Liebe, Lust und Lesebrille

der Regel gelernt, dass das Interesse aneinander und die Lust aufeinander schwanken und dass man sich in manchen Phasen schlicht gegenseitig nervt. Und bestenfalls wissen sie natürlich auch, dass das nicht bedrohlich ist,sondern normal. Paare, die sich als glücklich bezeichnen, machen auch die Erfahrung, dass sie sich nach einer Weile des Nervens oder Nebeneinanderherlebens »wiederfinden«, sich emotional wieder näherkommen. Nach partnerschaftlichen Leerlaufphasen folgen also in lebendigen Beziehungen immer wieder auch Phasen, in denen die Partner den Kontakt und ein gewisses Maß an Innigkeit suchen und finden. Bleibt das allerdings dauerhaft aus, so entstehen Stillstand und Erstarrung. Je länger dieser Zustand dauert, desto schwieriger wird es, einen Ausweg aus dieser paralysierenden Pattsituation zu finden. Ursachen für solche Erstarrungen sind oft unbearbeitete Konflikte, massive Enttäuschungen oder Ängste.
    Es ist also auch die Aufgabe beider Partner, mit kleineren gegenseitigen Enttäuschungen umzugehen und bestimmte Erwartungen an den anderen auf ein realistisches Maß herunterzuschrauben. Das ist ein durchaus sinnvoller Prozess, mithilfe dessen man die Partnerschaft stabilisieren und dauerhaft entlasten kann.
    Entscheidend ist allerdings, wie jeder Einzelne diese »Enttäuschung« verarbeitet und ob er sie gut in sein Leben integrieren kann. Das wiederum hängt unter anderem davon ab, ob er das, was er sich wünscht, woanders bekommt oder ob er vielleicht auch auf bestimmte Dinge verzichten kann. Merkt eine Frau z. B., dass ihr Partner es hasst, shoppen zu gehen, wird sie gut daran tun, mit ihrer Freundin nach schicken Klamotten Ausschau zu halten. Je nachdem, wie wichtig dieses »gemeinsame Tun« für den Einzelnen ist, wird es ihm etwas schwerer oder leichter fallen, von dieser Idee (»Ich möchte, dass ich mit meinem Mann shoppen gehen kann und er Spaß dabei hat«) abzulassen.
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    Abgeschminkt: Welche Vorstellungen haben Sie schon über Bord geworfen?
    Wenn Sie schon ein paar Jahre liiert sind, haben auch Sie sich bestimmt schon von ein paar Idealvorstellungen verabschiedet. Welche sind das?
Von welchen Idealvorstellungen haben Sie sich in Ihrer Partnerschaft schon verabschiedet?
Welche Vorstellung konnten Sie gut loslassen, welche weniger gut?
Wie geht es Ihnen heute damit?
    Es kann eine enorme Erleichterung sein, von bestimmten Vorstellungen Abschied zu nehmen und sie einfach über Bord zu werfen. Das entlastet den Partner und Sie selber. Und das Beziehungsschiff kann dann wieder mit voller Kraft voraus fahren!
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    Wesentlich schwieriger wird es allerdings, wenn es sich nicht nur um enttäuschte Wünsche (wie etwa gemeinsame Hobbys oder Unternehmungen) handelt, sondern wenn dauerhaft grundlegende Bedürfnisse nicht befriedigt werden, etwa das Bedürfnis nach Bestätigung, nach Wahrgenommenwerden oder auch nach Zärtlichkeit und Sex. Werden diese Bedürfnisse innerhalb der Partnerschaft dauerhaft nicht befriedigt, kann das für einen Partner sehr belastend sein und die Beziehung nachhaltig gefährden. Hinter einer solchen (gegenseitigen) Verweigerung stehen oftmals ungeklärte Konflikte und unverheilte Wunden.
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    Nur Unfähigkeit oder schon Verweigerung? Was geben wir uns gegenseitig nicht?
    Dass wir uns in einer Partnerschaft nicht alles gegenseitig geben können, was wir uns wünschen, ist normal. Wenn jedoch wichtige eigene Bedürfnisse und Wünsche immer zu kurz kommen, sollten wir uns das einmal genauer anschauen. Dazu könnten Sie folgende Fragen zu Hilfe nehmen:
Was vermissen Sie an Ihrem Partner? Was wünschen Sie sich schon seit geraumer Zeit von ihm und bekommen es aber nicht?
Was glauben Sie, woran das liegt?
Weiß Ihr Partner, was Sie sich von ihm wünschen?
Ist er aus bestimmten Gründen nicht in der Lage, Ihnen Ihren Wunsch zu erfüllen, oder haben Sie das Gefühl, dass er Ihnen etwas bewusst vorenthält?
Gibt es etwas, das Ihr Partner Ihnen seit geraumer Zeit relativ hartnäckig verweigert? Warum könnte das so sein?
Und umgekehrt: Welche Wünsche Ihres Partners erfüllen Sie ihm nicht? Verweigern Sie Ihrem Partner etwas? Wann hat das begonnen und welche Gründe haben Sie dafür?
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Die Zeit heilt keine Wunden. Warum Verdrängen und Vergessen keine guten Lösungen sind
    Unverheilte Verletzungen, die einer von beiden mit sich herumschleppt, sind schleichendes Gift für jede langjährige Beziehung. Wenn ein wichtiger Streitpunkt nicht wirklich aus der Welt geschafft werden