Liebe, Lust und Lesebrille
befreiend und beglückend sein, ja sogar Spaß machen. Insbesondere wenn Paare erfolgreich miteinander einen Konflikt bearbeitet haben, können sie oft mit Stolz und Humor auf ihre gemeinsame Krise und Entwicklung zurückblicken. Das freut dann den Therapeuten besonders.
Lesen Sie im nächsten Kapitel nun, wie Sie weiter gemeinsam wachsen und Ihre Sexualität wiederbeleben bzw. lebendig halten können. Es wird einigermaßen aufregend, versprochen!
6. Mehr Ich + mehr Du = mehr Wir!
Wie man gemeinsam wächst. Und warum Sex besser wird, wenn wir älter werden
Wenn Sie dieses Buch bis hierher durchgelesen haben, haben Sie vermutlich schon Folgendes getan:
Sie haben sich mit Ihrem Leben, Ihren Erfolgen und Träumen beschäftigt;
Sie haben freundlich Bilanz gezogen und sich auf die Schulter geklopft, sich aber auch das Vergangene und Verlorene angesehen und vielleicht ein wenig darum getrauert;
Sie haben einen Blick in Ihre Paar-Vergangenheit geworfen und (hoffentlich angemessen!) gewürdigt, welche Krisen Sie schon gemeinsam überwunden und welche Schwierigkeiten Sie bereits gemeistert haben;
Sie haben Ihre Partnerschaft, so wie sie sich jetzt darstellt, unter die Lupe genommen und eine kleine Beziehungsinventur gemacht: Sie haben sich angesehen, was alles gut ist, aber auch, was vielleicht noch verbesserungswürdig ist;
Sie haben sich (vielleicht sogar gemeinsam mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin) Ihre gemeinsamen »Altlasten« angeschaut und sich mit liegen gebliebenen Konflikten beschäftigt; vielleicht gab es hier auch schon die ein oder andere interessante Erkenntnis und Aufklärung?
Sie haben sich mit Ihren jeweiligen Grundkonflikten beschäftigt und zumindest eine Ahnung davon bekommen, wo möglicherweise in Ihrer Partnerschaft der »Hase im Pfeffer« liegt.
Herzlichen Glückwunsch, Sie haben schon eine Menge für sich und Ihre Partnerschaft getan. Weitaus mehr als ein durchschnittliches Paar in seinem ganzen Leben! Es ist immer wieder überraschend zu sehen, wie wenig manche Paare über sich selbst und ihren Beziehungskosmos Bescheid wissen. Umso besser, dass Sie jetzt schon eine ganze Menge über sich, Ihren Partner und Ihre Partnerschaft erfahren haben. Und wenn Sie Ihr Miteinander noch weiter vertiefen und nachhaltig festigen wollen, dann ist dieses Kapitel für Sie genau das Richtige. Denn hier finden Sie noch einige weitere Anregungen aus der Paar- und Sexualtherapie, wieSie Ihre Partnerschaft lebendig halten und tieferes gegenseitiges Verständnis füreinander entwickeln können.
15 Tipps, um die Liebe lebendig zu halten und gemeinsam zu wachsen
1. Gehen Sie davon aus, dass Sie Ihren Partner nicht kennen
Machen Sie den Grundsatz »Ich bin nicht du, ich weiß dich nicht«, den der Paartherapeut Michael Lukas Moeller entwickelt hat, 15 zu Ihrem Paar-Credo. Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie Ihren Partner in- und auswendig kennen und seine Antworten oder Handlungen bereits vorhersagen könnten. Behaupten Sie nichts über Ihren Partner und unterstellen Sie ihm nichts. Bleiben Sie stattdessen neugierig und interessiert. Fragen Sie häufiger mal nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Das wird Ihr Partner dann mögen, wenn er merkt, dass Sie an einer ehrlichen Antwort interessiert sind. Wenn Sie allerdings aus einem Kontrollbedürfnis heraus fragen oder nur um Bestätigung zu erfahren, wird er sich höchstwahrscheinlich bedrängt oder ausgefragt fühlen.
Mit der Haltung »Ich weiß dich nicht« werden Sie immer wieder ganz neue Aspekte Ihres Partners/Ihrer Partnerin kennenlernen. Sie hat aber auch einfach viel mit Respekt und Achtung zu tun. Statt den Partner lediglich als Teil unseres Selbst zu sehen, den wir ohnehin schon kennen wie unsere Westentasche, sollten wir ihn erkennen als das, was er tatsächlich ist: ein anderer Mensch mit anderen Ansichten, einer eigenen Biografie, anderen Gefühlen und anderen Bedürfnissen.
2. Versuchen Sie, authentisch zu bleiben, und stehen Sie zu sich selbst
Auch wenn dies mit der Gefahr verbunden zu sein scheint, sich gelegentlich unbeliebt zu machen oder für Verwirrung zu sorgen: Bleiben Sie Ihrem Partner gegenüber so authentisch wie möglich. Spielen Sie ihm nicht Zufriedenheit vor, wo keine ist. Prüfen Sie genau, an welchen Stellen Sie dazu neigen, um des lieben Friedens willen »klein beizugeben«, weil Sie sich nicht »outen« wollen oder Angst vor einer bestimmten Reaktion haben. Besonders Frauen neigen ja häufig dazu, die eigenen Bedürfnisse immer
Weitere Kostenlose Bücher