchmal lassen sich die grantigsten »Psycho-Verächter« doch interessieren, wenn Sie das Gefühl haben, dass sie selber davon »profitieren«, dass die Partnerin an sich arbeitet. So wie z. B. Lutz (58) es erlebt hat:
    »Die Prozesse, die meine Partnerin durch ihre eigene Therapie in unserer Ehe angeregt hat, haben uns einander viel näher gebracht. Ich habe sie dadurch besser kennengelernt und war dadurch motiviert, auch meine eigene seelische Beschaffenheit zu reflektieren.«
    Es nutzt also nichts, vom anderen Veränderungen einzufordern, wenn man selber nicht bereit ist, an sich zu arbeiten. Tun Sie also etwas für sich, manchmal zieht der Partner dann später nach. Und wenn nicht, haben Sie wenigstens mehr über sich selbst und Ihre Ehe bzw. Partnerschaft gelernt.
    Es lohnt sich jetzt auf jeden Fall ein genauerer Blick auf die derzeitige Paar-Situation: Wie »funktioniert« unsere Beziehung eigentlich? Wie gestalten wir unser gemeinsames Leben? Und vor allem: Was gefällt uns daran und was ist eine Rundumerneuerung wert? Wenn Sie Antworten auf diese Fragen finden wollen, könnten die folgenden Übungen für Sie hilfreich sein.
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    1. Ich, du und wir: Wie Verbundenheit entsteht
    Partner tun in der Regel recht viel, um sich miteinander verbunden zu fühlen und um eine ganz individuelle Paar-Identität zu entwickeln. Dieses gemeinsame Gefühl der Verbundenheit bildet dasFundament für das gemeinsame Leben und Handeln, und es gibt Sicherheit und liefert Sinn. Was also verbindet Sie miteinander?
Welche Werte sind uns beiden heute besonders wichtig (z. B. Treue, Aufrichtigkeit, Fairness, Offenheit, Verbindlichkeit …)?
Leben wir diese Werte auch (meistens)?
Welche unterschiedlichen Werte haben wir? Wie gehen wir damit um? Belastet das unsere Partnerschaft? Wenn ja, inwiefern?
Was verbindet uns miteinander?
Welche gemeinsamen Interessen haben wir?
Welche Ängste, Sorgen und gemeinsame Aufgaben binden uns aneinander? Was würde passieren, wenn diese Ängste plötzlich wegfielen?
Spielen Krankheiten in unserer Partnerschaft eine wichtige verbindende Rolle? Wenn ja, welche?
Welche Rolle spielen die (gemeinsamen) Kinder?
Was bedeuten uns die Kinder?
Was geben uns die Kinder?
Woran hindern sie uns?
Über welche »Kinderthemen« kriegen wir uns immer wieder in die Wolle?
Inwiefern belasten die Kinder unsere Partnerschaft?
Gibt es äußeren Druck auf unsere Partnerschaft, der uns dazu zwingt, zusammenzubleiben (Konventionen, religiöse Vorschriften, finanzielle Abhängigkeiten oder Verbindlichkeiten etc.)? Wie geht es mir/uns damit?
Hat ein Partner dem anderen gegenüber ausgeprägte Schuldgefühle? Wenn ja, wo kommen sie her? Reden Sie darüber?
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Exkurs Schuldgefühle: Was uns aneinander bindet, muss nicht immer ausschließlich positiver Natur sein. Oft binden uns auch nicht gelöste Konflikte aneinander, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Manchmal spielen auch Schuldgefühle eine Rolle, die allerdings oft abgewehrt und nicht wahrgenommen werden, weil sie so unangenehm sind. Wenn Sie wirklich neugierig sind, kann die Suche nach Schuldgefühlen in der Partnerschaft hilfreich sein und interessante Erkenntnisse zutage fördern.
    Bedenken Sie dabei, dass es sich um Schuld gefühle handelt, also nicht um Schuld an sich, sondern um das Gefühl , Schuld auf sich geladen zu haben. Das ist ein gewaltiger Unterschied: Schuldgefühle entstehen sehr oft, ohne dass jemand wirklich schuldig geworden ist. Sie beruhen häufig auf der Befürchtung, unzulänglich zu sein und den eigenen Ansprüchen bzw. den Ansprüchen des Partners, der Partnerin nicht gerecht werden zu können. In diesem Fall müsste man sich intensiv mit den eigenen Erwartungen und den Erwartungen des Partners auseinandersetzen, sich vielleicht sogar die Ansprüche anschauen, die in der Herkunftsfamilie gestellt wurden.
    Also: Wer Schuldgefühle hat, hat nicht zwangsläufig auch Schuld. Und umgekehrt gilt: Wer keine Schuldgefühle hat, muss nicht zwangsläufig frei von Schuld sein.
    Hier gilt es also genau hinzuschauen. Im Übrigen kann kein Mensch durch das Leben gehen, ohne irgendwann »schuldig« zu werden. Mit dieser Erkenntnis müssen wir leben und uns auch das verzeihen.
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    2. Mehr als immer nur dasselbe: Warum Routinen sinnvoll sind und (manche) Rituale sogar wertvoll
    Es ist ein Märchen, dass alle Gewohnheiten von Paaren zwangsläufig zu Langeweile und Erstarrung führen und das gemeinsame
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