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Liebe, Lust und Lesebrille

Liebe, Lust und Lesebrille

Titel: Liebe, Lust und Lesebrille
Autoren: Felicitas Roemer
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auszugeben, um sich bei einer Beratung Unterstützung bei der eigenen Entwicklung zu holen, ist immer noch verpönt. Die meisten Paare machen das nur, wenn die Konflikte bereits destruktive Formen annehmen, wenn ein Partner »fremdgegangen« ist und sich die Paar-Krise dramatisch zuspitzt. Das ist schade, denn vielen Paaren wäre geholfen, wenn Sie sich rechtzeitig darum bemühen würden, den Partner besser zu kennen.
    Viele Paare haben mit Dauerstreitereien zu tun oder sind durch einen gemeinsamen Grundkonflikt miteinander verstrickt. Oder sie sind heftig damit beschäftigt, latente Konflikte dauerhaft zu unterdrücken, und setzen damit jede Lebendigkeit und Leidenschaft ihrer Beziehung aufs Spiel. Denn sowohl Lebendigkeit als auch Leidenschaft speisen sich zu einem großen Teil aus den Unterschieden, die wir als Individuen mitbringen. Finden wir nicht am Anfang am anderen besonders oft genau das anziehend, was wir selber nicht haben, nicht können bzw. nicht»sind«? Doch irgendwann hören viele Paare auf, das als Chance zur Weiterentwicklung zu betrachten, und finden es eher störend, wenn der Partner oder die Partnerin andere Ansichten und Vorlieben hat und anders empfindet. Aber wir können nur von- und miteinander lernen und uns weiterentwickeln, wenn wir diese Unterschiede nicht nur akzeptieren, sondern sie sogar noch befördern. Je differenzierter wir selber sind, desto lebendiger und intimer kann dann auch unsere Partnerschaft werden.
    Wir können auch an unserer Partnerschaft nur dann etwas verändern, wenn wir ihre ganz besondere Beschaffenheit kennen, wenn wir um unsere Beziehungsmuster und »Problemzonen« wissen. Viele unbearbeitete Konflikte laufen aber jenseits unseres Bewusstseins ab und können daher weder angesprochen noch gelöst werden. Es kann also nicht schaden, sich mal die folgenden interessanten Fragen zu stellen und sich bestimmte Themen damit (wieder) ins Bewusstsein zu holen:
Wie sind wir miteinander im Kontakt?
Wie steht es um unser Liebesleben?
Was sind unsere aktuellen Themen?
Wie sehen unsere aktuellen Beziehungsmuster aus?
Was gefällt mir in meiner Partnerschaft, was weniger? Was sollte verändert werden, damit ich weiterhin mit ihm/ihr mein Leben »teilen« möchte?
    Die Antworten auf all diese Fragen – die bei allen Paaren sehr unterschiedlich ausfallen werden! – können Sie mithilfe dieses Kapitels ganz individuell herausfinden. Dazu gehört neben einer gesunden Portion Neugier natürlich auch ein bisschen Mut. Doch nur wer sich traut, auch die neuralgischen Punkte zu berühren, kann etwas dazulernen. Trauen Sie sich! Liebe ist nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen, eitel Sonnenschein und wunderbare Harmonie. Liebe ist vielschichtig. Liebe ist etwas für erwachsene, reife Menschen. Für Leute, die sich trauen, sich ernsthaft aufeinander einzulassen, auf die Gefahr hin, sich verwundbar zu machen und verletzt zu werden. Liebe ist einfach nichts für Feiglinge!
    Also: Ran an die Beziehungsinventur! Begutachten Sie genau die partnerschaftlichen Bestände! Wo ist Fülle, wo Leere? Was ist im Überfluss vorhanden, woran mangelt es? Kann ich mit diesem Mangel gut leben oder wünsche ich mir hier Veränderung? Seien Sie bei diesen Überlegungen freundlich, aber auch ehrlich mit sich – und mit Ihrem Partner, wenn dieser denn auch Lust hat, sich damit zu befassen.
    Sie können diese Fragen sowohl allein als auch mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin zusammen beantworten. Je offener Sie dabei miteinander sind, desto besser ist das. Scheuen Sie sich auch nicht, dem anderen etwas zu sagen, was ihn möglicherweise wundern oder irritieren könnte. Sich gegenseitig allzu sehr zu schonen, fördert nur gegenseitige Unkenntnis. Davon profitiert letztlich niemand.
    Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Ich will damit nicht sagen, dass man keine Geheimnisse voreinander haben dürfte oder ständig miteinander über alles diskutieren sollte. Dennoch ist eine gewisse freundliche Direktheit und Offenheit mitunter wichtig. Falsche Rücksichtnahme und daraus resultierende Unehrlichkeiten führen auf Dauer oft eher zu innerer Entfremdung denn zu mehr Kontakt.
Anmerkung: Lassen Sie sich für die Beantwortung dieser vielen Fragen viel Zeit. Wenn Sie ernsthaft mit diesen Anregungen arbeiten wollen, kann sich das über einen längeren Zeitraum hinziehen. Haben Sie Geduld mit sich, und wenn Sie nicht gleich eine Antwort finden, macht das gar nichts. Alles, was Ihnen wichtig ist, wird sich irgendwie als Thema
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