Liebe, Lust und Lesebrille
der Beziehung etwas vermisst, was er nun woanders zu finden hofft. Häufig sind Affären auch die Reaktion eines Partners auf den mangelnden Veränderungswillen des anderen. Oder er versucht damit eine emotionale Unterversorgung wie etwa Mangel an Zuwendung, Aufmerksamkeit, Wertschätzung oder erotischer Bestätigung zu kompensieren. Manchmal wird eine Affäre auch nur dazu benutzt, um möglichst tränenlos aus einer Beziehung auszusteigen, die jemand innerlich ohnehin schon längst aufgekündigt hat. Der offizielle Trennungsgrund ist dann nicht: »Ich habe mich bewusst entschieden, dich zu verlassen«, sondern: »Ich habe mich halt in jemand anderen verliebt. Dafür kann ich nichts!« Die Affäre dient in diesem Fall einerseits dazu, sich aus der Partnerschaft zurückzuziehen, aber auch dazu, sich die genaueren Hintergründe des Scheiterns in der Beziehung nicht anschauen zu müssen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Partner eigene ungelöste Probleme in die nächste Beziehung mitnehmen wird, ist deshalb sehr groß – eine Tatsache, die den Verlassenen freilich nun auch nicht trösten wird.
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Wenn ein »Seitensprung« die Beziehung belastet: Wie konnte es dazu kommen?
Wenn auch Sie mit dem Thema »Seitensprung« zu tun haben und um Klärung bemüht sind, sollten Sie sich mit folgenden Fragen beschäftigen:
Wie war die Partnerschaft einige Monate vor der Liebesaffäre?
Welche Probleme hatten wir in dieser Zeit?
Welche Konflikte gab es zu dieser Zeit?
Hatte sich etwas Wichtiges verändert?
Welche Probleme gab es, die wir in dieser Zeit unter den Teppich gekehrt haben?
Wer hat wann etwas nicht angesprochen, obwohl es vielleicht nötig gewesen wäre?
Wer hat was vermisst?
Was hätte innerhalb der Partnerschaft passieren müssen, um die Affäre vielleicht verhindern zu können?
Wenn Sie mit diesen Fragen alleine nicht weiterkommen, wenn Sie sich immer wieder in Spiralen von Vorwürfen und Rechtfertigungen wiederfinden oder einfach nicht in Ruhe miteinander reden können, ohne dass es ordentlich »kracht«, dann kann eine Paarberatung oder -therapie sehr hilfreich sein.
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Versöhnung nach einem »Seitensprung«. Oder Trennung?
Natürlich ist es möglich, nach dem »Seitensprung« eines Partners ein Paar zu bleiben. Im besten Falle haben beide Partner etwas voneinander verstanden, was sie vorher noch nicht verstanden hatten. Damit sich das Zusammenleben aber nicht wie ein »fauler Kompromiss« anfühlt, sondern auch gute Aussichten auf Erfolg hat, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:
Beide Partner müssen die Partnerschaft weiterführen wollen – aus Überzeugung und nicht aus falschem Mitleid, Schuldgefühlen oder »der Kinder wegen«;
die Affäre muss beendet werden, um der Partnerschaft eine neue Chance zu geben;
der »Fremdgeher« sollte die Kränkung seines Partners anerkennen und ihn/sie um Entschuldigung bitten;
die Hintergründe der Affäre sollten möglichst offen miteinander geklärt und besprochen werden, ebenso die aktuellen Wünsche aneinander, eventuell auch mithilfe einer Paarberatung;
der »Betrogene« sollte sich bemühen, die Gleichwertigkeit in der Beziehung wiederherzustellen; ist er nicht willens oder in der Lage, dies zu tun, hält er den Partner stets in der »Büßerposition«. Ein solches Ungleichgewicht der Machtverhältnisse aber ist wiederum Gift für die Beziehung und führt vermehrt zu Rache- oder Ausbruchsgelüsten.
Manche Paare verkraften aber einen solchen »Seitensprung« und die damit auftretenden Irritationen nicht. Das kann dann der Fall sein,
wenn die gemeinsame Vertrauensbasis der Partner nicht reicht, um gemeinsam die Hintergründe der Affäre offen zu beleuchten;
wenn der »Fremdgeher« innerlich schon längst aus der Beziehung ausgestiegen ist, kein Interesse am Partner mehr zeigt und die/der Geliebte nur die Trennung erleichtern soll;
wenn seitens des »Fremdgehers« keine Einsicht vorhanden ist, den Partner verletzt zu haben;
wenn der »Fremdgeher« keine Bereitschaft zeigt, an der Partnerschaft zu arbeiten, und nicht willens ist, in der Zwischenzeit die Affäre eine Weile ruhen zu lassen;
wenn seitens des »Betrogenen« kein Interesse daran besteht, nach den Hintergründen zu suchen und auch das eigene Verhalten zu reflektieren;
wenn der »Betrogene« den »Fremdgeher« nur als Schuldigen und sich selbst nur als Opfer zu betrachten vermag und nicht willens und bereit ist, ihm zu verzeihen.
Manche Paare ziehen aus einem »Seitensprung« allerdings ganz
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