Liebe, Lust und Lesebrille
Gefühl angemessen viel Raum. Nehmen Sie Ihre Kränkung ernst und teilen Sie Ihrem Partner mit, was Ihnen wehgetan hat. Beachten Sie dabei folgende Punkte:
Achten Sie bitte darauf, keine Vorwürfe zu machen. (Also nicht: »Du bist unfair zu mir gewesen, merkst du das gar nicht?«, sondern: »Ich habe das als sehr unfair erlebt.«)
Reden Sie von sich und nicht über den anderen .
Benennen Sie sehr konkret, was das Verhalten Ihres Partners bei Ihnen ausgelöst hat; z. B.: »Ich war durch deine Worte irritiert«, oder: »Ich war sauer/wütend/traurig, weil …«
Muten Sie Ihrem Partner Ihre Gefühle zu und sorgen Sie dafür, dass Sie gehört werden, auch wenn er sich lieber das Thema vom Hals halten möchte: »Ich möchte, dass du registriert, was du mit deinem Verhalten bei mir ausgelöst hast. Es ist mir wichtig, dass wir das miteinander klären.«
Zweiter Schritt: Die Verletzung anerkennen
Wichtig ist nun, dass der Partner bereit ist, die Verletzung des anderen anzuerkennen, und nicht versucht, dem Verletzten diese Gefühle auszureden. Sätze wie »Du bist einfach zu empfindlich« oder »Das hab ich doch so gar nicht gemeint« sind wenig hilfreich. Im Gegenteil: Sie vermitteln demjenigen, der sich ohnehin schon verletzt fühlt, auch noch zusätzlich das Gefühl, nicht so empfinden zu dürfen, wie er nun aber mal empfindet. Das bedeutet eine zusätzliche Kränkung. Jeder Mensch möchte sich mit seinen Gefühlen ernst genommen und angenommen fühlen.
Ebenso wenig hilfreich ist es, wenn der »Verletzer« darauf verweist, dass er seinen Partner doch nicht kränken wollte. Das mag zwar stimmen, es ist aber trotzdem geschehen! Immerhin sind seelische Kränkungen hoch subjektiv, und kein Mensch kann beurteilen, ob dieses Gefühl nun berechtigt ist oder nicht. Jeder hat seine wunden Punkte, an denen er besonders verletzbar ist.
Der »Verletzer« sollte also unbedingt hinhören und den Schmerz des anderen anerkennen, auch wenn es schwerfällt und möglicherweise das eigene Selbstbild ins Schwanken bringt. »Ich sehe, dass ich dich gekränkt habe«, ist ein sehr heilsamer Satz. Jemand, der diesen Satz aussprechen kann, erkennt den Kummer des anderen an, statt ihn weg- oder kleinreden zu wollen.
Vielleicht kennen auch Sie die Situation, dass Menschen immer wieder mit denselben alten Geschichten und Vorwürfen aufwarten. Der Partner kann darauf genervt reagieren und unwirsch verlangen, nicht mehr diese »ollen Kamellen von vorgestern« aufzuwärmen. Wenn auch Sie einen solchen partnerschaftlichen Dauerbrenner haben, dann ist das ein sicherer Hinweis darauf, dass dieser »Dauerbrenner« emotional noch an einem Partner nagt und noch nicht ausreichend bearbeitet wurde. Manchmal braucht es einfach auch hier nur die annehmenden Worte: »Ich weiß, dass ich dir damit damals sehr wehgetan habe.« Diese Worte können auch nachträglich noch hochwirksamer Balsam für die Seele sein. Vorausgesetzt, sie sind ernst gemeint und nicht nur um des lieben Friedens willen leichtfertig dahergesagt.
Dritter Schritt: Um Entschuldigung bitten
Im nächsten Schritt wäre es dann wichtig, wenn der »Verletzer« für sein Verhalten um Entschuldigung bitten könnte. Auch das hilft dem Verletzten, seine Wunden heilen zu lassen. »Es tut mir leid, dass ich dich mit meinem Verhalten damals so gekränkt habe. Ich bitte dich um Entschuldigung.«
Es kommt uns manchmal altmodisch und unwürdig vor, uns vor unserem Partner so zu entblößen. Und doch signalisiert diese Geste nicht nur Verständnis und Mitgefühl für den gekränkten Partner, sondern sie stellt in gewisser Weise auch seine Würde wieder her. Insofern ist es in Partnerschaften sehr wichtig, hin und wieder um Entschuldigung zu bitten, wenn man den anderen gekränkt hat. Es ist dabei ganz gleichgültig, ob man dies bewusst oder unbewusst getan hat.
Übrigens: Man kann in der Tat nur um Entschuldigung bitten , es ist nicht möglich, sich selbst zu entschuldigen, auch wenn die Umgangssprache dies suggeriert. Ob der andere diese Entschuldigung annimmt und seinerseits zu verzeihen bereit ist, ist dann wiederum seine Entscheidung. Gehen Sie also nicht davon aus, dass ein Thema automatisch von Tisch ist, wenn Sie um Entschuldigung gebeten haben. Es ist erst dann endgültig vom Tisch, wenn Ihr Partner sich seinerseits bereit zeigt, Ihnen zu verzeihen.
Vierter Schritt: Die Verhaltensweise des anderen verstehen lernen
Es ist durchaus sinnvoll, auch über Vorkommnisse, die in den letzten Jahren
Weitere Kostenlose Bücher